Kunst & Kultur

Filmtipp: Grandiose Liebesgeschichte im Großmarkt

Der Spielfilm "In den Gängen" von Thomas Stuber ist von der Evangelischen Filmjury als Film des Jahres 2018 ausgezeichnet worden. Die Preisverleihung findet am Samstag, 15. Dezember, um 20 Uhr im Deutschen Filmmuseum, Schaumainkai 41, statt.

Christian und Marion bei der Arbeit | Foto: Zorro Filmverleih
Christian und Marion bei der Arbeit | Foto: Zorro Filmverleih

Der wortkarge, aber umgängliche Christian (Franz Rogowski) nimmt eine neue Arbeit auf, in einem Großmarkt in Ostdeutschland. Großartig, wie der Film die Atmosphäre dieser Arbeitswelt einfängt, wenn auch in vielleicht etwas idealisierter Form: Eine fast schon familiäre, wenn auch etwas ruppige Gemeinschaft, gemütliches Arbeitstempo - ob das in heutigen Großmärkten noch die Realität ist?

Jedenfalls wird Christian in der Getränkeabteilung eingeteilt. Der ältere Bruno (Peter Kurth), den die anderen „Häuptling“ nennen, nimmt sich seiner an. Christian lernt die Mechanik des Gabelstaplers kennen, Bruno zeigt ihm, wie man vom obersten Regal Getränkekästen aufnimmt und schadlos transportiert und wie man die Regale befüllt. Es gibt dafür sogar eine Prüfung, und als Christian sie besteht, applaudiert das ganze Team.

Der Großmarkt und seine Angestellten, das ist der Kosmos, der nun Christians Lebenswelt ausmacht. Zuhause hat er nur ein karges Zimmer und offenbar auch sonst nichts zu tun.

In den Gängen des Großmarkts trifft er auf Marion (Sandra Hüller), die für die Süßwarenabteilung zuständig ist. „Frischling“ nennt sie ihn, und lässt sich gern von Christian zu einem Kaffee aus dem Automaten einladen. Zwischen beiden entwickelt sich ein Flirt, den auch die anderen Kollegen mitbekommen: Er solle gut mit ihr umgehen, rät Bruno, denn Marion leidet unter ihrem Ehemann.

Wenn Christian abends Feierabend hat und auf den Bus wartet, der ihn nach Hause bringt, ist es bereits dunkel. An Weihnachten wartet er darauf, dass die Feiertage vorbeigehen, damit er wieder in seinen Arbeitsalltag kann. Als Marion für längere Zeit krankgeschrieben wird und nicht mehr zur Arbeit kommt, droht dies den genügsamen Christian aus dem Gleichgewicht zu bringen.

Mit „In den Gängen“ sei „das Soziale auf höchst zeitgemäße Weise ins deutsche Kino zurückgekehrt“, begründet die Evangelisches Filmjury ihre Entscheidung, den Film als Film des Monats Mai zu empfehlen: „Mit sorgfältigen und feinen Federstrichen, die ebenso poetisch wirken wie sie nüchtern sind, zeigt der Film die sozialen Beziehungen zwischen Menschen in ihrer Arbeitswelt und macht dabei auch die Auswirkungen der Transformation in Ostdeutschland sichtbar.“


Schlagwörter

Autorin

Antje Schrupp 227 Artikel

Dr. Antje Schrupp ist Chefredakteurin des EFO-Magazins. Die Journalistin und Politikwissenschaftlerin bloggt auch unter www.antjeschrupp.com Mastodon: @antjeschrupp@kirche.social

0 Kommentare

Zu diesem Artikel wurden noch keine Kommentare verfasst. Schreiben Sie doch den ersten.

Artikel kommentieren

Wir freuen uns, wenn unsere Beiträge zu Diskussion und Austausch beitragen. Dabei bitten wir, auf angemessene Umgangsformen zu achten und die Meinung anderer zu respektieren. Bei Verstößen gegen unsere Netiquette-Regeln behalten wir uns vor, Kommentare nicht zu veröffentlichen.

Mit * markierte Felder sind Pflichtfelder.

Errechnen Sie die Summe der dargestellten Zahlen
Captcha =