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„Die Kirche ist ein extrem wichtiger Akteur“

Der Mitgliederverlust der christlichen Kirchen beschäftigt auch die Politik. Dies bekräftigten die Grünen-Politikerinnen Katrin Göring-Eckardt, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags, und Mirjam Schmidt, Mitglied des Hessischen Landtags, bei einem Gespräch mit den Spitzen der Evangelischen Kirche in Frankfurt und Offenbach.

Treffen im Frankfurter Dominikanerkloster (von links nach rechts): Stadtsynoden-Präses Irmela von Schenck, MdL Mirjam Schmidt, Stadtdekan Holger Kamlah, Bundestags-Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt, Diakoniechef Markus Eisele. | Foto: Rolf Oeser
Treffen im Frankfurter Dominikanerkloster (von links nach rechts): Stadtsynoden-Präses Irmela von Schenck, MdL Mirjam Schmidt, Stadtdekan Holger Kamlah, Bundestags-Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt, Diakoniechef Markus Eisele. | Foto: Rolf Oeser

Eine große Bedeutung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt attestierten die beiden Politikerinnen von Bündnis 90/Die Grünen, Katrin Göring-Eckardt und Mirjam Schmidt, den christlichen Kirchen. In diesen Zeiten, in denen sich viele Menschen „in der Daseinsvorsorge ge- und überfordert fühlen“, sei die Kirche „ein extrem wichtiger Akteur“, sagte Göring-Eckardt bei einem Treffen mit Stadtdekan Holger Kamlah, der Versammlungsleiterin der Stadtsynode Irmela von Schenck und Diakoniepfarrer Markus Eisele am Freitag, 15. September, im Frankfurter Dominikanerkloster.

Die gemeinschaftlichen Strukturen der Kirchengemeinden seien „ein Schatz, den wir nutzen sollten“, sagte Göring-Eckardt. Mirjam Schmidt, Abgeordnete im Hessischen Landtag, sieht auch das Land Hessen in der Pflicht, wenn Kirchengebäude und Gemeindehäuser nicht mehr von den Kirchengemeinden genutzt werden können: „Es fehlen Orte zum Austausch, gerade in Großstädten sind Flächen rar“, sagte Schmidt und stellt auch finanzielle Landesmittel dafür in Aussicht. Stadtdekan Holger Kamlah zeigte sich offen für eine gemeinschaftsbildende Nutzung ehemals kirchlicher Gebäude, die dann auch in andere Trägerstrukturen übertragen werden könnten. Diakoniepfarrer Markus Eisele sprach von „Quartierzentren“, in die auch diakonische Angebote integriert werden könnten.

Scharfe Kritik brachten die Kirchenvertreter bezüglich der Sparpläne der Bundesregierung im sozialen Bereich vor, insbesondere für die Kürzungen bei Migrationsberatungen und beim Freiwilligendienst. Würden die derzeitigen Pläne umgesetzt, müsste die Diakonie Frankfurt und Offenbach 25 Prozent ihrer Stellen in diesen Bereichen streichen, sagte Eisele. Dies würde den Absichten der Regierung zur Arbeitsmarktintegration von Fachkräften entgegenlaufen. So würden die Migrationsberatungen dazu beitragen, Menschen, die neu in Deutschland sind, in Arbeitsplätze zu vermitteln. Und 30 bis 50 Prozent der Absolvent:innen eines Freiwilligen Sozialen Jahres würden später einen sozialen Beruf ergreifen.

Die Sparvorhaben der Regierung seien keine inhaltliche Bewertung der Arbeit, sagte Göring-Eckardt zu der Kritik, sondern eine Konsequenz aus dem Willen des Finanzministers, die Schuldenbremse einzuhalten. „Wie geht man mit weniger Geld um, wenn die Aufgaben nicht weniger werden?“ – dies sei eine der wiederkehrenden Fragen der Zeit, die staatliche Politik und Kirche gleichermaßen beantworten müssten.

Um den Rückgang der kirchlichen Mitgliederzahlen macht sich Göring-Eckardt, die auch Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist, weniger Sorgen. „Ich frage mich eher, was sind die Chancen, wenn wir weniger werden? Als Ostdeutsche kenne ich das ja gar nicht anders.“ Für die westdeutschen Kirchen, die jetzt im starken Wandel sind, hat sie einen Rat: „Sie können ja mal in Ostdeutschland fragen, wie die Gemeinden dort es gemacht haben.“


Autorin

Antje Schrupp 227 Artikel

Dr. Antje Schrupp ist Chefredakteurin des EFO-Magazins. Die Journalistin und Politikwissenschaftlerin bloggt auch unter www.antjeschrupp.com Mastodon: @antjeschrupp@kirche.social

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