Kunst & Kultur

Paulo Vinicus da Silva Abranches Pantaleão: Von Petropolis zum Musikstudium an den Main

Die Evangelische Dornbuschgemeinde setzt die Kooperation mit der Hochschule fort: Im März hat die Verantwortung fürs Orgelspiel gewechselt.

Paulo Pantaleão spielt in der Dornbuschgemeinde die Orgel. I Foto: Bettina Behler
Paulo Pantaleão spielt in der Dornbuschgemeinde die Orgel. I Foto: Bettina Behler

Die Evangelische Dornbuschgemeinde hat einen neuen Kirchenmusiker: Paulo Vinicus da Silva Abranches Pantaleão. „Wir haben eine lange Tradition mit Kirchenmusikern, die noch an der Hochschule studieren“, alle drei, vier Jahre gibt es einen Wechsel, berichtet Pfarrerin Anja Harzke. Zum 1. März hat sich Charlotte Vitek nach vier Jahren verabschiedet. Im Anschluss an den Bachelor am Main peilt sie nun in Herford den Masterabschluss an.

Ohne Lücke hat sie den Staffelstab an Vinicus da Silva Abranches Pantaleão übergeben: 20 Jahre, geboren in Petropolis, Brasilien, katholische Grundschule, katholischer Kirchenchor, seit Sommer 2024 Student der katholischen Kirchenmusik an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main. Er begleitet in der Dornbuschgemeinde die Gottesdienste an der Orgel, die Chorleitung teilt er sich mit einer Kommilitonin.

Mit Wortwitz, Charme, großer Begeisterung für die Musik erzählt Pantaleão seine Vita. Mutter Physiotherapeutin, Vater Profiboxer, elf Geschwister – in die Wiege gelegt war ihm die Musik nicht. Aber Glaube hat in seiner Familie eine Rolle gespielt. Die Großmutter lehrte an der Universität in Petropolis methodistische Theologie, einen aus Palermo stammenden jüdischen Urgroßvater gibt es. Während Harzke sagt, im Umfeld der Dornbuschgemeinde seien nicht wenige, „die an nichts glauben – zumindest sich keiner Kirche zugehörig fühlen“, erwidert der junge Kirchenmusiker, „das gibt es in Brasilien nicht, die Leute glauben dies oder das“.

Bis zu seinem 15. Lebensjahr gehörte Pantaleão, geprägt von der Großmutter, der methodistischen Kirche an. Über den Chor, es ist der älteste Knabenchor Brasiliens, kam er zum Katholizismus. Aktuell wohnt der Student in Frankfurt-Oberrad im Wohnheim der katholischen Hochschule Sankt Georgen. Nicht auf der Etage der allgemeinen Studierenden, sondern der Seminaristen lebt er. In ein Kloster einzutreten, „das ist eine Option“, sagt der Kirchenmusikstudent. Eher jedoch bei den Benediktinern, bei den Jesuiten spielt ihm die Musik eine zu geringe Rolle.

Leichtes Erstaunen über den Klosterwunsch, Pantaleão sieht eher aus, wie einer der in Frankfurter Clubs seinen Spaß hat, quittiert er mit Lachen. Warum nicht? Wie soll denn jemand aussehen, der sich ein Klosterleben vorstellen kann? Für ihn ist Klosterleben denkbar, in Deutschland und Brasilien, eher aber in Brasilien.

Kontakt zu deutscher Kirchenmusik ergab sich 2017. In Rio fand damals der Kongress „Pueri cantores“ statt, dieses Jahr ist das Welttreffen in München verortet. Pantaleão reiste vor acht Jahren mit seinem Chor von Petropolis nach Rio de Janeiro, der Leiter des Speyerer Domchors wurde auf ihn aufmerksam. Mit 13 flog der Brasilianer erstmals nach Deutschland, für vier Wochen, 2019, 2020 wieder, für intensive Chorproben – dem folgte dann von 2022 bis 2024 ein Freiwilliges Soziales Jahr am Speyerer Dom. Klar, hat die Musik im FSJ eine Rolle gespielt. „Aber ich war auch im Büro tätig, viel gab es zu organisieren, viel Papier zu erledigen“, erzählt Pantaleão. Er beklagt das nicht, gewundert hat ihn nur, dass in Deutschland noch so viel Papier zum Einsatz kommt, in Brasilien sei das meist Digitalem gewichen.

Der Speyerer Domkapellmeister Markus Melchiori hat in Frankfurt bei den Professoren Winfried Toll Chorleitung und bei Martin Lücker Orgel studiert – an diese Verbindung konnte Paulo Pantaleão anknüpfen. Seit 12 Jahren spielt er Klavier, seit fünf Jahren Orgel. Chor und Orgel studiert er nun. Vokales belegt er unter anderem bei Peter Scholl, Instrumentales insbesondere bei Professor Stefan Viegelahn. Der Großteil der Studierenden um ihn herum kommt aus dem evangelischen Bereich. Die Liturgie unterscheide sich, bei den Liedern gebe es viele Überschneidungen, findet der Student. Die Choräle Paul Gerhardts sind ihm ein Anliegen. Aber Pantaleãos „Herzenslied“ stammt aus der Feder von Heinrich Schütz (1585 – 1672). „Ich will den Herren loben alle Zeit“. Anja Harzke wünscht sich, dass er das Werk demnächst mal am Dornbusch singt. Dann muss jemand anderes Orgel spielen.


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Bettina Behler 357 Artikel

Bettina Behler, Medieninformation Evangelische Öffentlichkeitsarbeit Frankfurt und Offenbach