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Kirche „verdrahten“: Abschied von Jugendkulturkirche-Geschäftsführer Eberhard Klein

Der Geschäftsführer der Jugendkulturkirche Sankt Peter, Eberhard Klein, verabschiedet sich in den Ruhestand. Nicht nur im Herzen Frankfurts, landeskirchenweit, hat er für Kinder und Jugendliche im Laufe des Berufslebens viel bewegt.

Eberhard Klein inmitten seines Teams – beim Abschied in Sankt Peter  |  Foto: Markus Laubvogel
Eberhard Klein inmitten seines Teams – beim Abschied in Sankt Peter | Foto: Markus Laubvogel

„Pfarrer und Geschäftsführer“ – es gibt Leute, die meinen, diese Verbindung brauche ein Fragezeichen – so was geht? Eberhard Klein, würde bestimmt kein Ausrufezeichen hinter diese Kombination setzen, dafür war es dem Theologen schlicht zu selbstverständlich, in den vergangenen zwölf Jahren bei der Jugendkulturkirche Sankt Peter unter dem Titel „Geschäftsführer“ zu firmieren. Am 1. April geht Klein, der im Mai seinen 66 Geburtstag feiert, als Geschäftsführer in den Ruhestand. Als Pfarrer hat ihn der Propst für Rhein-Main, Oliver Albrecht, bei einer Feier mit Kirchenpräsident Volker Jung, Stadtdekan Achim Knecht und vielen Weggefährt:innen schon am vergangenen Wochenende „entpflichtet“.

„Einen Bonus habe ich natürlich nicht bekommen“, das übliche Gehalt ging bei Eberhard Klein ein. Aber die Geschäfte zu führen, einen Veranstaltungsort zu managen, Fäden zur regionalen Event- und Finanzwirtschaft und anderen Branchen zu knüpfen, Spenden-Galas mit der Wirtschafts-Community von Sankt Peter zu organisieren, ging ihm leicht von der Hand, im Dienste der Sache – der 12- bis 25-Jährigen, egal welcher Religion und Herkunft – und in Zusammenarbeit „mit dem weltbesten Team“.

Entscheidungen treffen, falle ihm nicht schwer: „Ich weiß genau, was ich will“, äußert der gebürtige Hesse aus dem Dorf Quotshausen (Gemeinde Steffenberg), der mit seiner Frau, einem der Söhne und dessen Familie auf einem Grundstück in Langgöns bei Gießen lebt. Hartnäckig könne er sein, konstatiert Klein. Die Kinder- und Jugendarbeit der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau hat davon reichlich profitiert: Den Jugendkirchentag, ein bundesweit einzigartiges Großevent, hob Klein aus der Taufe, an der Gestaltung der Kinder- und Jugendordnung der EKHN hatte er als Landesjugendpfarrer maßgeblichen Anteil. Kirchenpräsident Volker Jung kennt Eberhard Klein noch aus der Vikarszeit. Er beschrieb ihn bei dem Abschiedsfest als „packend und zupackend“, schon als Berufsanfänger sei klar gewesen, „der will was bewegen“.

Im Oktober 2009 wechselte Eberhard Klein von Darmstadt, wo die Landeskirche ihren Sitz hat, zu Sankt Peter, gelegen im Herzen Frankfurts unweit von Zeil und Konstablerwache. Der Leuchtturmcharakter der Jugendkulturkirche hat ihn gereizt, das ist etwas „Einzigartiges“. Die Jugendkulturkirche nennt Eberhard Klein „einen Seismographen: Aufnehmen, was die Gesellschaft bewegt, schauen was „in Kirche“ ansteht und beides verdrahten. Das liegt ihm. Schon in den Jahren als Pfarrer in Langgöns, „habe ich nicht gefragt, gehörst Du zu uns“. Als er das Pfarrhaus verließ, konnte die Gemeinde allein im Bereich der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen auf rund 100 Ehrenamtliche zurückgreifen.

„Expertise im Team einholen“, „mit den Leuten reden“, hat seine Arbeit geprägt. Klein betont als weiteren Punkt: „Transparent sein“ – ob im Umgang mit Mitarbeitenden oder wenn es Konzeptionelles zu entwickeln gilt. Sankt Peter adressiere mit Workshops, die auch mal 20 Euro kosten, durchaus ein bürgerliches, städtisches Publikum, räumt er ein. Aber nicht nur: Die Online-Seelsorge, viele Events, die Konfi-Partys – sehr vieles eignet sich für 12- bis 25-Jährige, egal mit welchem Portemonnaie.

Beim Interview zum Ende der Berufszeit, erzählt Klein auch von anderem: der Ukrainehilfe. Erst im Herbst 2021 stellte der Arbeitskreis der evangelischen Kirchengemeinde Langgöns „Leben nach Tschernobyl“ nach zahlreichen Hilfstransporten und Begegnungen die Arbeit ein – scheinbar gibt es nichts mehr zu tun. Am 12./13. März 2022 fuhr Eberhard Klein mit einem Bus los. Zusammen mit fünf anderen holte er Kriegsflüchtlinge ab, inzwischen sind in Langgöns 39 Menschen aus der Ukraine untergebracht, bisher alle in Privatquartieren in der Großgemeinde Langgöns. Viele der nun mit ihren Kindern geflüchteten Mütter kennt Klein noch aus den Zeiten des Tschernobyl-Arbeitskreises, „die haben hier als Kinder Urlaub gemacht“.

Der Langgönser Handballverein ist auf Eberhard Klein zugekommen, ob er im Ruhestand wieder als Trainer zur Verfügung stehe? Klar, „in der Hoffnung, dass ich noch die modernen Trainingsmethoden drauf habe“. In der Grundschule wird Eberhard Klein für ein Zirkusprojekt ein Kinderliederkonzert organisieren. Auf die Zeit mit Frau und Enkelkindern freut er sich. Der zweite Sohn lebt mit Familie in Berlin, auch dort häufiger zu sein, freut er sich.

Am Abschiedsabend hat das Team nach all den Festreden zusammen mit verbleibenden Gästen und Eberhard Klein in der Jugendkulturkirche getanzt, gefeiert, „das hat gut getan“, sagt eine aus dem Team, die die vergangenen zwölf Jahre in Sankt Peter mit dem Ausscheidenden zusammengearbeitet hat. Mit auf der Tanzfläche auch Pfarrerin Marit Günther, sie gehört seit zwei Jahren zum Team und wird von Eberhard Klein am 1. April die Geschäftsführung übernehmen.


Autorin

Bettina Behler 296 Artikel

Bettina Behler, Medieninformation Evangelische Öffentlichkeitsarbeit Frankfurt und Offenbach

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