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Pia Baumann in Bockenheim verabschiedet

Von der Gemeinde ins Zentrum Verkündigung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau hat Pfarrerin Pia Baumann gewechselt. Zukünftig kommt ihr Sinn für die Gestaltung von Gottesdiensten landeskirchenweit zur Geltung.

Adieu in der Sankt Jakobskirche  |  Foto: Rolf Oeser
Adieu in der Sankt Jakobskirche | Foto: Rolf Oeser

Gelbe Chucks wurden in der Corona-Zeit zum Markenzeichen der Bockenheimer Pfarrerin Pia Baumann, nicht Knallgelb, auch nicht Butterblumen- oder Sonnengelb, sondern eher von einem lichten Zitrusgelb sind die Baumwoll-Sneaker der 53 Jahre alten Theologin. Große Überlegungen oder eine Marketing-Strategie standen nicht hinter der Wahl des Schuhwerks, „es hat sich so ergeben“.

Baumann hat die Chucks nicht nur „einfach so“ getragen, sondern, wenn sie mit Kindern und ihren Angehörigen losgezogen ist, Richtung BUGA-Gelände, um dort „auf einem Schutthaufen“, der durchaus was Erhebendes hatte, Kindergottesdienst zu halten. Dazu gab es Akkordeon-Musik. In der Kirche galt weiter: Ledersohle und Schwarz zum Talar. Draußen passte halt was anderes zur sonntäglichen Dienstkleidung. Pia Baumann, die vier Jahre im Büro einer Bochumer Schauspielagentur jobbte, als keine Pfarrstellen frei waren, hat ein gutes Gefühl dafür, „was geht“ und scheut dann auch nicht davor zurück, von Gewohntem abzuweichen.

Der Tango-Gottesdienst im November 2019, die schon legendären Krippenspiele mit Getier an Heiligabend auf dem Bockenheimer Kirchplatz – zusammen mit ihrem Kollegen Rüdiger Kohl hat Baumann ein Gemeindeleben gepflegt, dessen Gottesdienste Lust auf Kirche machen. So ist es auch nicht verwunderlich, dass sie den Zuschlag bekam, als sie sich auf die im Amtsblatt ausgeschriebene Stelle als Expertin für Gottesdienste des in Frankfurt-Bockenheim ansässigen Zentrum Verkündigung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) bewarb.

Der Stadtdekan von Frankfurt und Offenbach Achim Knecht sprach ein herzliches Dankeschön und gute Wünsche aus.  |  Foto: Rolf Oeser
Der Stadtdekan von Frankfurt und Offenbach Achim Knecht sprach ein herzliches Dankeschön und gute Wünsche aus. | Foto: Rolf Oeser

Gestern wurde Pia Baumann im Gottesdienst in der Sankt Jakobskirche der Gemeinde Bockenheim verabschiedet, drei Tage zuvor begann schon ihr Dienst um die Ecke, im Zentrum Verkündigung an der Markgrafenstraße als Nachfolgerin von Doris Joachim, die in den Ruhestand gegangen ist.

Kurzformate gefallen der in Essen-Kettwig, Ruhrgebiet, Geborenen. Warum sich bei der Gottesdienstgestaltung nicht von TikTok oder auch Instagram inspirieren lassen, sagt die Mutter zweier Teenager. Keineswegs allein die Kinder ziehen sie zu diesen Kanälen. Baumann ist neugierig, will erfahren, wie sehen Leute die Welt, wie zeigen sich Menschen der Welt. Wenn sie etwas übernimmt, gilt jedoch kein „einfach so“, sondern „es muss auch theologisch standhalten“.

Der erwähnte Tango-Gottesdienst brauchte einiges an Durchhaltevermögen. Ein erster Anlauf scheiterte, beim zweiten hat es ein Jahr gedauert, bis alles passte: Von der Predigt, über den Bandauftritt, bis hin zum Prosecco nach Gottesdienstschluss und dem Angebot, sich zu lateinamerikanischen Rhythmen zu bewegen. Tango, das ist für Baumann mehr als Wiegeschritt und Pose, „da geht es auch um Trauer, um Schuld“, beides Themen, die in Gottesdiensten vertraut sind.

Sich davon zu verabschieden, unmittelbar als Gemeindepfarrerin „alle Lebenslagen zu begleiten, Taufe, Trauung und Beerdigung“, das fällt Pfarrerin Baumann schwer. Für sie war die Gemeinde „ein guter Ort, an dem verschiedene Menschen zeitweise oder für länger zusammenkommen“. Die Bereitschaft, sich ehrenamtlich zu engagieren, hat sie in Bockenheim geschätzt, die Offenheit, durchaus auch bei Debatten.

Zukünftig befasst sich die Theologin im Zentrum Verkündigung der EKHN mit Gottesdienstvorschlägen, Gebetsformulierungen rund ums Kirchenjahr und zu besonderen Feiertagen. Wenn Themen aktuell die Menschen belasten, wie der Ukrainekrieg oder die Pandemie, werden vom Referat „Gottesdienste“ auch Entwürfe veröffentlicht. Baumann sagt: „ich habe von denen unheimlich profitiert“. Gerne hat sie sich von ihrer Vorgängerin Joachim inspirieren lassen, sie angerufen, eine Mail geschickt. Schwellenangst gibt es schon mal nicht beim neuen Job.


Autorin

Bettina Behler 297 Artikel

Bettina Behler, Medieninformation Evangelische Öffentlichkeitsarbeit Frankfurt und Offenbach