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Pfarrerin Doris Müller-Fisher: Ruhestand nach über 35 Jahren in der Dornbuschgemeinde

Pfarrerin Doris Müller-Fisher sagt nach 35 Jahren in der Dornbuschgemeinde „Adieu" und geht in den Ruhestand. Bei aller Kontinuität: Sie hat bei ihrer Arbeit das Prinzip des Wandels beherzigt.

Pfarrerin Doris Müller-Fisher: eine Institution am Dornbusch  I Foto: Rolf Oeser
Pfarrerin Doris Müller-Fisher: eine Institution am Dornbusch I Foto: Rolf Oeser

Neulich im Pfarrkonvent habe ein Frankfurter Kollege auf 30 Jahre in seiner Gemeinde verwiesen. Als die Vorstellungsrunde bei Doris Müller-Fisher ankam, konnte sie mit einem Lächeln auf mehr Jahre verweisen: Am 20. Oktober, wenn sie in den Ruhestand geht, wird sie 35 Jahre und sechs Monate in der Dornbuschgemeinde gewesen sein. Es war ihre erste Stelle nach dem Vikariat im Riederwald.

Geboren wurde die 63-Jährige in Darmstadt-Arheiligen, das Studium führte sie nach Frankfurt, Mainz und Marburg. Ein überschaubarer Radius. Eine Stelle nahezu fürs ganze Berufsleben, leicht ließe sich denken, Doris Müller-Fisher beharre gerne. Von wegen. Wenn sie im Gespräch sagt, „Beständigkeit geht nur, wenn man in Bewegung bleibt“, klingt das nach Überzeugung und Lebenspraxis.

Die Dornbuschkirche, deren Umbau sie begleitet hat, steht sinnbildlich dafür. Nachdem die Kirche zu groß wurde für die kleiner werdende Gemeinde, Bauschäden sich in Wassertropfen vor dem Altar niederschlugen, musste gehandelt werden. Müller-Fisher und ihr Kollege Jochen Grein sowie der Kirchenvorstandsvorsitzende Klaus-Dieter Drescher und die anderen Mitglieder des Kirchenvorstands begleiteten zusammen mit Klaus Weilmünster von der Bauabteilung des Evangelischen Regionalverbandes intensiv den Umbau. Das Büro Meixner-Schlüter-Wendt, inzwischen unter anderem bekannt durch den neuen Henninger Turm, den Ausbau der Evangelischen Akademie und das neue Ordnungsamt, sorgte mit seinem Entwurf zwischen 2004 und 2006 für eine Neuausrichtung der Kirche.

Der Altar wechselte die Seite, auf einmal rückte das Buntglasfenster in den Blick. Die 60er Jahre Architektur wurde verkleinert und zeitgemäß neu interpretiert. Licht fällt nun durchs Dach, von außen sind die alten Standorte von Kanzel und Orgel durch Hervorhebungen nachvollziehbar. Die Wüstenrot Stiftung hat das Projekt auf Bundesebene mit dem Gestaltungspreis „Umbau im Bestand“ gewürdigt. „Umbau im Bestand“, das könnte vermutlich auch ein Motto für Müller-Fisher sein: Respekt und Neugierde, Einfühlungsvermögen und Sinn für Ästhetik, das braucht es dafür.

Die Pfarrerin, dunkelblaues Kleid mit klarem durchdachten Schnitt, den pinken Lippenstift auf den pinken Sprenkel am Außenwinkel der Brille abgestimmt, sagt: „Es ärgert mich, wenn etwas nicht stimmig ist“ – ohne dass sich an der Nasenwurzel eine Zornesfalte bildet. Lange feilt Doris Müller-Fisher an ihren Predigten, nimmt die Auslegung nicht auf die leichte Schulter. Und doch, eine Pedantin ist sie nicht. Die Mutter zweier erwachsener Kinder kann auch loslassen. Und sie mag Menschen, so wie sie sind.

Wenn sie von einer Veranstaltung oder einem Zusammenhang erzählt, wird es schnell zu einer Menschengeschichte. Und die sorgsame Vorbereitung auf den Sonntagmorgen, mündet in den Satz „Ich feiere gerne Gottesdienste!“. Sorgsam, nicht bedenkenlos – und freudig ist die mit einem aus Großbritannien stammenden Physiker und Sozialarbeiter verheiratete Theologin gestimmt.

Unterwegs mit ihr im Stadtteil, heißt es immer mal wieder stehenbleiben. 30 Jahre hat sie an der benachbarten Heinrich-Seliger-Schule „sehr gerne“ unterrichtet. Neulich beim Einschulungsgottesdienst sprach sie ein Vater an, „sie haben mich auch schon unterrichtet“, das gefällt Doris Müller-Fisher. Früher beim Metzger habe es samstags geheißen, „Frau Pfarrerin, sorgen sie morgen dafür, dass es schönes Wetter gibt“, auch das zitiert sie mit sichtlicher Freude.

Der besagte Metzger ist längst verschwunden, genauso wie der Spielwarenladen und die Dependance eines Modegeschäfts aus der Goethestraße. Der Dornbusch hat sich in den vergangenen Jahrzehnten gewandelt.

Gewandelt hat sich auch das Rollenverständnis von Pfarrerinnen. Es war damals gar nicht lange her, dass Frauen die Erlaubnis erhielten, im Talar auf der Kanzel zu stehen. Müller-Fisher war inspiriert von feministischen Theologinnen – und „die beiden Kollegen in der Dornbuschgemeinde haben mich ermutigt und machen lassen“.

Die Zahl der Pfarrstellen wurde im Laufe der Jahre reduziert. Seit an Seit mit Jochen Grein hat sie vom Anfang bis zu seinem Ruhestand 2006 in der Kirche unweit der Miquelallee gewirkt. Vor dreieinhalb Jahren ist nun Tina Greitemann zu ihr gestoßen. Müller-Fisher gefällt die Zusammenarbeit mit der 45-jährigen. „Ich bin eine Co-Kreative“, sagt die Theologin. Kreativ wird Müller-Fisher vermutlich auch ihren Ruhestand gestalten. Mit Freundinnen, ihrem Mann. Worauf sie Lust hätte? Synchronisieren oder Hörspiele aufnehmen ist ein alter Traum von ihr. „Mal schauen, ich bin offen für Neues.“

Aktuell aber räumt sie ihr Amtszimmer auf: Sondiert die Fachbücher und Materialien, die sich im Laufe der Jahre angesammelt haben. Ein Umzug nach Preungesheim steht an.

Propst Oliver Albrecht wird am Sonntag, 20. Oktober, 14 Uhr, in der evangelischen Dornbuschkirche, Mierendorffstraße 5, im Rahmen eines Gottesdienstes die Verabschiedung von Doris Müller-Fisher in den Ruhestand vornehmen.


Autorin

Bettina Behler 298 Artikel

Bettina Behler, Medieninformation Evangelische Öffentlichkeitsarbeit Frankfurt und Offenbach