Aus Zwei mach eins
Passend zum Zusammenschluss mistet Angela Sluyter in der Kirchgasse Unterlagen aus: „Ich sortiere gerade die Sachen fürs Archiv“, erzählt die im Januar zur Kirchenvorstandsvorsitzenden der Evangelischen Stadt- und Johannesgemeinde Offenbach Gewählte. Sluyter, sie kam 1997 in den Kirchenvorstand der Stadtkirchengemeinde, auf verschiedenen Posten hat sie sich evangelisch engagiert, auch über die Gemeinde hinaus, ist die erste auf dem Kirchenvorstandsposten: Zum 1. Januar 2025 ist die Offenbacher Innenstadt-Nordendgemeinde aus einer Fusion entstanden. Vom Kaiserlei, über den Hafen und das Isenburger Schloss bis hin zum Hauptbahnhof reicht das Einzugsgebiet.
Auf das Jahr 1735 geht die lutherische Stadtkirchengemeinde zurück, deren Gotteshaus seit 1749 in der Innenstadt an der Herrnstraße steht. Die Johannesgemeinde entstand direkt nach dem Ersten Weltkrieg, 1919. Sie wurde damals aus dem Gemeindeverband herausgelöst, ein Gemeindehaus entstand. In den sechziger Jahren habe man gesagt, „wir brauchen eine richtige Kirche“, der Bau Ludwigstraße 131 wurde bis dahin als Kirchraum genutzt, erzählt Pfarrer Thomas Jourdan, der im Jahr 2004 zur Johannesgemeinde kam.
Doch die Zeiten des Gemeindewachstums, der Neubauten, sind vorbei. Knapp 1.500 Mitglieder zählt die neue Gemeinde noch, in den sechziger Jahren hatten beide zusammen rund 12.000 Mitglieder. Seit 2016 verfügte die Stadtkirchengemeinde nicht mehr über eine eigene Pfarrstelle, seit 2018 versorgte Jourdan die Gemeinde offiziell mit. Konfirmandenarbeit, Angebote für Seniorinnen, Essen & Wärme, Feste – schon länger kooperieren beide Seiten sehr gut.
Bis auf den aktuellen Gemeindebrief der Titel „Aus zwei mach eins“ gedruckt werden konnte, brauchte es jedoch noch einige Beratungen und gemeinsame Kirchenvorstandssitzungen. Jetzt steht das Konzept: Sitz der Stadt- und Johannesgemeinde ist die Ludwigstraße 131 im Nordend, das Büro in der Kirchgasse 19 unweit des Isenburger Schlosses, bleibt vorerst bestehen. Die Gottesdienstorte wechseln ab: Mal Herrnstraße 44, dann Ludwigstraße 133. Beginn der Gottesdienste ist an beiden Orten jeweils um 10 Uhr. Liebgewonnenes, Traditionen bleiben erhalten: Zwei parallele Gottesdienste gibt es zu Weihnachten, die Christvespern finden an den vertrauten Orten statt. Fortgeführt wird der Buß- und Bettag in Zusammenarbeit mit der Französisch-Reformierten Gemeinde, auch der Gottesdienst für den Frieden mit der Altkatholischen Gemeinde, um ein paar Beispiele zu nennen.
Sluyter, 74, und Jourdan, 59, und der gesamte Kirchenvorstand sind sich einig, sie wollen auch Neues ausprobieren. Thomas Jourdan berichtet von der „geistlichen Abendmusik“, die den bisherigen Gottesdienst am Samstagabend ablöst. Jürgen Blume, der Kirchenmusiker in der Johanneskirche und Rozana Weidmann, Kirchenmusikerin in der Stadtkirche, übernehmen dies. Den Menschen gefällt, dass sie bei der „Abendmusik“ ungezwungen die Kirchenräume und das Spirituelle erleben. Jourdan wird da nicht predigen. Gut vorstellen können sich die Kirchenvorstandsmitglieder Innovatives, so etwas wie „Public Listening. Sound@Johanneskirche“ in diesem Jahr zu wiederholen. Im vergangenen Jahr hatte Luca Ganz Theologie und Performance zusammengebracht und internationale Gäste und ein neues Publikum in die Johanneskirche geholt.
„Die Stadtteile passen gut zusammen“, da sind sich Angela Sluyter und Thomas Jourdan einig. Und die Offenheit der Beteiligten ergänze sich - auch in Zusammenarbeit mit der Fachstelle für Stadtkirchenarbeit, die maßgeblich dazu beiträgt, dass alljährlich rund 7500 Menschen die Stadtkirche besuchen. Gemeinsam soll all das nun im evangelischen Nachbarschaftsraum Offenbach fortgeführt werden.
Nähere Informationen zu den Angeboten und Terminen:
>> Stadtkirchenarbeit Offenbach
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