„Bleib gesund!“ sagen mir alle. Aber was, wenn ich nicht gesund bin?
Ich weiß, sie sind alle gut gemeint, die Wünsche, dass man gesund bleiben soll. Angesichts der Bedrohung durch Corona sind sie auch nicht nur angebracht, sondern bitter nötig. Nur: Ich bin nicht gesund. Wie vierzig Prozent der Bevölkerung gehöre ich zu den chronisch Kranken. Ich brauche meine morgendliche Ration an Tabletten und auch die ein oder andere Spritze. Gesund ist anders.
Irgendwie höre ich da auch den Spruch mitschwingen, der häufig nach der Geburt eines Kindes gesagt wird: „Hauptsache gesund!“ Aber ist das wirklich die Hauptsache? Ist es nicht viel wichtiger, dass ein Kind von seinen Eltern geliebt wird mit all seinen Stärken und auch seinen Schwächen? Zeigt sich nicht in jedem Kind die Einzigartigkeit eines Geschöpfes Gottes, egal ob es „normal“ ist oder besonderer Aufmerksamkeit bedarf?
„Hauptsache gesund“ klingt gut, aber es ist ebenso befremdlich wie die Aufforderung „Bleiben Sie gesund“. Wichtiger wäre es, zu sagen: „Hauptsache geliebt“. Das wäre ein nachvollziehbarer Wunsch: Geliebt zu werden als Geschöpf Gottes. Ganz ohne jede Vorbedingung. Wunderbar.
Aber was will man stattdessen in diesen Tagen Erwachsenen wünschen? „Möge sich Ihr Gesundheitszustand nicht verschlechtern?“ Nein, das geht gar nicht. Oder: „Mögen Sie verschont bleiben vom Virus“? Schon eher, aber es klingt irgendwie zu nüchtern und eigentlich nicht nett.
Früher zeichneten die Menschen sich gegenseitig beim Abschied ein Kreuz auf die Stirn und sagten sich „Gott sei mit Dir!“ Das ist sicher eine Alternative. Man könnte auch einfach sagen: „Gott segne Dich“ oder es ergänzen und hinzufügen mit „in guten und in schweren Tagen“.
Ja, genau, das wünsche ich Ihnen und mir für das neue Jahr 2021: Dass Gott uns segne, in guten und in schweren Tagen.
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