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„Meine größte Schwäche? Mohnkuchen.“

Achim Knecht ist Stadtdekan der evangelischen Kirche in Frankfurt und Offenbach und Vorstandsvorsitzender des Evangelischen Regionalverbandes. Wir fragten ihn, warum er Pfarrer geworden ist, wie sein Alltag aussieht, wohin er in Urlaub fährt und wie er sich fit hält.

Achim Knecht
Achim Knecht

Herr Knecht, warum sind Sie Pfarrer geworden?

Achim Knecht: Geprägt und inspiriert hat mich der Pfarrer, der mich konfirmiert hat. Pfarrer zu sein kann etwas sehr Sinnvolles sein, das dachte und fühlte ich damals. Mein Elternhaus war eigentlich nicht besonders religiös. Ich habe dann den christlichen Glauben als junger Mensch auch als etwas sehr Befreiendes empfunden. Das Engagement in meiner Heimatgemeinde gab mir das Gefühl, für andere Menschen etwas Wichtiges beitragen zu können. Und ich hatte auch das Gefühl einer Berufung.

Wie ist es für Sie, Stadtdekan zu sein?

Leitungsaufgaben sind mir ja schon von meinem Namen her nicht gerade in die Wiege gelegt. Ich komme aus einfachen Verhältnissen und war der erste in der Familie, der studiert hat. Aber ich bin auch ein Mensch, der gerne Verantwortung übernimmt. Ich möchte etwas positiv mitgestalten und anstehende Prozesse konstruktiv begleiten und voranbringen. Das Amt des Stadtdekans ist ein schöner Höhepunkt meiner beruflichen Laufbahn. Wenn ich mich allerdings für das Amt des Stadtdekans als Mensch zu sehr verbiegen müsste, wäre es für mich nicht machbar. Und ich versuche für die Menschen, denen ich bei meiner Arbeit begegne, nicht nur ein offenes Ohr, sondern auch ein offenes Herz zu haben.

Was wären Sie geworden, wenn nicht Pfarrer?

Ich hätte Physik studiert. Auch Wirtschaft und Geschichte haben mich immer interessiert.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag aus?

Der beginnt meist um 9 Uhr morgens. Oft ist der Tag dann durchgetaktet mit Dienstbesprechungen, Konferenzen, Rücksprachen, Kollegiumssitzungen und anderen Gremien. Synode, Vorstandssitzung, Gemeindetermine und viele andere repräsentative Termine etwa bei der Stadt, den Parteien oder anderen Institutionen fallen oft in die Abendstunden. Freie Abende sind selten. Ehrlich gesagt, sieht mein Terminkalender manchmal ziemlich vollgestopft aus. Zwischendurch wartet immer viel Schreibarbeit auf mich. Ich unterschreibe Vorlagen nicht nur, sondern lese sie auch. Dann müssen Predigten, Gottesdienste und Grußworte vorbereitet und gehalten werden. Mein Job besteht aus reden, reden, reden – und natürlich auch aus aufmerksam zuhören. Viel klein-klein und manchmal auch ganz große Projekte.

Haben Sie genug Zeit für die Familie?

Ich habe Gott sei Dank ein hohes Maß an Rückhalt zu Hause. Meine Frau ist ebenfalls Pfarrerin, wir haben eine ähnliche Auffassung vom Leben. Wenn man wenig Zeit hat, ist es wichtig, dass man in der gemeinsamen Zeit auch ganz füreinander da und zugewandt ist und den anderen wirklich wahrnimmt. Auch mit meinen erwachsenen Kindern verbringe ich immer mal wieder Zeit. Zum 60. Geburtstag haben sie mir zum Beispiel eine gemeinsame Wanderung geschenkt und einmal sogar am Lago Maggiore ein großes Familientreffen organisiert. Das fand ich toll.

Was bedeutet für Sie Macht?

Vor allem viel Verantwortung. Da wird mir manchmal auch etwas mulmig. Ich prüfe meine Entscheidungen gewissenhaft, denn ich muss oft sagen, ob wir als Stadtdekanat oder als Regionalverband jetzt in die eine oder in eine andere Richtung weitergehen. Es ist aber auch eine wunderbare Möglichkeit, Kirche positiv zu gestalten, und die Botschaft, für die Kirche steht, in die Stadtgesellschaft einzubringen. Häufig erfahre ich auch Wertschätzung dafür, wie und wofür sich Kirche positioniert.

Wenn Sie könnten, würden Sie….

Die Umstellung des Rechnungswesens auf Doppik auf den Sankt Nimmerleinstag verschieben. Die Gemeinsamkeiten zwischen katholischer und evangelischer Kirche noch weiter voranbringen. Mehr Jazzmusik in die Kirche bringen. Allen Mitarbeitenden eine Woche ermöglichen, in der sie neben ihrer eigentlichen Arbeit nicht noch zusätzliche Aufgaben dazu bekommen.

Für welche Unternehmenskultur stehen Sie?

Für vertrauensvollen Umgang, Kommunikation ohne Angst und verlässliche Arbeitsbeziehungen. Und dabei den Auftrag von Kirche nicht aus dem Blick verlieren!

Was ist das Anstrengendste in Ihrem Job?

Die vielen Entscheidungen, die ich in ganz unterschiedlichen Sachgebieten treffen muss, und das oft unter Zeitdruck.

Wodurch schöpfen Sie Kraft?

Morgens lese ich einen Bibeltext und spreche ein Gebet, für die Menschen die mir nahe stehen und für das Gelingen meiner Arbeit. Das mache ich seit meiner Jugend und das trägt mich. Aber auch die Gespräche mit Mitarbeitenden und Kollegen sind mir sehr wichtig. Das gibt mir das Gefühl, dass ich nicht allein unterwegs bin. Und schließlich schöpfe ich aus dem Rückhalt, den ich bei meiner Frau und in meiner Familie finde.

Fünf Minuten Pause – was tun Sie?

Welche fünf Minuten Pause?

Wie sieht der perfekte Urlaub für Sie aus?

Früher gerne im Zelt, heute oft in einem Hotel. Morgens im See schwimmen, lesen, viel Bewegung, gut Essen. Gerne in den Bergen. Und ich verreise auch gerne, um die Welt kennen zu lernen.

Halten Sie sich fit?

Ja, sonst würde ich meinen Job nicht durchhalten. Mindestens einmal in der Woche im Fitnessstudio, und am Wochenende gehe ich laufen.

Gestehen Sie uns Ihre größte Schwäche.

Mohnkuchen!


Autorin

Sandra Hoffmann-Grötsch ist Journalistin in der Öffentlichkeitsarbeit der Evangelischen Kirche in Frankfurt und Offenbach.