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Gedenken an ein Widerstandszeugnis mit Frankfurter Wurzeln

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Vor 90 Jahren wurde die Barmer Theologische Erklärung veröffentlicht. Am 22. Mai wird an dem Gebäude Wiesenhüttenplatz 25 eine Bronzeplakette enthüllt, die an die Vorbereitungen des wichtigen Dokuments des evangelischen Widerstands gegen den Nationalsozialismus erinnert, abends findet in der Evangelischen Akademie Frankfurt anlässlich des Jubiläums eine Veranstaltung statt.

In diesem Haus im Frankfurter Bahnhofsviertel fanden vor 90 Jahren die Vorbereitungen für die Barmer Theologische Erklärung statt.  |  Foto: Maike Hofstetter
In diesem Haus im Frankfurter Bahnhofsviertel fanden vor 90 Jahren die Vorbereitungen für die Barmer Theologische Erklärung statt. | Foto: Maike Hofstetter

Im Mai 1934 wurde unter der Federführung des Theologen Karl Barth die „Barmer Theologische Erklärung“, zentrales Dokument evangelischen Widerstands gegen den Nationalsozialismus, in Frankfurt formuliert. Mit zwei Veranstaltungen erinnern am Mittwoch, 22. Mai 2024, das Evangelische Stadtdekanat Frankfurt und Offenbach und die Evangelische Akademie Frankfurt an das Entstehen der Erklärung vor 90 Jahren. Kooperationspartner ist der Deutsche Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit.

Um 17 Uhr wird am Haus Wiesenhüttenplatz 25 durch Stadtkämmerer Bastian Bergerhoff und Stadtdekan Holger Kamlah eine Bronzeplakette enthüllt, die an die Anfänge der Barmer Theologischen Erklärung erinnert. Sprechen wird hier anlässlich des Jubiläums auch Dieter Zellweger, Enkel von Karl Barth. Es spielt das Ensemble „Capella Tromboni“ der Frankfurter Bläserschule.

Um 19 Uhr findet in der Evangelischen Akademie auf dem Römerberg eine Veranstaltung statt mit dem Titel: „Wir dürfen nicht schweigen. 90 Jahre Barmer Theologische Erklärung“. Professorin Christiane Tietz, Universität Zürich, zeichnet die Entstehung und das politische Umfeld der Barmer Theologischen Erklärung nach. Auf dem Podium fragen mit ihr anschließend Regionalbischöfin Friederike Spengler, Erfurt, und Barbara Herfurth-Schlömer, Projektleiterin der Ausstellung „Gelebte Reformation. Barmer Theologische Erklärung“, Wuppertal-Barmen, nach der Orientierungskraft der Barmer Theologischen Erklärung in den heutigen gesellschaftspolitischen Herausforderungen, zum Beispiel angesichts der anstehenden Europawahl und der zunehmenden Gefahr des Rechtspopulismus und Rechtsextremismus.


Zum Hintergrund:

Die Barmer Theologische Erklärung ist das wichtigste Dokument evangelischen Widerstands in der Zeit des Nationalsozialismus. Ihr erster Entwurf entstand unter der Federführung des in Basel geborenen und von 1930 an in Bonn lehrenden Theologieprofessors Karl Barth am 15. und 16. Mai 1934 im Hospiz Baseler Hof im Frankfurter Bahnhofsviertel, Wiesenhüttenplatz 25. Mitautoren der Erklärung waren der Hamburger Pastor Hans Asmussen und der Münchner Oberkirchenrat Thomas Breit. Der Text wurde redigiert und auf einer Bekenntnissynode in Barmen am 31. Mai 1934 verbindlich angenommen.

Alle drei Autoren gehörten der Bekennenden Kirche an. In ihr sammelten sich diejenigen evangelischen Christinnen und Christen, die sich in Opposition begaben gegen eine Gleichschaltung der evangelischen Kirchen unter das Regime der Nationalsozialisten. Die Mitglieder der Bekennenden Kirche waren dabei eine Minderheit. Die Mehrheit der Gemeinden gehörte zu den sogenannten Deutschen Christen.

Bekannte Vertreter der Bekennenden Kirche, von denen einige für ihren Widerstand mit dem Leben bezahlten, waren Dietrich Bonhoeffer, Helmut James Graf von Moltke, Elisabeth von Thadden, Martin Niemöller, der von 1947 bis 1969 Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche von Hessen und Nassau war, oder auch die spätere Frankfurter Vikarin Katharina Staritz.

Die Barmer Theologische Erklärung ist ein wegweisendes Dokument auch für die Gegenwart und die Zukunft, da es den totalitären Machtanspruch eines Staates in Schranken weist und einen Freiraum fordert, in den der Staat nicht hinein regieren darf. Der Text wird von Kirchen weltweit rezipiert.


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