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Johannes zu Eltz: Standing Ovations für den „Stadtdekan der Herzen“

Mit einem Gottesdienst und Festakt im Bartholomäusdom ist Johannes zu Eltz aus dem Amt des katholischen Stadtdekans von Frankfurt verabschiedet worden. Dabei gab es Rührendes, Lustiges – und eine Überraschung von Oberbürgermeister Mike Josef.

Applaus für Johannes zu Eltz  |  Foto: Anne Zegelman
Applaus für Johannes zu Eltz | Foto: Anne Zegelman

Johannes zu Eltz, langjähriger Stadtdekan der katholischen Kirche in Frankfurt, wird mit der Ehrenplakette der Stadt Frankfurt ausgezeichnet. Das kündigte Oberbürgermeister Mike Josef in seinem Grußwort zur Verabschiedung des Stadtdekans am Sonntag im Bartholomäusdom an. Und lieferte die Einladung in den Römer gleich mit: „Ich hoffe, dass wir Sie zeitnah in den Kaisersaal einladen dürfen, um mit lhnen diese Ehrung zu feiern.“

14 Jahre lang hatte Johannes zu Eltz der katholischen Stadtkirche vorgestanden. Nun ist er aus seinem Amt verabschiedet worden, bleibt aber weiter Dompfarrer – und als solcher eine starke Persönlichkeit und Stimme in der Stadt. Das hoffen viele, die ihn kennen und schätzen. So auch der Oberbürgermeister, der ihm dankte und zugleich bat: „Bleiben Sie als Dompfarrer weiter präsent. Wir alle brauchen Sie, lhren klugen Rat und Ihr Engagement!“

Zwar hätten sicher viele Weggefährtinnen und Weggefährten gerne das Wort zur Verabschiedung ergriffen. Für sie alle stellvertretend waren Mike Josef und der evangelische Stadtdekan Holger Kamlah eingeladen, Grußworte im Dom zu sprechen. Dabei gab der Oberbürgermeister einen breiten Überblick über wichtige Akzente, die zu Eltz seit 2010 in Frankfurt gesetzt hatte – auch wenn er gleich zu Anfang bremste: „An vielen Stellen und zu vielen Themen haben Sie sich, Herr zu Eltz, in besonderer Weise um das Wohlergehen unserer Stadt verdient gemacht. All diese Stellen und Wegemarken zu würdigen, ist mir schlichtweg nicht möglich. Aus einem einfachen Grund: Dafür haben Sie der Stadt und den Menschen zu viel gegeben – es wäre abendfüllend.“

Ruhig, empathisch, ausgewogen

Ein paar Eckpunkte nannte Mike Josef dann aber doch: Das Engagement für sozial benachteiligte Menschen, für eine weltoffene Stadt, für die zu Eltz sich unter anderem im Römerbergbündnis einsetzte, die gute Beziehung zur Politik, die Gastgeberrolle beim jährlich stattfindenden Karlsamt … „Sie mahnten eine stärkere Teilung von Macht in der katholischen Kirche an und haben sich besonders für die Stärkung von Laienrechten und mehr Wertschätzung für Frauen in der Kirche stark gemacht, Sie haben sich im Synodalen Weg, der hier in Frankfurt begonnen hat, in besonderer Weise engagiert - auch Reformen innerhalb der Kirche nicht nur begleitet, sondern maßgeblich mit vorangetrieben“, zählte Josef auf. Und überhaupt habe der scheidende Stadtdekan nie gezögert, auch zu schwierigen Themen Stellung zu beziehen: als eine „reformorientierte Kraft in der katholischen Kirche in Deutschland“, wie ein katholisches Medium ihn unlängst beschrieben habe. Dabei, so der Oberbürgermeister, habe er zu Eltz stets als eine ruhige, empathische, im besten Sinne ausgewogene Stimme erlebt: „Sie haben die Ökumene geprägt und den Dialog zwischen den Weltreligionen über die vielen Jahre gestaltet, unter anderem als Mitglied im Rat der Religionen. Damit haben Sie auch über Frankfurt hinausgewirkt und maßgeblich zum weltoffenen Profil der Stadt beigetragen!“

