„Jugendliche erleben diese Krise als sehr prägend“
Vor ihrem Umzug nach Frankfurt vorigen November war Pfarrerin Marit Günther beim Evangelischen Kirchentag in Dortmund im Einsatz. Trotz Corona-Krise ist sie jetzt voller Tatendrang für ihr neues Arbeitsgebiet. „Ich spreche viel mit Jugendlichen, besonders am Telefon. Sie erleben diese Krise als sehr prägend. Sie sorgen sich vor allem um ihre Eltern und Großeltern.“
Die Virus-Pandemie habe viele junge Menschen zum Nachdenken über existenzielle Fragen gebracht: „Was mache ich eigentlich mit meiner Zeit im Leben? Wie verhalte ich mich fair und solidarisch im Supermarkt, aber auch global mit der Nachhaltigkeit? Was ist mir wirklich wichtig im Leben?“ Die Online-Seelsorge von Sankt Peter, wo speziell Geschulte Jugendliche über eine geschützte E-Mail-Verbindung beraten, sei derzeit besonders stark gefragt. Themen seien Liebeskummer, Mobbing, die Beziehung zu den Eltern oder das Finden der sexuellen Identität.
Aber die Jugendlichen hätten jetzt auch große Lust, neue Formate auszuprobieren, hat die Pfarrerin beobachtet. Zum Beispiel hätten sie eine Konfiparty via Instagram gefeiert: Ein DJ habe ein Live-Video veröffentlicht und die Jugendlichen in ihren Zimmern dazu getanzt – Gemeinschaftsgefühl der etwas anderen Art.
Kann sich in diesen kontaktlosen Zeiten auch etwas im Verhältnis der Jugendlichen zur Kirche ändern? Vor allem ändere sich etwas im Verhältnis der Kirche zu Jugendlichen, glaubt Marit Günther. „In den letzten Wochen gab es ein Feuerwerk in der digitalen Welt der Kirche. Ich bin beeindruckt, was da alles quantitativ und auch qualitativ entstanden ist. Für eine Auswertung ist es noch zu früh, aber die Zeit des Lernens von denen, die schon vor der Krise digitale Kirche gelebt haben, ist da. Und das sind vor allem junge Menschen.“
Wie gestalte ich einen Podcast? Was ist wichtig, wenn ich mich auf Youtube präsentiere? Wie spreche ich in eine Kamera? Ihren Erfahrungsvorsprung dazu könnten junge Menschen jetzt gut in die Gemeinden weitergeben. „Nicht nur technisch müssen wir diese Veränderung gemeinsam gestalten, sondern auch inhaltlich.“
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