Zugespielt ... - Kolleginnen und Kollegen im Porträt

„Ich fürchte, ich bin ein Kontrollfreak“

Frank Hoffmann ist seit 2001 als Jurist im ERV tätig und ebenso lange Organist an der Heiliggeistkirche. Nebenamtlich ist er außerdem seit 1988 Kirchenmusiker an der Festeburgkirche in Preungesheim und Vorsitzender des 1950 gegründeten Kirchenmusikvereins Frankfurt am Main sowie Leiter des Frankfurter Kantatenchores.

Foto: Frank Hoffmann arbeitet seit 2001 hauptamtlich bei der Evangelischen Kirche / Rolf Oeser
Foto: Frank Hoffmann arbeitet seit 2001 hauptamtlich bei der Evangelischen Kirche / Rolf Oeser

Wie kamen Sie zum ERV?

2001 als Schwangerschaftsvertretung im Rechtsreferat. Ich bin ja sozusagen im Dominikanerkloster groß geworden durch meinen Vater, der hier lange Jahre Organist der Heiliggeistkirche war. Und ich habe mich sehr gefreut als sich dann 2001 die Möglichkeit bot, auch dort zu arbeiten.

Die Kirchenmusik als rotes Band?

In der Tat. Aber noch anders als Sie meinen. Mein Großvater mütterlicherseits war Organist an der Jakobskirche in Bockenheim. Er kam aus dem 2. Weltkrieg nicht zurück und so bewarb sich ein Flüchtling namens Herbert Manfred Hoffmann, der aus seiner Heimat Schlesien vertrieben worden war, auf die vakante Organistenstelle. Er bekam die Stelle und gewann auch das Herz der Tochter seines Amtsvorgängers. Das waren meine Eltern. Schon früh entwickelte ich eine Faszination für all die Knöpfe und Schalter der großen Kirchenorgeln. Es ist so komplex - ein bisschen erinnert mich das immer an ein Flugzeug-Cockpit.

War die Bekanntheit ihres Vaters gut oder schlecht für Sie?

Es ist nie ganz leicht der „Sohn von“ zu sein, aber natürlich ist es umgekehrt auch manchmal ein Türöffner in meinem Leben gewesen, dass mein Vater als Organist und Kirchenmusiker weit über Frankfurt und Deutschland hinaus bekannt geworden war. Er hat mir die Kirchenmusik in die Wiege gelegt. Doch er riet mir auch zur Unabhängigkeit durch einen anderen Beruf, so dass die Liebe zur Kirchenmusik nie getrübt wurde.

Wann haben Sie angefangen zu spielen?

Mit sechs Jahren begann ich mit dem Klavierunterricht und hatte zunächst eine solide Klavier- und Musiktheorieausbildung. Danach verlegte ich mich auf das Orgelspiel. Die Power dieses Instruments faszinierte mich. Insgesamt war ich 15 Jahre an Dr. Hoch’s Konservatorium in Frankfurt.

Und dann?

Dann studierte ich zunächst mehr zufällig Jura und blieb aus Versehen dabei. Nein, im Ernst – mein Traumberuf war zu Schulzeit eigentlich Tonmeister, aber das Studium fing damals erst zum Sommersemester an und ich schrieb mich zur Überbrückung bei den Juristen ein. Dann fand ich es sehr interessant und bestand die ersten Prüfungen und der Ehrgeiz hatte mich gepackt, es auch durchzuziehen. Für diejenigen, die das Studium damals in überdurchschnittliche kurzer Zeit absolvierten, gab es einen sogenannten „Freischuss“ bei der Examensprüfung. Das hat dann auch geklappt.

Jurist und Organist – für Sie nichts Besonderes?

Ich trenne das eine immer strikt vom anderen und erwähne es im jeweils anderen Kontext auch nicht. Auch in Lebensläufen halte ich es jeweils so. Auf der Homepage vom Kirchenmusikverein bleibt der Jurist außen vor und in meiner juristischen Biografie steht nichts von der Musik. Ich will als Organist bestehen, weil ich gut Orgel spiele und nicht, „obwohl“ ich Jurist bin oder so. Und umgekehrt gilt das natürlich ebenso.

Was ist Ihnen wichtig?

Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit. Beides ist mir sehr wichtig. Eine meiner Töchter hat einen Wochenendjob bei einer Bäckerei angenommen und muss da sehr früh morgens beginnen. Und ich habe mich bereit erklärt, sie morgens dorthin zu chauffieren. Wenn sie dann trödelt, da bin ich dann eisern. Wir fahren punktum los, auch wenn sie dann noch ungefrühstückt im Auto sitzen muss. Aber die Disziplin hat sie schon gut geerbt inzwischen. In der Beziehung bin ich sicherlich der „Bad Guy“ in der Familie. Ich schaue auf die Disziplin und was alles ansteht und getan und erledigt werden muss. Meine Stärke ist das Organisieren und meine Frau sorgt dann dafür, dass es dabei auch ein bisschen „schön“ wird.

Familie und Beruf – ein Problem?

Meine Frau stammt Gott sei Dank auch aus einem Organistenhaushalt, so kennt sie es, wenn ich sonntags, Weihnachten und Ostern viel unterwegs bin und nicht zu Hause am Festtagstisch. Aber wir haben beide bewusst etwas reduzierte Stellen, um uns gemeinsam um unsere Kinder und die Haushaltspflichten zu kümmern.

Hat Corona ihre Konzerte ruiniert?

Es geht. Der Frankfurter Kirchenmusikverein ist ja bekannt für große Konzerte und weniger für kleine Kammermusik. Nun mussten wir wegen der Abstandsregeln viele Konzert zweimal spielen. Das bedeutete für alle Beteiligten viel mehr Arbeit. Die Chorarbeit ist aber leider in Coronazeiten weitgehend zum Erliegen gekommen.

Gestehen Sie uns bitte eine Schrulle

Falls das noch nicht deutlich geworden ist. Ich fürchte, ich bin ein Kontrollfreak. Meine Frau zieht mich immer damit auf, dass mein größter Schmerz sei, dass ich nicht kontrollieren könne, ob das Licht im Kühlschrank auch wirklich aus sei.


Autorin

Sandra Hoffmann-Grötsch ist Journalistin in der Öffentlichkeitsarbeit der Evangelischen Kirche in Frankfurt und Offenbach.