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Stadtdekan bei den „Omas gegen Rechts"

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Rund um die Frankfurter Paulskirche – wo in diesem Jahr das „Demokratie-Jubiläum" gefeiert wird – wurde am Freitag eine Menschenkette gebildet. Auch Stadtdekan Achim Knecht setzte dort ein Zeichen für das Weitertragen von Demokratie und Menschenrechten für zukünftige Generationen.

Stadtdekan Achim Knecht  I Foto: Tamara Jung-König
Stadtdekan Achim Knecht I Foto: Tamara Jung-König

Am vergangen Freitag haben die „Omas gegen Rechts" eine Menschenkette um die Frankfurter Paulskirche gebildet. Setzen wollten Sie damit ein Zeichen für „Demokratie – Menschenrechte – Zivilcourage". Auch aus der Kirche gab es Solidaritätsbekundungen.

Hier das Statement des evangelischen Stadtdekans Achim Knecht:


Liebe Mitbürger:innen,
als mich die „Omas gegen Rechts“ gefragt haben, ob ich auf dieser Kundgebung für Demokratie und Menschenrechte spreche, da habe ich sehr gern zugesagt. Als Stadtdekan vertrete ich hier die Evangelische Kirche in Frankfurt und Offenbach. Sie setzt sich ein für eine demokratische und solidarische Gesellschaft.
Aber vor allem stehe ich hier als ein „Opa gegen Rechts“. Denn ich habe heute meine beiden kleinen Enkelkinder vor Augen. Wenn sie groß sind, sollen sie in einem demokratischen Staat leben können, mit persönlicher Freiheit für alle Menschen, mit einer vom Volk gewählten Regierung und einer unabhängigen Rechtsprechung.

Ich möchte nicht, dass meine Enkelkinder in Angst vor Überwachung und Denunziation aufwachsen, wie das in autoritär regierten Staaten üblich ist. Sie sollen frei heraus sagen können, was sie denken.

Ich möchte nicht, dass sie im Gleichschritt marschieren müssen, so wie es in der Nazizeit in Deutschland gewesen ist. Sie sollen ihre eigenen Wege frei und fröhlich erkunden.

Ich möchte, dass meine Enkelkinder ihren eigenen Glauben leben dürfen, auch wenn dieser vielleicht ganz anders ist, als die Mehrheit der Gesellschaft es erwartet.

Ich möchte, dass meine Enkelkinder in einem Land aufwachsen, in dem Nächstenliebe und Barmherzigkeit ein hohes Gut sind – und zwar gegenüber allen Menschen:
Egal, ob sie gesund sind oder mit körperlichen und geistigen Einschränkungen leben.
Egal ob sie aus Deutschland kommen oder aus einem anderen Land.
Egal ob sie jung sind oder alt.
Egal ob sie Christen sind oder Juden, Muslime oder Buddhisten oder ob sie keiner Religion angehören.

Kurzum: Ich möchte, dass meine Enkelkinder in einem Land groß werden, das die Menschenrechte für alle Menschen verteidigt. Denn diese Rechte sind nicht verhandelbar. Sie gelten für alle. Warum?
Aus christlicher Sicht sage ich: Weil jede und jeder unter uns auch ein Gottes Kind ist. So wie meine Enkelkinder.
Deshalb darf jede und jeder so sein, wie er oder sie ist, cis oder trans, oder wie auch immer die Menschen sich in Zukunft sehen und verstehen werden.

Denn das ist Gottes Wille: Jeder Mensch ist wertvoll. Jeder Mensch ist einzigartig. Denn Gottes Welt ist bunt. Und unsere Gesellschaft darf es auch sein!

Die Evangelische Kirche setzt sich dafür ein: Alle sollen in unsere Stadt einen guten Platz finden, Anerkennung und Respekt.
Deshalb liegen uns die jungen Menschen besonders am Herzen. Unsere Kinder- und Jugendhäuser sind für alle offen. Sie finden dort viele Angebote für ihre Freizeit.
Aber vor allem finden sie dort Pädagog:innen, die sie ernst nehmen.
Kinder und Jugendliche können mit ihnen ihre Begabungen und Fähigkeiten entwickeln. Und zugleich erleben, wie sie und andere respektiert werden.

Das ist nur ein Beispiel aus unserer diakonischen und pädagogischen und politischen Arbeit. Wir setzen uns ein für die gesellschaftliche Teilhabe von allen Menschen, auch wenn sie sich in schwierigen Lebenslagen befinden, auch wenn sie anders sind als die Mehrheit.
Deshalb widersprechen wir klar allen rechtsextremen und rechtspopulistischen Gruppen:
Wir sagen „nein“ zu allen, die andere Menschen ausgrenzen und die Hetze und Hass schüren!
Wir sagen „nein“ zu allen, die unsere Gesellschaft abschotten wollen gegen die „Anderen“!

Denn wir sagen „ja“ zu den unveräußerlichen Menschenrechten eines jedes einzelnen Menschen!
Wir sagen „ja“ zur Demokratie!

Wir bilden gleich eine Menschenkette um die Paulskirche. Dann steht das Kreuz auf ihrem Dach in unserer Mitte.
Ich weiß, dass manche sich mit dem Kreuz schwertun. Es stand viel zu lange für einen christlichen Machtanspruch.
Aber in Wirklichkeit steht das Kreuz für Nächstenliebe und Barmherzigkeit.
Es rückt den schwachen und Hilfe bedürftigen Menschen in den Mittelpunkt. Es steht dafür, sich selbst zurückzunehmen und den Anderen zu respektieren.
Das Kreuz steht für die Hoffnung auf eine gute und menschliche Zukunft.
Die wünsche ich nicht nur meinen Enkeln, die wünsche ich uns allen!

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit!


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