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Qumran-Ausstellung scheitert an fehlender Rückgabe-Zusicherung des Landes Hessen

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Das Frankfurter Bibelhaus Erlebnis-Museum musste eine für 2019 geplante Ausstellung „Qumran – Schriftrollen vom Toten Meer“ absagen. Das Land Hessen gab auf Anraten des Bundes keine verbindliche Rückgabezusicherung der Ausstellungsstücke an Israel.

Ein Stück der Schriftrollen von Qumran mit einem Abschnitt aus dem Propheten Habakuk. Quelle: Wikipedia (cc)
Ein Stück der Schriftrollen von Qumran mit einem Abschnitt aus dem Propheten Habakuk. Quelle: Wikipedia (cc)

Das hessische Wissenschaftsministerium habe im Benehmen mit der für Kultur und Medien zuständigen obersten Bundesbehörde Deutschlands die Immunitätszusage abgelehnt, die von der israelischen Antikenverwaltung gefordert worden war, sagte der Direktor des Bibelhauses, Jürgen Schefzyk dem Evangelischen Pressedienst (epd). Eine solche Zusage für die Schriftrollen mit den ältesten bekannten Bibel-Manuskripten hatten die israelischen Behörden gefordert, um sicherzugehen, dass die palästinensische Autonomiebehörde keinen Anspruch auf Leihgaben erhebt, die aus dem seit 1967 von Israel besetzten Westjordanland stammen.

Das Frankfurter Bibelmuseum hatte 2015 gemeinsam mit der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau Kooperationsverträge mit der israelischen Antikenverwaltung unterzeichnet, damit wertvolle Ausstellungsstücke in Deutschland gezeigt werden können. Für die 2019 geplante Ausstellung habe das Museum neun der 2000 Jahre alten Schriftrollen aus Qumran, das im Westjordanland liegt, und eine aus Masada, das zum israelischen Kernland gehört, ausleihen wollen, sagte Schefzyk.

Nachdem das hessische Ministerium die Immunitätszusage abgelehnt habe, habe das Museum eine entsprechende Zusage für eine kleine Ausstellungsversion in Gestalt von drei Schriftrollen mit dem Fundort Masada beantragt, ergänzte der Direktor. Diese Zusage sei in Wiesbaden erteilt, dann aber von der israelischen Antikenverwaltung abgelehnt worden. Die israelische Behörde wolle keine Immunitätszusage akzeptieren, bei der unterschieden wird, ob eine Fundstelle im israelischen Staatsgebiet vor oder nach 1967 liege, erklärte Schefzyk.

Das hessische Wissenschaftsministerium hätte die Ausstellung begrüßt, habe aber die Immunitätszusage nicht gegeben, weil der Bund dringend von einer rechtsverbindlichen Rückgabezusage von Schriftrollen vom Fundort Qumran abgeraten habe, erklärte Pressesprecher Christoph Schlein. Schlein bestätigte, dass für die Schriftrollenfragmente aus Masada von Land und Bund keine Einwände bestanden, die israelische Antikenverwaltung daraufhin jedoch mitgeteilt habe, dass sie einer „Ausleihe nach dem geografischen Fundort“ nicht zustimmen werde.

Eine Ersatzausstellung nur mit Qumran-Schriftstücken aus europäischen Beständen komme für das Bibelhaus Erlebnis-Museum nicht infrage, sagte Schefzyk. Die Fragmente in Bibliotheken in Paris und Heidelberg seien meist nur daumennagel- bis höchstens handtellergroß. Bei Stücken aus anderen Sammlungen sei die Herkunft oft zweifelhaft. Die wesentlichen, großen Schriftrollen mit den ältesten Texten der hebräischen Bibel würden in Israel verwahrt.

Internet: www.bibelhaus-frankfurt.de


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