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Wohnen und Gesundheit in der Unterkunft Bonames

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Das Diakonische Werk für Frankfurt und Offenbach hat sich als Träger zur gegenwärtigen Situation und den Problemen in der Übergangsunterkunft „Am Alten Flugplatz“ geäußert.

Die Unterkunft in Bonames I Foto: Rolf Oeser
Die Unterkunft in Bonames I Foto: Rolf Oeser

Angesichts der Proteste von Bewohnerinnen und Bewohnern der Unterkunft für Geflüchtete Am Alten Flugplatz Bonames nimmt die Diakonie Stellung.

Zur Wohnsituation

Das Diakonische Werk für Frankfurt und Offenbach ist im Auftrag der Stadt Frankfurt Betreiber der Flüchtlingsunterkunft in Frankfurt-Bonames, in der rund 330 Menschen leben. In der Unterkunft sind insgesamt rund 30 Mitarbeitende der Diakonie tätig, die die Bewohnerinnen und Bewohner begleiten und beraten und für den Betrieb der Einrichtung verantwortlich sind. Sie sind rund um die Uhr als Ansprechpartner vor Ort, unterstützen bei Alltagsfragen, beispielsweise der Vereinbarung von Arztterminen und der Suche nach einem Kita- oder Schulplatz sowie der Integration in den Arbeitsmarkt. Mehr als 80 Ehrenamtliche ergänzen das Angebot der Hauptamtlichen. Die Freiwilligen bieten Sprachunterricht und Hausaufgabenbetreuung an und übernehmen Patenschaften. Seit der Eröffnung der Unterkunft gibt es eine Ehrenamtskoordination, die drei Jahre lang mit Drittmitteln finanziert wurde.

Bereits im vierten Jahr nehmen Familien mit Kindern im Grundschulalter an einem Bildungsprogramm für Familien teil, finanziert über Stiftungsmittel.

Eine Sozialarbeiterin hat sich auf die Akquise von Wohnungen für die Familien spezialisiert. Mit ihrer Unterstützung konnten 37 Familien, insgesamt 148 Menschen, von Bonames aus in eigene Wohnungen umziehen. Sechs Familien aus der Unterkunft zogen nach Goldstein in ein Haus um, das die Diakonie für Menschen ohne Wohnraum gebaut hat. Die allseits bekannte Wohnungssituation in Frankfurt sorgt dafür, dass es Geflüchteten äußerst schwer fällt, in dieser Stadt eine Bleibe auf dem freien Markt zu finden.

In der Flüchtlingsunterkunft Bonames sind die Menschen in kleinen Wohneinheiten mit jeweils zwei Schlafzimmern, einer Nasszelle und einem Wohnraum mit Kochgelegenheit untergebracht, vorgesehen sind die Einheiten für vier bis sechs Personen. Aufgrund der Geburt weiterer Kinder leben in einigen der Sechser-Apartments bis zu acht Personen. In zwei Fällen wurde genehmigt, dass die Großfamilien in zwei Wohneinheiten umziehen. Diese Verbesserung konnte mangels Möglichkeiten leider nicht für weitere Familien realisiert werden.

Die Übergangsunterkunft in Bonames entstand unter Druck 2016 im Kontext der hohen Flüchtlingszahlen. Die benannten baulichen Schwierigkeiten, wie beispielsweise die begrenzte Stromversorgung und die geringe Kapazität der Kochmöglichkeiten, wurden vom Träger gleich zu Anfang problematisiert. Auf Grund der Gefährdungslage musste die Diakonie als verantwortlicher Betreiber die Bewohner und Bewohnerinnen im Lauf der Zeit in einigen Fällen auffordern, die nach und nach zusätzlich eingebauten Herde außer Betrieb zu nehmen, weil durch die unter anderem dadurch verursachte Überlastung der Stromkapazität Brandgefahr besteht. Über diese Maßnahmen konnte kein Einvernehmen mit den Bewohnern hergestellt werden und es kam zu Protesten und Kundgebungen.

Auch die Qualität der WLAN-Zugänge wird aktuell von den Bewohnerinnen und Bewohnern kritisiert.

