Zwischen Bar-Abenden und Billigläden: Was ist ein gutes Leben in der Stadt?
Was ist das gute Leben? Wie müssen öffentliche Räume aussehen, damit sich alle in ihnen wohlfühlen können?
Die Kernfragen der Stadtentwicklung gehen immer ans Eingemachte, Grundsätzliche. Deshalb ist es wunderbar und überfällig, dass sich Planerinnen und Planer derzeit um Offenbach kümmern, die kleine Großstadt im Schatten der Mainmetropole Frankfurt. Im Schatten, wirklich? Weil dort auch im bundesweiten Vergleich sehr viele arme Menschen leben?
Die durchschnittliche Kaufkraft einer Kommune wird immer wieder als Indikator angesehen, wie es um die Lebensqualität dort bestellt ist. Das ist durchaus stigmatisierend – stellt es doch in Frage, ob jenseits der oberen Mittelschichts-Milieus überhaupt gutes Leben gelingen kann. Deshalb ist die Idee super, bunte, kreative Orte zu ermöglichen, die alle besuchen können, aber in denen niemand konsumieren muss. Die Mischung macht’s.
Doch es ist eben immer eine Gratwanderung mit der „Aufwertung“. Denn das Gespenst der Gentrifizierung lauert auch in gut gemeinten Ansätzen: Erst kommen die Underground-Künstler:innen, dann der High-End-Kommerz. Ein neuer Coffeeshop taucht auf. Eine weitere Galerie. Eine vegane Bäckerei. Ein Sushi-Take-away. Das Gebiet wird optisch attraktiver, sicherer, charmanter, kurz: bürgerlicher.
Doch eine solche „Aufwertung“ wertet jene ab, die diese Gegend lange geprägt haben und die im Grunde gar nicht unglücklich in ihrer Stadt waren. Was ist so schlimm an einem Nagelstudio? Urbaner Wandel sollte nicht bedeuten: Starke rein, Schwache raus.
In Offenbach steht das alles wahrscheinlich nicht zu befürchten, zumindest nicht in absehbarer Zeit. Dafür gibt es einfach zu viele Menschen, die sich mit Herzblut für die Stadt einsetzen, in der sie leben – Menschen aus Kirchengemeinden und anderen Religionsgemeinschaften, aus der dort ansässigen Hochschule für Gestaltung, aus der Kommunalpolitik. Wandel kann dann gelingen, wenn er von innen kommt.
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