Zugespielt ... - Kolleginnen und Kollegen im Porträt

"Mit mir kann man Pferde stehlen"

Ines Grün leitet seit vier Jahren die Mobile Kinderkrankenpflege im Fachbereich II, Diakonisches Werk für Frankfurt und Offenbach.

Ines Grün
Ines Grün

Wie sind Sie zu Ihrem Beruf gekommen?
Grün: Dass ich Kinderkrankenschwester werden wollte, war mir eigentlich schon relativ früh klar. Als Kind musste ich mal ins Krankenhaus und die Arbeit der Schwestern dort hat mir so gut gefallen. Nach der Realschule mit 16 Jahren hab ich dann auch direkt meine Ausbildung begonnen. Etwas tun, was für mich und andere Sinn macht, das wollte ich.

Berufsstart in der DDR, wie war das?
Grün: Die Ausbildung war wie ein Fachschulstudium: drei Wochen Schule, drei Wochen Klinik. Das war damals in Eisenhüttenstadt. Danach habe ich bis zur Wende im Kreiskrankenhaus in Rüdersdorf gearbeitet. Die Klinik war für damalige Verhältnisse schon sehr fortschrittlich. Zum Beispiel hatten wir großzügige Besuchszeiten, und Eltern durften ihre Kinder selbst versorgen. Nach der Wende fand man in Berlin keinen Job, alle wollten da arbeiten. Und so kam ich mit 21 nach Frankfurt. Und klar war: ich wollte in der Kinderkrankenpflege arbeiten.

Sind Sie in Frankfurt heimisch geworden?
Grün: Ich hab mich in Frankfurt schnell wohl gefühlt, einen Freundeskreis aufgebaut. Mein Mann, der auch in der Pflege arbeitet, kommt gebürtig aus Offenbach-Bürgel, dort lebe ich heute auch mit meiner Familie. Ich bin in einem kleinen Dorf in der Nähe von Berlin geboren. Ich kann mir nicht vorstellen, heute noch dort zu leben. Man muss sich doch auch weiter entwickeln.

Beruf und Familie, wie ging das bei Ihnen?
Grün: Ich bin in der ehemaligen DDR aufgewachsen. Ich habe das Selbstverständnis, dass ich unabhängig bleibe und arbeiten gehe und mich nicht nur als Mutter definiere. Sieben Monate nach der Geburt unseres Sohnes habe ich also angefangen zu arbeiten – zunächst nur Wochenendschichten. Später hab ich nach und nach aufgestockt. Leicht war das alles nie. Die Frage, wie ich die Betreuung und den Job unter einen Hut bekomme, war immer ein Balanceakt. Flexibel sein, improvisieren können und starke Nerven haben, hilft.

Gehen Sie selbst auch in die Familien?
Grün: Ja, das ist mir sehr wichtig, ich könnte nie nur Schreibtischarbeit machen. Die Arbeit der Mobilen Kinderkrankenpflege ist für die Betroffenen so eine große Erleichterung, auch psychisch. Wir arbeiten ausschließlich ganzheitlich, das bedeutet, wenn wir eine Famile bekommen, dann schauen wir, was braucht es hier, und vermitteln über unsere konkrete Arbeit hinaus bei Bedarf auch weitere Hilfen, um das Familiensystem zu stützen. Zum Beispiel mit Kontakt zu Frühförderung, Krankengymnastik, Jugendamt, Kita und Schule.

Was sind Sie privat für ein Mensch?
Grün: Mit mir kann man Pferde stehlen. Ich mache viel mit bis zu einem bestimmten Punkt. Grenzen sind aber wichtig, vor allem bei Kindern. Den Kopf bekomme ich vor allem durch viel Bewegung an der frischen Luft frei. Und durch die Arbeit im Garten meiner Freundin.