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Karfreitag und Ostern feiern: Online und auf der Leine

Vor Monaten stand in den Gemeinden das Programm für die Karwoche und Ostern fest, angesichts der Corona-Pandemie mussten sie in den vergangenen Wochen umplanen, um trotz der Schutzmaßnahmen den Menschen Gemeinschaft zu ermöglichen - auf Distanz.

Innnenansicht der evangelischen Christuskirche in Nied  I Foto: Evangelisches Medienhaus
Innnenansicht der evangelischen Christuskirche in Nied I Foto: Evangelisches Medienhaus

An Karfreitag zur Todesstunde Jesu in der Kirche zu Orgelmusik zusammenkommen, das geht in diesem Jahr nicht. Am Morgen des Ostersonntags beim Feuer beieinanderstehen und die Auferstehung Jesu feiern – abgesagt, genauso wie der Gottesdienst um 10 Uhr mit Forsythien, Osterglocken, Frühjahrslaub und Kerzenschein auf dem Altar.

Und doch können Frankfurterinnen und Frankfurter auch im Jahr der Corona-Pandemie oftmals „ihre“ Gemeinde sehen und hören. Gefeiert wird im Netz, im Radio, vereinzelt mit Aktionen vor Ort, bei denen Distanz gewahrt wird. Vor Kirchen gespannte Wäscheleinen, mit Texten zum Pflücken, erfreuen sich in diesen Tagen Beliebtheit. Viele Gemeinden geben Entwürfe für Hausgottesdienste weiter, die Evangelische Erlösergemeinde, Oberrad, beispielsweise in ökumenischer Form. Manche, darunter die Goldsteiner Dankeskirchengemeinde oder auch die Dornbuschgemeinde, versenden Ostergrüße im Briefumschlag. In der Regel setzen die Gemeinden auf mehrere Formate - um vielen einen Zugang zu ermöglichen.

Die Türen der Sankt Katharinenkirche an der Frankfurter Hauptwache sind verschlossen, aber online setzt der Organist Martin Lücker montags und donnerstags seine „30 Minuten Orgelmusik“ fort, so auch an Gründonnerstag. An Karfreitag, 10. April, ist ab 18 Uhr auf Youtube eine Musikalische Vesper abrufbar, Pfarrerin Gita Leber wird aus dem Johannesevangelium lesen, Lücker spielt Orgelstücke von Johann Sebastian Bach. Pfarrerin Petra Lehwalder, Harheim und Nieder-Erlenbach, setzt an Karfreitag und Ostersonntag gleichfalls auf Youtube. Genauso wie die Koreanische Gemeinde und die Französisch-reformierte.

Die Dreikönigsgemeinde, Sachsenhausen, hat in Zeiten der Corona-Krise Videoformate eingeführt, die im Nordend ansässige Sankt Petersgemeinde lädt dazu ein, an Karfreitag und den Ostertagen, am Bildschirm eine Andacht zu verfolgen und sich auf diese Weise der Gemeinde verbunden zu fühlen. Aus der Dietrich-Bonhoeffer-Kirche, Nordwest-Gemeinde, kommt an Gründonnerstag ein Video, das an die Ermordung des Namensgebers vor 75 Jahren durch die Schergen des NS-Regimes erinnert. Um Beispiele zu nennen von Gemeinden, die auf bewegte Bilder setzen. Andere, etwa die Riedberggemeinde, genauso die Nord-Ost-Gemeinde im Ostend, setzen auf Audio. Die Sankt Nicolai-Gemeinde im Ostend plant ein Konzert – abrufbar über die Homepage.

Wie erwähnt, geht es vielfach um einen Mix: Bei der Riedberggemeinde beispielsweise läuft gemeindliches Leben auch über E-Mail, zudem hängt hier wie andernorts eine Wäscheleine mit Texten zum Mitnehmen. Ganze Hefte baumeln an der Wäscheleine der Dreifaltigkeitsgemeinde, zuständig für Kuhwaldsiedlung und Europaviertel. Andere setzen aufs Telefon: Pfarrer Ingmar Neserke von der Evangelischen Maria-Magdalena-Gemeinde in Sachsenhausen etwa ist an den Feiertagen unter der 069 96316122 gottesdienstlich zu erreichen. Einzelne Gemeinden, so auch die Dreifaltigkeitsgemeinde, öffnen im Rahmen des rechtlich möglichen ihre Kirchen zu stillem Gebet. Die Alte Nikolaikirche auf dem Römerberg beispielsweise verfährt so. Ohne Stühle wird die Kirche sein an Karfreitag, auch an den Tagen darauf. Zugleich spiegelt sich das Geschehen im Netz auf der Gemeindehomepage. In der Alten Nikolaikirche ausliegende Texte sind dort abrufbar, es gibt Links zu Musik.

Es sind auch „Open Air“ Aktionen geplant: Ein Mitglied des Posaunenchors „Luther-Brass“ bläst am Ostersonntag von 10.15 bis 10.30 Uhr Osterchoräle vom Balkon des Turms der Lutherkirche im Nordend, unten schimmert zugleich durchs Fenster das Flackern der Osterkerze. Pfarrer Thomas Diemer will Ostersonntag von 10 bis 11 Uhr auf dem Gehsteig vor der Wartburgkirche Platz nehmen. Der Bornheimer hat vor, aus seinem bequemen Stuhl heraus Gemeindemitgliedern und Vorbeikommenden einen Ostergruß zurufen und ein paar Worte zu wechseln. „Wer möchte, kann sich aus einem Korb ein Osterei mitnehmen. Der Sicherheitsabstand bleibt gewahrt!“, kündigt Diemer an.

Die im Westend, Gutleut- und Bahnhofsviertel ansässige Hoffnungsgemeinde ist per Video zu erreichen, organisiert hat sie aber auch einen Osterspaziergang. An vier Orten wird am 12. April ein Ostergruß zu finden sein: vor dem Gemeindezentrum Hafenstraße 5, vor der Kaffeestube in der Gutleutstraße 131, vor der Matthäuskirche, Friedrich-Ebert-Anlage 133 und vor dem Brentanohaus, Brentanostraße 23. Die Bethaniengemeinde, Frankfurter Berg, wiederum, die auf ihrem Areal ursprünglich einen liturgischen Gang vorgesehen hatte, entschied sich dieser Tage, ihn abzusagen – in diesem Fall ist der Raum zu eng und es wird auf anderes gesetzt.

Zu verantworten, neu zu denken, da sind die Gemeinden vielfach gefordert. Und sie überlegen sich Entsprechendes. Diese Homepage enthält eine Gemeindesuchmaschine, über die Interessierte ihre jeweilige Gemeinde finden können sowie Links zu den Homepages der Gemeinden, die über die jeweiligen Angebote informieren.

Fest steht, dass eine Möglichkeit, daheim im Sessel einen Frankfurter Gottesdienst zu verfolgen, vom Hessischen Rundfunk geboten wird. HR 4 überträgt an Karfreitag live einen Gottesdienst mit Pfarrerin Charlotte von Winterfeld aus der evangelischen Christuskirche in Frankfurt-Nied. Am Ostermontag hält hier Pfarrerin Annegreth Schilling von der Hoffnungsgemeinde, Innenstadt, einen Radio-Gottesdienst, der zu Hause verfolgt werden kann.

Eine Übersicht zu weiteren Angeboten in Radio und TV während der Feiertage gibt es auch auf der Internetseite der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau www.ekhn.de


Autorin

Bettina Behler 291 Artikel

Bettina Behler, Medieninformation Evangelische Öffentlichkeitsarbeit Frankfurt und Offenbach