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Angebot der Diakonie für wohnungslose Frauen: endlich wieder ein eigenes Klingelschild

Schon kurze Zeit nach der Eröffnung sind 38 neue Apartments des Betreuten Wohnens der Diakonie in der Frankfurter Innenstadt belegt. Die Otto Georg Dinges-Stiftung fördert die Einrichtung mit 100.000 Euro.

Vorstand Jürgen Grün, Otto Georg Dinges-Stiftung (2. v.re.) und Sascha Mintkiewicz, Nachlass- und Stiftungsmanagement der Commerzbank (re.) mit Diakoniepfarrer Markus Eisele und Mehri Farzan, Leitung Sozialdienst Wohnen und Betreuen Diakonie | Foto: Oeser
Vorstand Jürgen Grün, Otto Georg Dinges-Stiftung (2. v.re.) und Sascha Mintkiewicz, Nachlass- und Stiftungsmanagement der Commerzbank (re.) mit Diakoniepfarrer Markus Eisele und Mehri Farzan, Leitung Sozialdienst Wohnen und Betreuen Diakonie | Foto: Oeser

Die junge Frau und ihre Tochter schauen neugierig auf die Gäste in ihrem Apartment. Diakoniepfarrer Markus Eisele geht in die Knie, fragt die Zweijährige nach dem Namen ihres Teddybären, statt einer Antwort drückt sie ihm ein kleines grünes Spielzeug in die Hand. Die junge Familie lebt seit April in einem der neuen Apartments für wohnungslose Frauen im Betreuten Wohnen der Diakonie Frankfurt und Offenbach. Jürgen Grün von der Otto Georg Dinges-Stiftung und Sascha Mintkiewicz vom Nachlass- und Stiftungsmanagement der Commerzbank sind an diesem Morgen zu Besuch gekommen, um eine hohe Spende zu übergeben: Mit 100.000 Euro finanziert die Otto Georg Dinges-Stiftung die Ausstattung der 38 Apartments für bedürftige Frauen aus Frankfurt und der näheren Umgebung.


Ganz im Sinne des Stifters Otto Georg Dinges

Jürgen Grün vom Vorstand der Otto Georg Dinges-Stiftung sagt: „Es ist ein großes Projekt, wir können einer größeren Anzahl von Menschen konkret helfen. Das ist ganz im Sinne unseres Stifters, er hätte sich sehr darüber gefreut.“ Die Otto Georg Dinges-Stiftung trägt in ihrem Logo eine Glocke und erinnert damit an die Großbäckerei Glockenbrot. Firmeninhaber Otto Georg Dinges gründete 1995 die mildtätige Stiftung, die seitdem ausgesuchte Projekte für alte und bedürftige Menschen im Umkreis von 50 km der Städte Frankfurt und Offenbach unterstützt.

Die Otto Georg Dinges-Stiftung steht der Diakonie Frankfurt und Offenbach auch mit dieser Förderung ein weiteres Mal zur Seite, sagt Sascha Mintkiewicz vom Nachlass- und Stiftungsmanagement der Commerzbank, unter deren Dach die Otto Georg Dinges-Stiftung geführt wird. „Ich freue mich sehr, dass die Otto Georg Dinges-Stiftung diese wichtige Einrichtung unterstützt. Die Lebenslagen von wohnungslosen Frauen sind bedrückend, umso wichtiger sind Angebote wie dieses. Die Stiftung trägt mit ihrem Engagement dazu bei, Frauen auf ihrem Weg zu einer neuen Lebensperspektive zu stärken“, sagt Diakoniepfarrer Markus Eisele, Theologischer Vorstand des Evangelischen Regionalverbandes Frankfurt und Offenbach.


Für Frauen ab 21 Jahren

Die 38 modernen neuen Apartments, die die Diakonie Frankfurt und Offenbach im März 2022 in der Frankfurter Innenstadt eröffnete, sind möbliert, mit Vinylboden, Küchenzeile und einem separaten Bad ausgestattet. Das Angebot richtet sich an Frauen im Alter ab 21 Jahren, die die Unterstützung des Betreuten Wohnens in Anspruch nehmen können. Es ist auch für trans*- und intersexuelle Personen gedacht. Für Mütter mit kleinen Kindern oder Säuglingen stehen drei größere Zwei-Zimmer-Apartments zur Verfügung. Vom Inversionsherd mit zwei Platten in der Küchenzeile, Waschmaschine, Bett, Tisch, Schränken und Stühlen bis hin zum Wasserkocher „ist alles da, was man braucht“, überzeugt sich Stiftungsvorstand Jürgen Grün.


Viele Bewohnerinnen waren lange Zeit wohnungslos

Mehri Farzan, die Leiterin des Sozialdienstes Wohnen und Betreuen der Diakonie Frankfurt und Offenbach, berichtet über die Lebensumstände der Frauen, für die das Apartment-Wohnen initiiert wurde: „Viele sind einsam, isoliert, haben Gewalt erfahren, viele sind seit mehreren Jahren wohnungslos, aber sie leben selten direkt auf der Straße, sondern kommen bei Bekannten unter, am Flughafen oder in Schrebergärten.“


Anträge stellen, Perspektiven entwickeln – mit Sozialarbeiterinnen

Das Büro der Sozialarbeiterinnen im zweiten Obergeschoss des Hauses ist wochentags zwischen 8 und 17 Uhr besetzt, in Krisen ist das Team rund um die Uhr für die Bewohnerinnen zu erreichen. Für die Apartments, in denen sie im Schnitt zwei Jahre bleiben können, erhalten die Frauen einen Nutzungsvertrag von der Diakonie Frankfurt und Offenbach. Sie können kommen und gehen wann sie wollen, müssen aber bereit sein, zusammen mit den Sozialarbeiterinnen vom Betreuten Wohnen an Lösungen für ihre Lebenssituation zu arbeiten. Eine der Sozialarbeiterinnen erzählt von den Anliegen der Frauen: Sie möchten Unterstützung bei Anträgen an das Jobcenter wegen Miete, Strom, Arbeitslosengeld II, gemeinsam mit Sozialarbeiterinnen füllen sie Anträge an das Wohnungsamt aus, manche brauchen neue Pässe aus ihrem Heimatland, einige sind chronisch erkrankt.


Ziel ist der Umzug in eine eigene Wohnung

„Viele Frauen haben nach Jahren zum ersten Mal wieder ein eigenes Klingelschild und eine Wohnung, in die sie sich zurückzuziehen können. Und sie erleben, dass es möglich ist, nach Hilfe zu fragen und sie auch zu erhalten“, sagt Mehri Farzan, die das Apartment-Wohnen leitet. Die Nachfrage ist sehr groß, zurzeit sind alle verfügbaren Apartments belegt. Ziel ist es, in eine eigene Wohnung zu ziehen, auch nach dem Auszug besteht das Angebot der ambulanten Betreuung durch Sozialarbeiterinnen der Diakonie weiter. „Für jede Frau, die hier wohnt, ist ein Leben gerettet“, schlussfolgert Diakoniepfarrer Markus Eisele.


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Autorin

Susanne Schmidt-Lüer ist Mitglied der Stabsstelle Kommunikation, Marketing und Fundraising des Evangelischen Regionalverbandes Frankfurt und Offenbach. Sie schreibt auch als freie Autorin, vor allem über Sozialpolitik, Kirche, Alter und wirtschaftspolitische Themen.

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