Ursprünglich war von einem Betrieb der Einrichtung für zweieinhalb Jahre ausgegangen worden. Erst im Dezember 2018 - kurz vor Ablauf der Befristung - wurde der Betrieb der Unterkunft vom Dezernat um weitere drei Jahre verlängert. Die Wohnmodule wurden dann nacheinander alle saniert, was dazu führte, dass die gravierendsten Mängel beseitigt werden konnten und der Status quo erhalten wurde. Im Laufe dieser Sanierungen wies die Einrichtungsleitung wiederholt und zeitnah auf die stark eingeschränkte Leistung des Stromnetzes und der Elektrik hin. Hier handelt es sich um ein von Anfang an bestehendes grundsätzliches Versorgungsproblem.

Trotz des Einbaus von leistungsstärkeren Wasserboilern ist eine ganztägige Versorgung mit Warmwasser in einigen Modulen nicht garantiert. Die beauftragte Firma konnte trotz mehrmaliger Vor-Ort-Termine den Fehler nicht ausfindig machen.

Gesundheit

Bedauerlicherweise kam es in jüngster Zeit zu einem starken Ausbruch von Scabies. Für alle elf Familien, bei denen ein Hautausschlag bekannt wurde, wurde von den Mitarbeitenden der Diakonie umgehend ein Arzttermin vereinbart und die Familien aufgefordert, die Diagnose des Arztes der Einrichtung zu melden. Informationsmaterial des Gesundheitsamtes wurde in verschiedene Sprachen übersetzt und mit den Betroffenen besprochen. Die Familien hatten zudem exklusiven Zugang zum Waschmaschinenraum. Einer Familie mit erkranktem Baby wurde in Absprache mit der Stadt der Umzug in zwei Wohneinheiten beziehungsweise in eine Wohneinheit mit vier Zimmern in einer anderen Unterkunft angeboten, was diese jedoch ablehnte. Durch den Lockdown im Kontext der Corona-Pandemie waren die Familien in den beengten Wohnverhältnissen noch häufiger zusammen, was zur Verbreitung beitrug, zudem bestanden sehr starke Kontaktbeschränkungen auch seitens der Mitarbeitenden zur Bewohnerschaft. Das Gesundheitsamt Frankfurt hat nach seinem Besuch am 17. Juni mitgeteilt, dass von Seiten des Trägers sehr erfahrene und spezialisierte Ärzte für die Bewohner organisiert wurden. Auch seien die Mittel vollkommen angemessen. Zudem hätten wir alle erforderlichen Maßnahmen innerhalb der Einrichtung ergriffen und umgesetzt, auch seien die Bewohner ausreichend aufgeklärt.

Wir sind als verantwortlicher Träger sehr betroffen, dass es zu einem solch großen Ausbruch kommen konnte. Die fehlende Meldung an das Gesundheitsamt stellt ein Versäumnis unsererseits dar. Hier werden die internen Abläufe und das Handeln der Mitarbeitenden geprüft.

Wir nehmen die Kritik an unserer Arbeit sehr ernst, da wir uns in der Verantwortung sehen, eine gute Begleitung, Betreuung und Beratung der Bewohnerinnen und Bewohner zu gewährleisten. Den Vorwürfen werden wir nachgehen und zeitnah Verbesserungen einleiten.

Die aktuelle Beschäftigung mit den genannten Problemen hat nun zu einem Maßnahmenpaket von Stadt und Diakonie geführt, das Zug um Zug umgesetzt werden soll. Es bezieht sich unter anderem auf das Thema Strom. Hier wäre es wahrscheinlich möglich, jede Wohnung einzeln zu sichern. Es stünde dann zwar insgesamt nicht mehr Strom zur Verfügung, aber jede Familie könnte dann selbst entscheiden, welche Geräte sie wann nutzt. Die Reparaturarbeiten an den Dächern haben begonnen. Nach Lösungen für die dauerhafte Warmwasserversorgung wird weiter gesucht.

Darüber hinaus ist es uns als Träger der Einrichtung wichtig, dass zum jetzigen Zeitpunkt die politischen und die planerischen Weichen gestellt werden, um die Weiterversorgung der Bewohner nach Ablauf der Verlängerung Ende 2021 sicher zu stellen. Eine weitere längerfristige Nutzung dieser temporär angelegten Liegenschaft ist für uns nicht zielführend. Für die verbleibende Zeit ist eine Verbesserung der Wohnverhältnisse unumgänglich.


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