Geleitet von der Einsicht

Der evangelische Stadtdekan Holger Kamlah fand sehr persönliche Worte für seinen Amtskollegen, den er seit 2015 kennt und mit dem er seit 2023 eng zusammenarbeitete. Nachdem er zunächst gestand, dass er lange eine ziemlich distanzierte Haltung zur katholischen Kirche gehabt habe, räumte er ein: „Haltungen verändern sich über Begegnungen. Die Begegnungen mit Dir seit 2015 und die sehr intensive und vertraute Zusammenarbeit seit Mitte letzten Jahres spielt dabei eine sehr besondere Rolle.“ Kamlah berichtete von einer Predigt, die zu Eltz 2023 in der Katharinenkirche gehalten und in der er den Schriftsteller Navid Kermani zitiert hatte: „Schwärmen für, ja lieben darf man immer nur das Andere, nicht das Eigene. Mit dem Eigenen muss man ein kritisches, selbstkritisches Verhältnis pflegen.“ Dafür stehe sein scheidender Amtskollege, sagte Kamlah: „Einen ehrlichen Blick auf das Eigene. Und das ist nicht nur die Institution. Es ist auch Deine eigene Lebensbiographie, an der Du ganz offen Deine Veränderungs- und Lernprozesse transparent gemacht hast.“ Dass er die Veränderungsprozesse der katholischen Kirche, die nun zum Abschied führten, mit unterstützt und vorangetrieben habe, mache deutlich, wie er sich und seine Rolle verstehe: „Du scheust wahrlich keine kritische Auseinandersetzung und von den aus ihnen gewonnen Einsichten lässt Du Dein Handeln leiten, auch wenn es Dir persönlich etwas abverlangt.“

Konvertiten sind oft die Überzeugteren

Diese Einsichten sind es, die zu Eltz zu dem gemacht haben, der er heute ist. Bevor der damalige Stadtdekan von Wiesbaden nach Frankfurt gekommen war, galt der vielen als konservativ, doch zahlreiche bewegende Begegnungen machten ihn offener und schließlich offen für andere Lebensentwürfe, andere Liebesvorstellungen, als die katholische Kirche es vorgibt. Pia Arnold-Rammé, die mit zu Eltz in den vergangenen eineinhalb Jahren die Stadtkirche geleitet hat, griff genau diese Verwandlung auch in ihrer Predigt auf, in der sie Parallelen zwischen dem Heiligen Bartholomäus, Patron der Stadt und des nach ihm benannten Doms, und Johannes zu Eltz fand: „Ich finde, Bartholomäus passt wirklich gut zu unserer Stadt. Er ist ein sehr skeptischer, kritischer Zeitgenosse. Glaubt nicht alles, was andere ihm sagen. Hat auch seine Vorurteile. […] Und dann, in der Begegnung mit Jesus, wandelt er sich: vom großen Skeptiker zum großen Bekenner. […] Die Begegnung mit Jesus hat ihn offensichtlich komplett überzeugt.“ Mit Blick auf Johannes zu Eltz sagte Pia Arnold-Rammé: „Ich finde, lieber Johannes, dieser Bartholomäus passt auch wunderbar zu dir. Ich erkenne bei ihm viele Wesenszüge, die auch Dich auszeichnen.“ Nicht nur Bartholomäus, sondern auch zu Eltz passe wunderbar zu dieser Stadt. „Und auch wenn Du nur ein Eingeplackter bist, wie wir Einheimischen sagen, so bist du doch in all deinen Jahren hier ein echter Frankfurter geworden, ein Herzens-Frankfurter. Oft sind ja auch die Konvertiten die viel Überzeugteren! Du wirst dieser Stadt fehlen – und auch mir!“ Zum Glück werde der ehemalige Stadtdekan wenigstens noch eine Zeitlang als Dompfarrer erhalten bleiben. „Und ein Leben in der Nachfolge Jesu kennt eh kein Rentenalter. Deshalb dürfen wir uns auch weiterhin auf deine Leidenschaft, dein skeptisches Hinterfragen und deine Neugier auf diese Stadt und ihre Menschen freuen!“

Generalvikar Wolfgang Pax überbrachte die Grüße von Bischof Georg Bätzing, der in einem Brief seine hohe Wertschätzung zum Ausdruck brachte und schrieb, es sei besonders schön, dass beide „in aller Brüderlichkeit streiten“ könnten. Schließlich nutzte auch der scheidende Stadtdekan selbst die Gelegenheit, einige Worte an die Gäste im Dom zu richten. Stets sei es sein Grundsatz gewesen, nach unten zu buckeln und nach oben zu treten, sagte er – „dies hat mich zu einem schwierig zu führenden Mitarbeiter gemacht“. Eine Formulierung, die ihm natürlich einige Lacher einbrachte. Er dankte im Besonderen Pia Arnold-Rammé, Michael Thurn, der zuvor Bezirksreferent gewesen war und nun die neue Leitungsdoppelspitze mit Christiane Moser-Eggs bildet, sowie Marianne Brandt, Vorsitzende des Stadtsynodalrats Frankfurt. Einen Blumenstrauß gab es für seine Assistentin Viola Boje, ohne die der Alltag als Stadtdekan kaum zu bewältigen gewesen wäre und die ihm auch als Dompfarrer erhalten bleiben wird. „Kirche geht nicht ohne Vertrauen“, sagte zu Eltz zum Schluss – und dankte allen, denen er habe vertrauen dürfen.


Autorin: Anne Zegelman, Redakteurin, Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit, Haus am Dom und Katholische Stadtkirche


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