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Begegnung hilft aus der Einsamkeit

Die Evangelische Erwachsenenbildung in Frankfurt und Offenbach reagiert mit der „Zukunftswerkstatt Besuchsdienstarbeit“ auf die besonderen Herausforderungen in der Corona-Zeit: Bei dem Weiterbildungsangebot geht es um Digitales, aber auch um Gespräche am geöffneten Fenster.

Barbara Hedtmann, Koordinatorin für Erwachsenenbildung und Seniorenarbeit  I Foto: Rolf Oeser
Barbara Hedtmann, Koordinatorin für Erwachsenenbildung und Seniorenarbeit I Foto: Rolf Oeser

Senior*innen sind in Corona-Zeiten besonders von Einsamkeit betroffen. Die Evangelische Erwachsenenbildung in Frankfurt und Offenbach warnt vor den Folgen, die dies für ältere Menschen hat und will mit einer am Mittwoch, 14. April 2021, startenden Veranstaltungsreihe „Zukunftswerkstatt Besuchsdienstarbeit“ neue Formen der Begegnung schaffen.

Ulrike Goel (78) ist wohl das, was man als eine „Best Agerin“ bezeichnet: Jung geblieben, sozial gut vernetzt und viel unterwegs, verbringt sie ihre Zeit am liebsten mit Tanzen, Gymnastik im Sportverein und Yoga – denn das hält jung, wie sie sagt. Doch dann kam Corona und von einem Tag auf den anderen fand sich die aktive Seniorin in der Gruppe der Risikopersonen wider.

Seitdem geht die verwitwete Rentnerin nur noch selten aus dem Haus. Ist das noch der richtige Abstand? Kann ich mich beim Einkaufen anstecken? Zu groß ist die Unsicherheit; Corona-Fälle im Bekanntenkreis verstärken die Angst zusätzlich. Dabei ist die Sehnsucht nach Kontakt groß. Zwar kümmert sich Ulrike Goel um ihren behinderten Sohn, den sie regelmäßig besucht. Kontakt zu Freunden und Bekannten hat sie aber nur noch bruchstückhaft über das Telefon. Am schlimmsten sagt sie, ist das Fehlen der Vorfreude in ihrem Leben. Der Vorfreude auf ihren Geburtstag, den sie eigentlich mit vielen Freunden in einem schönen Restaurant feiern wollte. Oder auf das Meditationswochenende, für das sie sich angemeldet hatte. „Das macht mich so traurig, die fehlende Vorfreude. Davon lebt man doch“, erzählt Goel.


Einsamkeit erhöht Risiko für Demenz und Depressionen

Die Erfahrung, dass Senior*innen zunehmend vereinsamen, macht auch Barbara Hedtmann, Koordinatorin für Erwachsenenbildung und Seniorenarbeit des Evangelischen Regionalverbandes. Sie warnt vor den gesundheitlichen Folgen, die die Corona-Zeit für viele ältere Menschen hat. „Corona verschärft die Isolation von denen, die bereits davor häufig allein waren und macht die einsam, die eigentlich noch gut vernetzt waren. Wenn aber Menschen dauerhaft keine Kontakte haben und in Einsamkeit versinken, steigt das Risiko für Demenz, Depressionen und Mobilitätseinschränkungen“, erklärt Hedtmann.


Stärkung des ehrenamtlichen Besuchsdienstes in Kirchengemeinden, Verbänden und Einrichtungen

Im Rahmen der „Zukunftswerkstatt Besuchsdienstarbeit“ hat Barbara Hedtmann deshalb ein besonderes Weiterbildungsangebot entwickelt, das Ehrenamtliche in der Besuchsdienstarbeit dabei unterstützen soll, mit älteren Menschen in Kontakt zu bleiben. In der Reihe erfahren sie, wie die Kontaktpflege mit Fenstergesprächen, „Spazier-Tandems“ oder regelmäßigen Telefonkontakten auch in Corona-Zeiten gelingen kann. Da viele Senior*innen mittlerweile ein Smartphone besitzen, lernen die Teilnehmenden darüber hinaus, wie digitale Medien in der Besuchsdienstarbeit genutzt werden können.

Mit ihrem Angebot möchte Barbara Hedtmann für ein offenes und selbstbestimmtes Altersbild werben. „Wir sollten aufhören, ältere Menschen als hilflos und nicht selbstbestimmt darzustellen, sondern stattdessen kreativ werden und neue Formen der Begegnung schaffen.“


Die Termine sind:

Mittwoch, 14. April, 10 bis 12 Uhr
Online-Angebot via Zoom
Wärme vermitteln – auch mit digitalen Angeboten
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Freitag, 30. April, 17 bis 19 Uhr
Spenerhaus, Dominikanergasse 5, F-Innenstadt
Einen „Digitalen Kaffeeklatsch“ organisieren
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Freitag, 18. Juni, 17 bis 19 Uhr
Spenerhaus, Dominikanergasse 5, F-Innenstadt
Digitale Seniorenkreise organisieren
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Donnerstag, 21. Oktober, 15 bis 17 Uhr
Evangelische Paul-Gerhardt-Gemeinde, Kelsterbacher Straße 39, F-Niederrad
Besuchsdienstarbeit unter Corona-Bedingungen
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Der Teilnahmebeitrag beträgt jeweils zehn Euro. Nähere Informationen und Anmeldung bei Barbara Hedtmann, Koordinatorin für Erwachsenenbildung und Seniorenarbeit, Evangelischer Regionalverband Frankfurt und Offenbach, barbara.hedtmann@frankfurt-evangelisch.de, Telefon 069 92 10 56 67 8.


Autorin

Elisa Naderi 18 Artikel

Öffentlichkeitsarbeit, Fachbereich I: Beratung, Bildung, Jugend des Evangelischen Regionalverbandes Frankfurt und Offenbach.