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Kirche will mehr Kontakt zu jungen Kirchenmitgliedern

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Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung hat sich dafür ausgesprochen, noch stärker als bisher auf Kirchenmitglieder zuzugehen. Vor dem Hintergrund aktueller Prognosen zur Mitgliedschaftsentwicklung solle vor allem der Kontakt zu jungen Erwachsenen zwischen 20 und 35 Jahren intensiver gesucht werden, sagte er am Donnerstag (9. Mai 2019) vor der in Frankfurt am Main tagenden Synode seiner Landeskirche.

Kirchenpräsident Volker Jung.  |  Foto: EKHN
Kirchenpräsident Volker Jung. | Foto: EKHN

Eine Anfang Mai erschienene Studie hatte den Kirchen bundesweit einen Mitgliederrückgang um die Hälfte bis zum Jahr 2060 vorausgesagt und zugleich erste Gegenmaßnahmen angedeutet. Für Jung ist „der Rückzug in eine fromme Innerlichkeit oder ein gemeindliches Vereinsleben keine Option“. Es gehe in der Kirche darum, „die Hoffnung, die durch den christlichen Glauben in uns ist, in dieser Welt und für diese Welt zu leben.“ Jung: „Das muss gelebt werden und darüber muss geredet werden.“ Dazu sei es wichtig, die Gemeinschaft und die Kommunikation zu stärken.

Nach Ansicht Jungs ist es zunächst eine Grundvoraussetzung „besser zu verstehen, was Menschen in den unterschiedlichen Lebensphasen von ihrer Kirche erwarten und brauchen“. So sei offenbar insbesondere bei der Altersgruppe der 20 bis 35-Jährigen erkennbar, dass gefragt werde: „Was bringt mir die Zugehörigkeit zur Kirche und was kostet sie mich?“. Dies sei vor allem in Ballungsräumen mit hohen finanziellen Belastungen etwa durch die Miete der Fall. Jung schlug deshalb vor, auch über besondere Leistungen für evangelische Kirchenmitglieder „in aller Offenheit“ nachzudenken. Dazu gehöre zum Beispiel auch die Möglichkeit, als Kirchenmitglied verlässlich einen Platz für sein Kind in einer evangelischen Kindertagesstätte bekommen zu können, wenn es eine evangelische Kindertagesstätte vor Ort gibt. Dies bedeute auf keinen Fall, die Offenheit für alle unabhängig von ihrer Religion und Weltanschauung einzuschränken, machte Jung deutlich.

Bei manchen Kirchenmitgliedern reiße der Kontakt zur Kirche offenbar beim Wechsel des Wohnortes ab, stellte Jung fest. „Es gelingt uns nicht, allen zu sagen und zu zeigen: ‚Wir leben eine Hoffnung, die Kraft und Orientierung im Leben gibt – für euch persönlich und für diese Gesellschaft. Wenn ihr uns braucht, sind wir für euch da‘“, sagte Jung. Hier könne ein Weg sein, „die unersetzbare Kommunikation von Mensch zu Mensch mit der medialen und digitalen Kommunikation zu verbinden“. Dazu gehörten etwa der Hausbesuch und die Begrüßung nach einem Umzug genauso wie gut aufbereitete Informationen im Internet oder Angebote für Jüngere in den Sozialen Medien.

Als positives Beispiel nannte Jung zudem die Arbeit mit Konfirmandinnen und Konfirmanden. Eine groß angelegte Studie habe gezeigt, dass die Konfirmation und die Vorbereitungszeit eine hohe Wertschätzung bei Jugendlichen genieße. Der Erfolg liegt nach Ansicht Jungs darin, dass „Glaubensinhalte eng mit Gemeinschaftserfahrung verknüpft sind“. Die Bindung an die Kirche und auch die Bereitschaft für ehrenamtliches Engagement in der Gesellschaft steige dort erkennbar, wo junge Menschen die Möglichkeit gegeben wird, in den Gemeinden mitzuarbeiten. Jung: „Die entscheidenden Frage für mich ist die, wie wir so in Kontakt bleiben können, dass Menschen spüren: Meine Kirche ist für mich und die Menschen an meiner Seite da. Wie Menschen dann ihre Kirchenmitgliedschaft leben, schreiben wir nicht vor. Wir sollten aber besser als bisher in Beziehung bleiben mit Sanftmut und Ehrfurcht“.

Angesichts des zu erwartenden Rückgangs der Finanzmittel in den kommenden Jahrzehnten schlug Jung auch vor, die bisherigen Reformprozesse in der Geschichte der hessen-nassauischen Kirche zu sichten und unter aktuellen Gesichtspunkten theologisch zu bewerten. Dabei sollten die bisherigen Gestaltungsprinzipen überprüft und bereits bis zum Herbst möglicherweise neu justiert werden. Dies sei unerlässlich, auch um künftige weitreichende Entscheidungen wie etwa Investitionen für einen stärkeren Klimaschutz oder die digitale Transformation in der Kirche vorzubereiten. Jung: „Um Entscheidungen treffen zu können, ist es unbedingt erforderlich, dass wir uns über die Rahmenbedingungen unserer Planungen verständigen.“


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