Kunst & Kultur

„Und dann kam er mit der Flöte unterm Arm über die Hauptwache geschlendert“

Seine Flötentöne gaben der Musik von Jethro Tull den besonderen Sound: Ian Anderson kommt am Samstag, 30. November, zu einem Konzert in die Katharinenkirche an der Hauptwache. Wie es dazu kam, fragten wir Stadtkirchenpfarrer Olaf Lewerenz. Für die Show „On the road to Bethlehem“ gibt es zwei mal zwei Freikarten zu gewinnen – einfach bis 12. Mai eine Mail schicken an info@efo-magazin.de.

Schnappschuss ohne Flöte: Ian Anderson in der Katharinenkirche, fotografiert vom Pfarrer.
Schnappschuss ohne Flöte: Ian Anderson in der Katharinenkirche, fotografiert vom Pfarrer.

Herr Lewerenz, wie haben Sie denn das geschafft, Ian Anderson zu einem Konzert in die Katharinenkirche zu holen?

Olaf Lewerenz: Das kam so: Ich bekam über drei Ecken eine Mail von Ian Anderson weitergeleitet. Er war wohl durch die vorletzte Luminale auf die Katharinenkirche aufmerksam geworden und wollte sie sich gerne mal anschauen. Und da habe ich ihm geschrieben.

Was passierte dann?

Nach ein paar Tagen bekam ich eine Mail – von Ian Anderson persönlich, von seinem privaten Account. Erst dachte ich: Hm, Fake? Aber vielleicht auch nicht! Er schrieb, dass er demnächst in Frankfurt sei, und wir haben uns an der Katharinenkirche verabredet. Und dann kam Ian Anderson mit seiner Querflöte unter dem Arm über die Hauptwache geschlendert. Wir hatten sofort einen Draht zueinander. Ich habe ihm die Kirche gezeigt, über eine Stunde lang haben wir uns unterhalten. Er erzählte von seinen Christmas-Konzerten, die er in England veranstaltet. Mittlerweile schreiben wir uns regelmäßig, gratulieren uns zu Geburtstagen und melden uns zu Weihnachten.

Waren Sie denn als Jugendlicher Fan der Band Jethro Tull?

Ich hatte ein paar Platten. Und 1983 in meiner Abitur-Klausur im Musik-Leistungskurs war ein Thema „Songs from the Wood“ von Jethro Tull. Ich entschied mich dann aber für das andere Thema, in dem es um die Matthäus-Passion ging.

Was reizt Ian Anderson an der Katharinenkirche? Hat er das erklärt?

Ian ist ein sehr spiritueller Mensch, versteht sich aber nicht als Christ – sondern eher als Deist oder Pantheist, er glaubt also schon an ein höheres Wesen, das in der Natur und in den Dingen wohnt. Er sieht Gott in allem. Kirchen sind für ihn vor allem kulturelle Orte. Die Katharinenkirche gefällt ihm als Raum, sie ist für ihn aber mehr als eine bloße Location.

Inwiefern?

Das Konzert ist ja ein Adventskonzert unter dem Titel „On the road to Bethlehem“, in dem aber auch das Repertoire von Jethro Tull vorkommt. Es gibt einen spirituellen Rahmen, in den auch ich als Pfarrer eingebunden bin. Ich werde ein Friedensgebet sprechen. Das ist Ian wichtig. Ihm bedeutet Weihnachten viel, da hat er ein Anliegen. Was ihm vorschwebt ist viel mehr als ein Rockkonzert in etwas anderer Kulisse. Ich freue mich auf das Konzert und bin mal sehr gespannt, wie Ian dies gestalten wird.

Das Konzert ist eine Benefizveranstaltung. Wohin wird das Geld gespendet?

Wir wollen die Einnahmen für den Wiederaufbau eines interreligiösen Schulzentrums in der indonesischen Region Palu verwenden, die noch immer stark vom Erdbeben im vergangenen Jahr betroffen ist. Jugendliche aller Konfessionen können dort Ausbildungen als Schneiderin oder Schneider oder in landwirtschaftlichen Berufen machen. Ich denke, das passt gut.


Ian Anderson, geboren am 10. August 1947, ist ein britischer Sänger, Komponist, Texter, Flötist und Gitarrist. Bekannt geworden ist er als Frontmann der Band Jethro Tull. Ian Anderson hat eine Reihe von Soloalben veröffentlicht– in der Öffentlichkeit wird er aber seit 50 Jahren vorrangig als Kopf von Jethro Tull gesehen. Dies liegt besonders daran, dass sich Anderson in seiner ersten Karriere eine charakteristische Art der Musik und Bühnenpräsenz erarbeitet hat, die meist den vorherrschenden Trends in der Rockmusik zuwiderlief – er erschien als mittelalterlicher Narr, englischer Junker und schottischer Gutsherr. Zu anderen Zeiten schlüpfte er in die Rolle eines Astronauten, Piraten oder Landstreichers. Andersons Musik vermischt Stile wie Folk, Jazz, Blues, Klassik, Rock- und Weltmusik. Seine Songtexte sind meist komplex. Häufig handeln sie von nicht ganz ernst gemeinter Kritik an Regeln der Gesellschaft - wie beispielsweise an den Kirchen. 2014 erklärte Anderson anlässlich des Erscheinens seines Soloalbums „Homo Erraticus“, dass er nicht mehr unter dem Namen „Jethro Tull“ auftreten werde.

Pfarrer Olaf Lewerenz (55) ist seit vier Jahren Stadtkirchenpfarrer an der Frankfurter Katharinenkirche. Er hat seine Promotion in Diakoniewissenschaft über den Theologen Friedrich Naumann geschrieben. Lewerenz stammt aus Lübeck, er hat auch Kirchenmusik studiert und war zuvor Schulpfarrer am Lessing-Gymnasium, Bildungsreferent und Pfarrer am Bügel.

Zu einem Konzert in die Katharinenkirche an der Frankfurter Hauptwache kommt Ian Anderson am Samstag, 30. November. Der Erlös der Show „On the road to Bethlehem The Jethro Tull Christmas Concert, performed by Ian Anderson“ kommt dem Wiederaufbau eines Schulungszentrums in Indonesien zugute. Tickets (40/55/70 Euro) gibt es bei adticket.de oder unter Telefon 0180 6050400.


Autorin

Anne Lemhöfer 139 Artikel

Anne Lemhöfer interessiert sich als Journalistin und Autorin vor allem für die Themen Kultur, Freizeit und Gesellschaft: www.annelemhoefer.de

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