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Juwele der Kirchengeschichte, Teil 18: die Auferstehungskirche in Praunheim

Zum ersten Mal urkundlich erwähnt wurde eine Kirche in Frankfurt-Praunheim im Jahr 1132, wenn es mit großer Wahrscheinlichkeit auch vorher schon eine Kapelle oder kleine Kirche in „Brunheim“ gab. Die heutige Auferstehungskirche geht jedoch auf einen Neubau aus dem Jahr 1770 zurück.

Schlichte Innenausstattung: Die Auferstehungskirche in Praunheim. | Foto: Rui Camilo
Schlichte Innenausstattung: Die Auferstehungskirche in Praunheim. | Foto: Rui Camilo

Das große Holzkreuz an der Altarwand der Auferstehungskirche Praunheim ist leer: Es hängt kein Jesus daran. Es ist ein Symbol für die Auferstehung Christi, die der Kirche ihren Namen gab. Überhaupt ist der gesamte Innenraum schlicht. Optisch bestimmend ist seit der zweiten Innenrenovierung 2003 der 2,8 Tonnen schwere Altar nach einem Entwurf des Künstlers Hans Steinbrenner. Im Altarraum steht außerdem ein wertvoller Steinway-Flügel, der 2018 aufwändig überholt wurde.

Damit genug Licht in die Kirche dringen kann, sind nur zwei der großen Fenster farbig. Der Praunheimer Maler Willi Petri hat sie 1990 entworfen. Das zweite rechte Fenster (von vorne) hat mit Szenen von Morgen das Lied „Geh aus mein Herz und suche Freud“ zum Thema; das zweite linke Fenster (von vorne) mit der Sonne, die Licht und Wärme gibt, symbolisiert die Botschaft von der Auferstehung Jesu.

Der Kronleuchter an der Decke ist ein Geschenk der evangelischen Kirchengemeinde Gleiwitz. Das Abendmahlsbild auf der rechten und die Kreuzskulptur auf der linken Seite des Schiffes sind Arbeiten des polnischen Holzschnitzers Eugenusz Zegadlo. Die Auferstehungsgemeinde hatte ihre Partnergemeinde in Polen in den 1980er Jahren mit Hilfstransporten unterstützt.

Grün und Rot sind seit der ersten Innenrenovierung 1980 die bestimmenden Farben der warm wirkenden Holzeinbauten und Holzbänke im Innenraum: Die Farbgebung orientiert sich an alten Vorbildern. Quadrate und klare Linien wiederholen sich auf der Emporenbrüstung.

Das Orgelgehäuse greift die Farben und den Rhythmus der Ornamente an der Emporenbrüstung auf und setzt sie fort. Eine neue Orgel aus der Werkstatt Karl Schuke in Berlin wurde 1996 angeschafft. Die Orgel hat 17 Register, verteilt auf zwei Manuale und ein Pedal. Sie hat 1004 Pfeifen.

Foto: Rui Camilo
Foto: Rui Camilo

Nach den Luftangriffen im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche schlichter wieder aufgebaut und als erste Kirche in Frankfurt nach dem Krieg am 5. Juni 1948 wieder eingeweiht. Charakteristisch ist die unverputzte Natursteinfassade mit barock abgestuftem oktogonalem Turm. An den Wiederaufbau aus Eigenmitteln der Gemeinde erinnert noch heute eine die „Gedächtnislinde“ vor der Kirche samt einem Gedächtnisstein von 1950. Die Kirche hat drei Glocken. Die mittlere „Friedensglocke“ stammt noch aus dem Jahr 1840, die größte „Gottvaterglocke“ und die kleinste „Auferstehungsglocke“ aus dem Jahr 1954.

Zum ersten Mal urkundlich erwähnt wurde eine Kirche in Praunheim 1132, wenn es mit großer Wahrscheinlichkeit auch vorher schon eine Kapelle oder kleine Kirche in „Brunheim“ gab. Das Patronatsrecht lag lange bei König und Reich, bevor König Ludwig der Bayer es 1318 dem St. Leonhardsstift übertrug. Obwohl das Stift katholisch war, blieb das Eigentumsrecht dort auch noch lange nachdem Friedrich Magnus I. Graf zu Solms 1544 die Reformation in der Praunheimer Gemeinde eingeführt hatte: Erst 1803 ging es an die Stadt Frankfurt über.

Der Kirchenbau von 1132 brannte 1748 total ab: Leider hatte ein Schreiner in der Kirche geraucht und gekocht. Auf einer erhalten gebliebenen Skizze von 1691 ist zu sehen, dass ein kleines Schulhaus im vorderen Kirchhof stand, während hinter dem Haus ein Gebeinhaus hervorlugt, in dem die Gebeine der exhumierten Toten gesammelt wurden, bis der Friedhof um die Kirche 1835 endgültig zu klein wurde.

Erst 1770 konnte ein neuer Grundstein für eine Kirche gelegt werden, wie sie in dieser Zeit häufiger in Dörfern um Frankfurt gebaut wurde: Eine barocke Saalkirche mit polygonalem Chorabschluss und Haubendachreiter. Auf diesen Bau geht die heutige Kirche zurück.


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Autorin

Stephanie von Selchow ist Redakteurin des EFO-Magazins.

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