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Damit auch die Enkelkinder Weihnachts- und andere Bäume haben

Eckart von Hirschhausen zu Gast beim Neujahrsempfang der Evangelischen Kirche in Frankfurt und Offenbach

Arzt und Kabarettist Eckart von Hirschhausen beim Neujahrsempfang der Evangelischen Kirche in Frankfurt und Offenbach

Auf dem Dortmunder Kirchentag haben sich in diesem Sommer Stadtdekan Achim Knecht und der Arzt, Kabarettist, TV-Star – und evangelische Christ - Eckart von Hirschhausen kennengelernt – und waren sich auf Anhieb sympathisch. Daraus geworden ist ein Auftritt des Multitalents bei dem Neujahrsempfang der Evangelischen Kirche in Frankfurt und Offenbach heute Abend. Nicht um einen Gala-Auftritt oder um Präsenz vor Millionenpublikum ging es dem 52-Jährigen bei der Veranstaltung in der Heiliggeistkirche am Dominikanerkloster – sondern um ein Thema: Klimaschutz.

Von Hirschhausen engagiert sich unter anderem bei den „Scientists for Future“. In seiner Heimatstadt Frankfurt für eine Absage an ein bedenkenloses Ausbeuten des Planeten anzutreten, war ihm ein Anliegen. Ihm zur Seite Moritz von Winning, der die neunte Klasse der IGS Nordend besucht und Botschafter der Umweltorganisation „Plant for the Planet“ ist. Ein Euro, ein Baum, so die Formel an diesem Abend 2.861,55 Euro kamen bei den anwesenden Gästen aus Kirche, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zusammen. Stadtdekan Knecht und von Hirschhausen verdoppelten die Summe, Hirschhausen rundete sie noch auf, so dass 10.000 Bäume neu gesetzt werden können.

„Jute statt Plastik“, „Fairer Handel“ – Themen, die bei der evangelischen Kirche seit Jahrzehnten auf der Agenda stehen. Und dennoch gelte es wahrzunehmen, dass zu den lichten Punkten auch Schatten gehöre, äußerte Stadtdekan Knecht. Der ökumenische Familien-Markt setze Wegwerfmentalität etwas entgegen. Seit 2012 verwende der Evangelische Regionalverband in allen Gebäuden zertifizierten Ökostrom. Kirchen, Gemeinde- und Pfarrhäuser sollten zukünftig energetisch umgerüstet werden. Investitionen in Millionenhöhe stünden an. Aber bei allem sei zu sehen, dass in den Industrieländern – und damit auch hier – auf Kosten anderer Staaten in Afrika oder Asien gelebt werde. Eine Sünde nach christlichem Verständnis. Knecht erinnerte an Martin Luther, der den Menschen als Sünder, aber auch Gerechten beschrieben habe. Aufgegeben sei den Menschen, sich als Teil der Schöpfung und mitverantwortlich wahrzunehmen, sagte Stadtdekan Knecht. Und Zeit zu Zaudern bleibe nicht.

Heute gebe es „dramatisch veränderte Rahmenbedingungen. Der Menschheit läuft die Zeit davon, den Klimawandel noch zu begrenzen. Darauf muss sich auch die Kirche in ihrem Wirtschaften und Handeln einstellen“, sagte der Theologe in seiner Rede. Die Anstrengungen müssten verstärkt werden, „um unseren Worten auch deutliche Taten folgen zu lassen!“ Ausdrücklich begrüßte Knecht die Aktivitäten von „Fridays for Future“.

v.li. Bürgermeister Uwe Becker, Oberbürgermeister Peter Feldmann, Moritz von Winning, Ursula von Hirschhausen, Eckart von Hirschhausen, der evangelische Stadtdekan Achim Knecht  I Foto: Rolf Oeser
v.li. Bürgermeister Uwe Becker, Oberbürgermeister Peter Feldmann, Moritz von Winning, Ursula von Hirschhausen, Eckart von Hirschhausen, der evangelische Stadtdekan Achim Knecht I Foto: Rolf Oeser

