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„Die evangelische Stimme wird in Offenbach weiterhin deutlich vernehmbar sein“

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Anfang 2019 gehen die evangelischen Kirchen Frankfurt und Offenbach zusammen. Pfarrerin Henriette Crüwell, ehemals Pfarrerin der Jugendkulturkirche Sankt Peter in Frankfurt und heute Pfarrerin der Friedenskirchengemeinde in Offenbach, hat Stadtdekan Achim Knecht zu dem neuen Verbund befragt.

Stadtdekan Achim Knecht mit Fanschals aus beiden Städten: Zum Januar 2019 fusionieren die evangelischen Dekanate Frankfurt und Offenbach. | Foto: Rolf Oeser
Stadtdekan Achim Knecht mit Fanschals aus beiden Städten: Zum Januar 2019 fusionieren die evangelischen Dekanate Frankfurt und Offenbach. | Foto: Rolf Oeser

Herr Stadtdekan, bitte sprechen Sie mir nach: „Ich bin ein Offenbacher.“

Das fühlt sich für mich nicht ganz richtig an, weil ich seit langem in Frankfurt lebe, genauer gesagt in Praunheim. Aber in den vergangenen Monaten habe ich eine ganze Reihe interessanter Menschen aus den Offenbacher Kirchengemeinden kennen gelernt, und dadurch wird mir Offenbach zunehmend vertraut.

Wie fühlen Sie sich so als „Neu-Offenbacher“?

Gut. Und so ganz neu fühle ich mich auch nicht. Als ich mein Amt als Frankfurter Stadtdekan im September 2014 angetreten habe, gab es schon die Entscheidung der Kirchensynode aus dem Jahr 2013, dass Offenbach und Frankfurt sich evangelisch gesehen zusammenschließen. Die Bildung des Stadtdekanats in Frankfurt aus vier einzelnen Dekanaten lag da gerade hinter uns, da galt es den nächsten Zusammenschluss anzugehen. Inzwischen komme ich in einigen Offenbacher Stadtteilen auch ohne Navi zurecht, der eine oder andere Termin hat dafür gesorgt – und das finde ich gut.

Ab 1. Januar 2019 sind die Offenbacher Kirchengemeinden mit den Frankfurtern in einem Dekanat zusammengeschlossen. Haben es also die Frankfurter endlich geschafft und Offenbach doch noch eingemeindet?

Ich würde sagen, bei unserem Zusammengehen handelt es sich um ein Bündeln der Kräfte: In Wirtschaft und Kultur wird längst über die jeweiligen Stadtgrenzen hinaus gedacht. In Offenbach wohnen, in Frankfurt arbeiten und umgekehrt – beides ist heutzutage Alltag. Ich halte es für vernünftig, in einer Zeit, in der die evangelische Kirche mit sinkenden Mitgliederzahlen konfrontiert ist, einen gemeinsamen „Ballungsraum“ zu bilden.

Was bedeutet der Zusammenschluss der evangelischen Dekanate von Frankfurt und Offenbach für das neu entstandene Dekanat? Und was ändert sich ganz konkret für die Evangelischen in Offenbach?

Ich freue mich, dass die Kirchenparlamente in beiden Städten sehr einmütig die Bildung eines gemeinsamen Evangelischen Regionalverbandes Frankfurt und Offenbach befürwortet und beschlossen haben. Er wird zukünftig in beiden Städten die Kirchengemeinden unterstützen. Die diakonische Arbeit, die Angebote im Bereich der Beratung und Bildung oder auch der Jugendarbeit werden in Zukunft unter einem Dach erfolgen. In der konkreten Arbeit der Gemeinden vor Ort wird sich vermutlich erst einmal nicht viel ändern – zumindest werden die Mitglieder im Alltagsleben ihrer Kirchengemeinde keine große Veränderung erleben. Dass dieser Prozess des Zusammenwachsens der evangelischen Kirche in Offenbach und Frankfurt nicht ganz schmerzfrei verlaufen ist, will ich nicht verschweigen, aber im Endeffekt werden beide Seiten gewinnen, davon gehe ich aus.

Das evangelische Offenbach wird keine eigene Dekanestelle mehr haben. Muss die evangelische Stimme Offenbachs jetzt befürchten, im großen Frankfurt unterzugehen? Wie präsent bleibt die evangelische Kirche gesellschaftspolitisch in Offenbach?

Die evangelische Stimme wird in Offenbach weiterhin deutlich vernehmbar sein. Es ist geplant, dass Prodekanin Ursula Schoen ab 2019 nicht nur für die kirchliche Arbeit im Frankfurter Südosten, sondern auch in Offenbach zuständig sein wird. Sie wird regelmäßig in Offenbach präsent sein. Uns ist es ein Anliegen, die gesellschaftspolitischen, aber auch die kirchlichen Interessen in beiden Städten zu vertreten, gegenüber der jeweiligen Stadtpolitik, den Vertretern der Stadtgesellschaft, den Partnerinnen und Partnern auf religiöser Ebene oder auch den Medien. Übrigens erwarte ich auch, dass wir im Bereich der Landeskirche gemeinsam an Gewicht gewinnen können.

Was verbindet Frankfurter und Offenbacher Protestantinnen und Protestanten?

Offenheit und Toleranz, eine bedeutende Geschichte, die Herausforderung, in einer multikulturellen und weitgehend nichtreligiösen Stadtgesellschaft zu leben und zu arbeiten – und vor allem der gemeinsame Glaube an Jesus Christus.

Was unterscheidet sie?

Weniger als viele denken. Das habe ich während der vergangenen Jahre gelernt.

Was wünschen Sie den Offenbacher Gemeinden?

Vertrauen auf Gott und Engagement für die Menschen im Stadtteil und darüber hinaus! Aber das wünsche ich auch den Gemeinden in Frankfurt. Und dann natürlich gegenseitige Unterstützung und gute Erfahrungen im erweiterten Stadtdekanat und Regionalverband Frankfurt und Offenbach. Vielleicht wird beim Zusammengehen der Evangelischen Gemeinden in Offenbach und in Frankfurt nicht alles reibungslos gehen, aber es gibt viele Menschen in beiden Städten, die bemüht sind, dass es möglichst gut wird.

Interview: Henriette Crüwell


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