Kunst & Kultur

Schreiben gegen Ungerechtigkeit und soziale Kälte

Erich Niederdorfer, pensionierter Zentralbanker, ist Schriftsteller und Kirchenvorstandsvorsitzender in Frankfurt-Bornheim. Gerade erschien sein zweiter Kriminalroman: In „Villa Rosina“ geht es um die Gewissenlosigkeit der Pharmaindustrie.

Erich Niederdorfer stellt bei der diesjährigen Buchmesse seinen zweiten Kriminalroman vor. | Foto: Rolf Oeser
Erich Niederdorfer stellt bei der diesjährigen Buchmesse seinen zweiten Kriminalroman vor. | Foto: Rolf Oeser

Bereits mit Ende 50 stellte sich Erich Niederdorfer, damals noch Leiter der Sicherheitsabteilung der Europäischen Zentralbank (EZB), die Frage, was er im Ruhestand tun sollte. Als er zufällig auf einen Prospekt der „Schule des Schreibens“ stieß, sah er dies als Zeichen: Er hatte schon immer gerne geschrieben und während seiner Zeit bei der Notenbank Vorträge und Artikel verfasst. In den Kursen der Autorenschule entdeckte er seine Leidenschaft für das Schreiben: Mit 61 Jahren ließ er sich pensionieren und begann eine neue Karriere als Schriftsteller.

Fünf Jahre später kann Erich Niederdorfer bereits auf eine beeindruckende Sammlung von Werken zurückblicken. Neben Kurzgeschichten, einem Liebesroman, einem Kinderbuch und einem Theaterstück für Jugendliche und Erwachsene, veröffentlichte er kürzlich seinen zweiten Krimi. Wie in all seinen Werken spielt die Handlung in Frankfurt, der Stadt, die für den gebürtigen Österreicher längst zur Heimat geworden ist. In „Villa Rosina“ nimmt er die Auswüchse der gesellschaftlichen Entwicklung ins Visier und erinnert mit Humor und Spannung daran, dass der Mensch ein Gemeinschaftswesen und auf den Nächsten angewiesen ist.

In seinem Debütkrimi „Brickegickel“ hatte er die Machenschaften der Fleischindustrie kritisiert. In „Villa Rosina“ geht es nun um die Gewissenlosigkeit der Pharmaindustrie. In einer Seniorenresidenz werden illegale Medikamententests durchführt. Als der Hausmeister den kriminellen Machenschaften auf die Schliche kommt, bezahlt er dafür mit seinem Leben. Obwohl seine Leiche in einer Blutlache gefunden wird, muss das Ermittler-Duo gegen die Anweisungen der Behörden handeln, um die Gräuel ans Licht zu bringen, die sich hinter dem Deckmantel von Nächstenliebe und Wohltätigkeit verbergen.

Bei der Wahl des Tatorts, der Seniorenresidenz „Villa Rosina“, ließ sich Erich Niederdorfer vom Pflegeheim Haus Saalburg in Frankfurt-Bornheim inspirieren. In der Kirchengemeinde Bornheim ist er schon lange ehrenamtlich engagiert, anfangs in der Redaktion der Gemeindezeitung „Wir in Bornheim“, seit zwei Jahren auch als Kirchenvorstandsvorsitzender. Eine Verantwortung, die er wohl nicht nur übernommen hat, weil er der einzige Rentner in dem Gremium ist und also Zeit hat, wie er augenzwinkernd behauptet, sondern wohl eher wegen seiner Gabe im Umgang mit Menschen.

Schon während seiner Arbeit in der EZB sei es ihm immer wichtig gewesen, den Mitarbeiter:innen „Raum zu geben und sie mitzunehmen“, sagt Niederdorfer. Diese Fähigkeit kommt nun sowohl in seinem Engagement in der Kirchengemeinde als auch in seinen Büchern zum Tragen. Ihm liege es am Herzen, die Inhalte einer christlich-sozialen Haltung deutlich zu machen, insbesondere das Gebot der Nächstenliebe. Genau das ist auch das Thema, das dem Roman „Villa Rosina“ zugrunde liege, nämlich die Frage: „Wie gehen wir mit alten Menschen um, wie kümmern wir uns um die Seniorinnen und Senioren?“

Erich Niederdorfer: „Villa Rosina“, edition federleicht 2023, 185 Seiten, kostet 15 Euro.


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Doris Stickler 76 Artikel

Doris Stickler ist freie Journalistin in Frankfurt.