Wehrpflicht: eine Frage des Gewissens
Die Debatte über eine mögliche Rückkehr zur Wehrpflicht ist in vollem Gange. Der Verteidigungsetat ist zwar stark gestiegen, aber der Bundeswehr fehlt es an Personal. Ein neues Modell eines freiwilligen Wehrdienstes nach schwedischem Vorbild soll Abhilfe schaffen. Doch laut einer aktuellen YouGov-Umfrage sorgen sich zwar 59 Prozent der Deutschen vor einem Dritten Weltkrieg. Aber nur 33 Prozent der 18- bis 29-Jährigen wären bereit, das Land im Ernstfall auch selbst mit der Waffe zu verteidigen.
Die Diskussion rührt an die Gewissensentscheidungen junger Menschen. Laut einer Denkschrift der Evangelischen Kirche in Deutschland ist ein militärischer Dienst ethisch vertretbar, wenn Frieden anders nicht gesichert werden kann. Gleichzeitig versteht sich die Kirche als Anwältin derer, die aus Gewissensgründen einen Dienst an der Waffe ablehnen. Die Friedenspfarrerin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Sabine Müller-Langsdorf, betont, die Kirche solle Räume schaffen, in denen junge Menschen ihre Haltung zur Wehrpflicht offen hinterfragen können – im Gespräch, im Streit, im Ringen um Verantwortung. Ob man bereit ist, sich für den Einsatz mit der Waffe auszubilden, kann niemand leichtfertig entscheiden.
Befürworter:innen der Wehrpflicht halten sie für eine notwendige Maßnahme zur Sicherung der Landesverteidigung. Kritiker:innen warnen vor einem Rückfall in militärisches Denken. Die Kirche sei in dieser Debatte nicht neutral, aber auch nicht parteiisch – so beschreibt es Daniel Untch vom Zentrum Ökumene der EKHN. Der Politikwissenschaftler ist dort im Fachbereich der Friedensbildung tätig. Aufgabe der Kirche sei es, so Untch, Orientierung zu geben, das Gewissen zu stärken – und jene jungen Menschen zu begleiten, die Verantwortung übernehmen wollen, ob mit einer Waffe oder ohne.
Die Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Kriegsdienstverweigerung und Frieden (EAK) hat zu diesem Thema eine Broschüre herausgegeben: „Wehrdienst oder Kriegsdienstverweigerung? Finde Deinen Weg!“ Sie ist erhältlich über die Webseite www.eak-online.de.
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