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Gemeinde bleiben – unter anderer Adresse

Angesichts der Corona-Pandemie verlagert sich das kirchliche Leben vielerorts ins Netz. Aber auch Briefkästen und Telefone gewinnen wieder an Bedeutung. Einzelne Beispiele aus Offenbach.

Zwei Zeichen am Abend: Glockengeläut und Kerzen in den Häusern I Foto: Kirchengemeinde Offenbach-Bieber
Zwei Zeichen am Abend: Glockengeläut und Kerzen in den Häusern I Foto: Kirchengemeinde Offenbach-Bieber

Angesichts der Schutzmaßnahmen gegen die Ausbreitung der Corona-Pandemie bleiben gewohnte kirchliche Räume geschlossen. Auch die evangelischen Kirchengemeinden in Offenbach stellen sich der Herausforderung: Gemeinde zu sein bei geschlossenen Türen.

Für Palmsonntag, 5. April, war zum Festgottesdienst in die frisch renovierte evangelische Kirche in Offenbach-Bieber geladen worden. Die Renovierungsarbeiten sind pünktlich beendet, da die Kirche aktuell geschlossen bleiben muss, lädt Pfarrerin Irmela Büttner zu einer virtuellen Feier ein. „Wir haben letzte Woche bereits ein Videogottesdienst-Format erprobt und werden nächste Woche einen größeren Videogottesdienst produzieren“, teilte sie jetzt mit. Zu sehen sein wird das Video am 5. April über die Website www.evangelisch-in-bieber.de und über den Blog von Pfarrerin Büttner https://kirchetrotzcorona.wordpress.com.

Auch diesen Sonntag, 29. März, wird die Bieberer Gemeinde einen Videogottesdienst ins Netz setzen. Zusammen mit anderen Kirchen im Evangelischen Stadtdekanat Frankfurt und Offenbach läuten hier am Sonntag um 12 Uhr die Glocken und es wird dazu eingeladen, sich trotz Corona-Krise über die Distanz im Gebet zu vereinen. Wie bei dem Kerzenlicht zum Glockengeläut abends um 19.30 Uhr, das in den Stadtteilen aus mancherlei Fenstern leuchtet.

In dem Blog von Pfarrerin Büttner findet sich Gottesdienstliches, aber auch Atemübungen oder zum Nachdenken Anregendes aus der Presse. An Leute, die nicht im Netz unterwegs sind, hat die Gemeinde gleichfalls gedacht: An den Toren zum Kirchhof, Aschaffenburger Straße 54, wurde eine Schnur festgemacht, die dort hängenden Texte sind zum Mitnehmen gedacht.

Eine solche Leine hat Pfarrerin Henriette Crüwell von der Friedenskirchengemeinde im Offenbacher Westend ebenfalls gespannt, zugleich ist sie wie Büttner im Netz unterwegs und hat sich Formate wie den „Telefongottesdienst“ und Angebote für Kinder einfallen lassen. Auf der Gemeinde-Website oder auch auf Facebook finden sich aktuelle Initiativen von Crüwell.

Pfarrerin Amina Bruch-Cincar von der Gustav-Adolf-Gemeinde in Offenbach-Bürgel, lässt das „Wort der Woche“, das üblicherweise im Gesangbuch liegt, austeilen, Jugendliche werfen es Leuten, die sonst in die Gottesdienste kommen, ein, rund 50 Briefkästen werden auf diese Weise beliefert. Stephanie Ludwig, eine der Pädagoginnen der evangelischen Kirche in Offenbach, unter anderem für die Gustav-Adolf-Gemeinde zuständig, ruft ältere Menschen an, die den Gemeinden bekannt sind. Zugleich ist sie für die anderen Generationen da. Sie „bietet ab sofort an, mit Ihnen und euch zu telefonieren, zuzuhören und nach Ideen und Lösungen zu suchen“ – heißt es auf der Homepage der Schlossgemeinde Rumpenheim. Themen wie Arbeitsplatzsorgen, Konflikte in der Familie, Ängsten, was passiert, wenn Kinder oder Eltern krank werden – aber natürlich auch anderes, was den Menschen auf Herz und Seele liegt, kann angesprochen werden, zu erreichen ist Ludwig unter 0163 3421256, beziehungsweise der E-Mailadresse s.i.ludwig@web.de – und nicht nur für Kirchenmitglieder.

Gerade auch Familien, „bei denen es drunter und drüber geht“, könnten bei Ludwig mal loslassen, sagt Bruch-Cincar. Froh ist die Pfarrerin aber auch, dass es in ihrer Gemeinde viele gewachsene Beziehungen gibt und die Menschen sich untereinander anrufen, um sich beizustehen oder einfach mal zu plaudern.

Prodekanin Ursula Schoen freut sich, dass trotz geschlossener Gemeindehäuser und Kirchen die Offenbacher Gemeinden aktiv bleiben: „Viele Menschen erleben aktuell, was in der Krise nicht mehr möglich ist. Die Initiativen der Gemeinden zeigen, was trotz der Krise möglich ist. Das setzt in dieser unruhigen Zeit Energie frei und schafft Vertrauen in unseren Zusammenhalt. Wir sind stärker, als wir denken!“


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Bettina Behler 297 Artikel

Bettina Behler, Medieninformation Evangelische Öffentlichkeitsarbeit Frankfurt und Offenbach