Aktuelles

Mit allen Mitteln - wie Gemeinden auf die Konfirmation vorbereiten

Zum zweiten Mal fallen die Konfirmationen in die Zeit des Lockdowns. Wie die Pfarrer:innen in den Kirchengemeinden damit umgehen, und welche Möglichkeiten sie nutzen, darüber berichtet EFOI.

Friederike Stürmer (links) und Anna Schliemann auf dem Weg zum Outdoor-Konfitreffen in der Mariengemeinde in Seckbach. / Foto: Rolf Oeser
Friederike Stürmer (links) und Anna Schliemann auf dem Weg zum Outdoor-Konfitreffen in der Mariengemeinde in Seckbach. / Foto: Rolf Oeser

Es ist ein sonniger Tag Anfang Mai und die knospenden Zweige der Bäume sind in helles Licht getaucht. Aber der Schein trügt. Die Temperaturen sind niedrig und der Wind durchdringend kalt. Wegen Corona findet das heutige Konfi-Treffen jedoch draußen vor dem Gemeindehaus der Seckbacher Mariengemeinde statt. Mit Masken und großem Abstand sitzen die Jugendlichen und Pfarrerin Ute Pietsch um ein knisterndes Lagerfeuer auf dem gepflasterten Vorplatz zum Gemeindehaus. Um Angst und Vertrauen soll es heute gehen. Ein Thema, das sich die Jugendlichen aus dem diesjährigen Konfi-Kurs für ihren Vorstellungsgottesdienst selbst ausgesucht haben.

Konfiarbeit mit Pfarrerin Ute Pietsch zum Thema „Angst und Vertrauen“ vor dem Gemeindehaus der ­Mariengemeinde in Seckbach. / Foto: Rolf Oeser
Konfiarbeit mit Pfarrerin Ute Pietsch zum Thema „Angst und Vertrauen“ vor dem Gemeindehaus der ­Mariengemeinde in Seckbach. / Foto: Rolf Oeser

„Es war uns allen wichtig, dass die Konfi- Arbeit nicht ausschließlich digital stattfindet und wir uns auch regelmäßig persönlich treffen“, erzählt Pfarrerin Ute Pietsch. „Man merkt, dass die Jugendlichen mittlerweile bildschirmmüde sind. Zudem lebt die Konfi-Arbeit stark von interaktiven und persönlichen Begegnungen und Methoden. Das kann man nicht oder nur teilweise digital ersetzen“, ergänzt die Theologin. Und doch, sagt sie, habe sie sich persönlich so einiges angeeignet an technischem Know-how im Laufe des Pandemie-Jahres und dies auch durchaus als bereichernd für die Arbeit mit Jugendlichen erlebt. Sie kann sich daher sehr gut vorstellen, einzelne Apps oder Tools auch für die Konfi-Arbeit zu nutzen, wenn Corona kein Thema mehr ist. Mit „Mentimeter“ etwa könne man sowohl in digitalen als auch analogen Treffen zu bestimmten Inhalten kurze Smartphone-Umfragen oder sogenannte „Wortwolken“ kreieren, was sehr inspirierend und kurzweilig sei. „Früher war die private Nutzung von Smartphones in der Konfistunde verboten“, sagt Pietsch. „Wir merken aber, dass das ganz gut zusammen funktioniert und wir so wichtige Inhalte mit den Jugendlichen bearbeiten können.“ In dieser Hinsicht sei unglaublich viel passiert, geradezu eine digitale Revolution, und sie habe sich reingearbeitet. „Als die Pandemie vor über einem Jahr anfing, waren wir alle Anfänger“, erinnert sich Ute Pietsch. Als der erste Lockdown kam, wollten wir eine Woche später auf Konfi­freizeit fahren. Ein Schock. Die Konfi-Arbeit habe damals dann erst mal weitgehend digital stattgefunden. Rückblickend ist sie aber froh, dass sie gemeinsam mit den Jugendlichen und Eltern entschied, corona­konforme Konfirmation zu feiern. Statt Vorstellungsgottesdienst produzierten die Jugendlichen einen Film mit persönlichen Statements, der dann an Familien und Gemeinde verschickt wurde. Die Konfirmationsgottesdienste fanden schließlich in Vierer-Gruppen im September vergangenen Jahres statt. Eltern der Konfis hatten damals die Idee, die Jugendlichen, die aufgrund der Corona-Bestimmungen nicht anwesend sein durften, jeweils durch lebensgroße und authentisch gestaltete Pappaufsteller anwesend zu machen. „Eine tolle Idee“, findet Ute Pietsch.

