Kunst & Kultur

Schāhnāme – und was ein persisches Nationalepos mit Parcival zu tun hat

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Reich bebilderte Roll-ups erzählen derzeit im Kreuzgang des Frankfurter Dominikanerklosters von Helden und Hindernissen: Aus dem Iran, dem mitteleuropäischen Hochmittelalter und der koreanischen Vergangenheit stammen die Protagonist:innen der Ausstellung, die mehrere Mythen schildert und manche Parallele zieht.

Von Epos zu Epos - Ausstellung im Kreuzgang des Dominikanerklosters I Foto: Felix Volpp
Von Epos zu Epos - Ausstellung im Kreuzgang des Dominikanerklosters I Foto: Felix Volpp

Schāhnāme ist ein persisches Nationalepos, das von einem Helden handelt, der Hindernisse überwinden muss und dabei besondere Tugenden entwickelt. Die Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte weist starke multikulturelle Züge auf, was für einen festen Platz des Werks in der Weltliteratur sorgt – auch ins Deutsche wurde die Erzählung im 19. Jahrhundert wiederholt übersetzt.

Inhaltlich finden sich in Schāhnāme – wie bei vielen anderen Epen und Überlieferungen auch – Geschichten von Moral und Selbstentwicklung. Nachzuverfolgen ist das aktuell in einer Ausstellung über Nationalepen im Kreuzgang des Dominikanerklosters, Kurt-Schumacher-Straße 23, Innenstadt. Die Schau ist Teil der Konzeption der Schāhnāme-Veranstaltung, die am 8. Oktober im Dominikanerkloster stattfand.

Die gegenwärtige Ausstellung rückt den Blick in Richtung des Iran. Sie präsentiert Bilder und Kalligraphien, die von einem persischen Helden künden. Doch auch die mittelalterliche Parcivalerzählung Wolfram von Eschenbachs wird aufgerollt sowie die in Korea zu verortende Geschichte von Prinzessin Bari, die aus der schamanistischen Tradierung kommt.

Schāhnāme ist nicht das einzige Nationalepos, das zugleich die kulturelle Identität seines Heimatlandes bestimmt und zu einer Öffnung in andere Kulturen hinein beigetragen hat. Vielerorts gibt es vergleichbare literarische Werke mit spannenden Rezeptionsgeschichten, dies wird in den gezeigten Darstellungen beispielhaft deutlich. Gezeigt wird in Form von Bild und Text, wie ein literarischer persischer Held aus dem Mittelalter im heutigen gesellschaftlichen Kontext wahrgenommen und aus unterschiedlichen Blickwinkeln kommentiert werden kann. Anstöße aus religiöser, philosophischer, literaturwissenschaftlicher und gesellschaftlicher Perspektive bereichern dabei das interkulturelle Verständnis.

Die beiden Vereine Punggyeong Weltkulturen e. V. und Bildung, Initiative und Zusammenarbeit e.V., hatten bereits zusammen das kirgisische Manas-Epos präsentiert. Für das spannende interkulturelle und interreligiöse Schāhnāme-Projekt fanden sie mit der Pfarrstelle für Interreligiösen Dialog der Evangelischen Kirche Frankfurt und Offenbach und dem Zentrum der Islamischen Kultur Frankfurt e.V. interessierte Kooperationspartner. „Durch Weltliteratur kulturelle Brücken zu schlagen und dabei interreligiösen Dialog in seiner besten Form zu führen, das hat mir sofort gefallen. Hier findet man ein Stück positive interreligiöse Religionsgeschichte, die nur wenigen bekannt ist“, sagt Pfarrerin Susanna Faust-Kallenberg, im Evangelischen Stadtdekanat Frankfurt und Offenbach zuständig für den Interreligiösen Dialog.

Punggyeong Weltkulturen e. V. wird hier als Veranstalter des Schāhnāme-Projekts vom Amt für multikulturelle Angelegenheiten Frankfurt am Main gefördert und stellt die Roll-Ups für die Ausstellung im Dominikanerkloster zur Verfügung.

Während der Öffnungszeiten des Dominikanerklosters, Montag bis Freitag von 9 bis 18 Uhr, kann die Ausstellung bis 29. Oktober besichtigt werden.

Der Eintritt ist kostenlos.


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