Zu den Gästen des Neujahrsempfangs der Evangelischen Kirche zu Beginn des neuen Kirchenjahrs am Ersten Advent zählten Stadtverordnetenvorsteher Stephan Siegler, Bürgermeister und Kirchendezernent Uwe Becker, der katholische Dekan Rolf Glaser, die SPD-Landtagsabgeordneten Turgut Yüksel und Gernot Grumbach, Stadtrat Bernd Heidenreich (CDU) und der Frankfurter CDU-Fraktionsvorsitzende Nils Kößler. Oberbürgermeister Peter Feldmann, SPD, der ein Grußwort sprach, betonte, es sei keine Frage von wollen oder wünschen, sondern müssen, wenn es darum gehe, eine klimagerechte Stadt zu schaffen. Ob Christentum, Judentum oder Islam – alle verfolgten das Ziel, die Schöpfung zu bewahren. Die Kundgebungen der jungen Umweltaktivistinnen und –aktivisten in Frankfurt erinnerten daran, „wir sind stolze Achtundsechziger“. Dieses Mal gehe es darum, dass die Generationen aufeinander achteten und für die Zukunft sorgten, äußerte der Oberbürgermeister.

Von Hirschhausen erwähnte seinen Vater, 83, als ein Beispiel für nachhaltigen Lebensstil. Bis heute trage er seine jahrzehntealten Adidas Rekord – warum ein anderes Paar Schuhe kaufen? Er selber tue sich manchmal schwer mit dem nachhaltigen Leben, könne auch nicht zufrieden sein mit seinem ökologischen Fußabdruck, räumte der Gast ein, aber er setze auf seinen Handabdruck, darauf, mit seinen Mitteln für den Erhalt der Welt einzutreten.

Für ihn sei bei einem Interview mit der Primatenforscherin Jane Goodall ein Schalter umgelegt worden, berichtete von Hirschhausen. Die damals 83-Jährige Expertin für das Leben von Schimpansen habe ihn gefragt: „Warum zerstört der Mensch sein eigenes Zuhause?“ In den nächsten zehn Jahren entscheide sich, „ob wir die nächsten 10.000 Jahre noch erleben“, befand der Entertainer in der Heiliggeistkirche.

Die Kirche als globale Organisation, aber auch mit ihrer spirituellen Kraft und der Idee der Nächstenliebe könne eine treibende Kraft sein, um die Klimakatastrophe aufzuhalten, so der TV-Star und Mediziner, der an diesem Tag ausdrücklich als Arzt gekommen war und manches Bild aus diesem Bereich einbrachte. Beispielsweise, dass bei 41 Grad der menschliche Körper ins Straucheln komme – diesen Sommer ging das Wetterthermometer auch auf 42 Grad hoch.

Neben dem Schüler Moritz von Winning, der sich schon seit 2015 mit vielerlei Aktionen, auch im Frankfurter Stadtparlament, für den Schutz des Klimas einsetzt, ging der 20 Jahre Informatikstudent und Klimaaktivist Lauri-Valentin Youaux ans Mikrofon und appellierte an die Anwesenden, dass ein „Weiter so“ – undenkbar sein müsse.

Hirschhausen, die Jugendlichen, aber auch der stimmgewaltige Gospel Chor der Atterberry Chapel ernteten bei den Anwesenden Gästen viel Beifall, genauso wie Frank Hoffmann an der Orgel. Das Lied „Oh, happy day“ sang der Gospelchor und „Go, tell it on the mountain, over the hills and every where!“. Letzteres ist ein Weihnachtslied. „Man kann diese Zeile aber auch auf den Klimaschutz beziehen“ – so Stadtdekan Achim Knecht.


Autorin

Bettina Behler 291 Artikel

Bettina Behler, Medieninformation Evangelische Öffentlichkeitsarbeit Frankfurt und Offenbach

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