Gemeinsam mit den Eltern ist die Idee entstanden, die Präsenz-Treffen auch an kühleren Tagen mit einem Lagerfeuer zu ermöglichen. Dafür bringen die Konfis das  Holz mit. | Foto: Rolf Oeser
Gemeinsam mit den Eltern ist die Idee entstanden, die Präsenz-Treffen auch an kühleren Tagen mit einem Lagerfeuer zu ermöglichen. Dafür bringen die Konfis das Holz mit. | Foto: Rolf Oeser

In diesem Jahr beim erneuten Lockdown fand das traditionelle Konfi-Wochenende mit der App „Actionbound“ statt. Die Konfis laden sich dabei Inhalte mit QR-Codes aufs Handy und lösen Aufgaben an unter anderem auch biblischen Stationen. „Es war eine Art Rallye in Zweierteams, aber mit viel Zeit und bewusst auch spirituellen Momenten“, erklärt Pietsch. Auch Pfarrerin Stefanie Brauer-Noss von der Kirchengemeinde Bornheim verschob im letzten Jahr die Konfirmationsgottesdienste in den September. 30 Konfirmand:innen konfirmierte sie in fünf Einzelgottesdiensten à 40 Minuten an einem Wochenende. Mit Lüftungspausen dazwischen. Statt Vorstellungsgottesdienst auch hier: Videoaufnahmen von allen, zu einem Youtube-Video zusammengeschnitten, das auch an alle Omas und Opas geschickt werden konnte. „Konfi-Arbeit ist Beziehungsarbeit“, unterstreicht Brauer-Noss. Und diese sei grundsätzlich eher „präsentisch“. Aber mit digitalen Möglichkeiten auch künftig zu arbeiten, kann sie sich „super gut vorstellen“. In diesem Jahr finden die Konfirmationen in ihre Gemeinde Anfang Juli statt – mit dem erprobten Prozedere. Nur dass diesmal noch weniger geht, was die anschließenden Familien­feiern angeht, so wie es aussehe, schließt Brauer-Noss. Andererseits sei grad alles in Bewegung und der heutige Corona-Stand nur eine Momentaufnahme.

Konfirmation besonders - Die Konfirmand:innen der Lydiagemeinde feierten kürzlich ihre Konfirmation, die im vergangenen Jahr verschoben worden war. / Foto Rolf Oeser
Konfirmation besonders - Die Konfirmand:innen der Lydiagemeinde feierten kürzlich ihre Konfirmation, die im vergangenen Jahr verschoben worden war. / Foto Rolf Oeser

Pfarrerin Katja Föhrenbach hat zusammen mit ihrem Kollegen Pfarrer Holger Wilhelm von der Frankfurter Lydiagemeinde Ende April Konfirmation im Pfarrgarten gefeiert. „In diesem Jahr war unsere Tochter dabei. Eigentlich sollten sie im letzten Jahr konfirmiert werden, da wurde die Konfirmation verschoben. Jetzt konnten und wollten wir nicht mehr warten, auch wenn wir nicht, wie erhofft, feiern konnten. Wir haben die Jugendlichen fast zwei Jahre begleitet, über Freundschaft und Enttäuschung, Versöhnung und Vertrauen, über Tod und Trost, Gerechtigkeit und Sehnsucht und so viel mehr gesprochen. Am Ende wundert man sich, wie selbstständig die jungen Menschen geworden sind“, sagt Katja Föhrenbach. Die nächste Konfigruppe startet im September. Gerade erst fand ein Online-Infoabend für Interessierte statt.

Tipps für digitale Konfi-Arbeit


Autorin

Sandra Hoffmann-Grötsch ist Journalistin in der Öffentlichkeitsarbeit der Evangelischen Kirche in Frankfurt und Offenbach.