Closed Doors. Closed Dreams.

Bildung und Teilhabe im „Ausnahmezustand“

Digitaler Fachtag am Dienstag, 28. September 2021, 8.30 bis 16 Uhr
Online-Veranstaltung

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Closed Doors. Closed Dreams.
Bildung und Teilhabe im „Ausnahmezustand“

Auch im September 2021 ist der sogenannte Ausnahmezustand noch immer Normalität. Wir blicken zurück auf anderthalb Jahre: Herausforderungen annehmen und angehen, Lösungen finden und diese immer wieder reflektieren. Nicht nur Räume und Einrichtungen waren für Kinder, Jugendliche und Fachkräfte verschlossen, sondern auch Angebote und Formate mussten grundlegend verändert und entwickelt werden.

Träume, Pläne und Wünsche mussten über den Haufen geworfen werden. Unsere Kreativität und Professionalität wurde mit den „closed doors“ gefordert, um Kindern und Jugendlichen nach wie vor Bildung und Teilhabe zu ermöglichen. Im Rahmen des Fachtags wollen wir uns mit den unterschiedlichen Themen und Erfahrungen dieser Zeit auseinandersetzen. Physische und psychische Auswirkungen, fehlende Teilhabe und Bildungsbenachteiligung, sowie sozialräumliche Aufgaben werden in Workshops und Denkräumen betrachtet und bearbeitet. Wir laden Sie herzlich zur Teilnahme und zum Mitdenken ein!

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Vorträge

Die ungerechte Gesellschaft, ihr Bildungssystem und seine Zukunft

Prof. Dr. Aladin El-Mafaalani, Universität Osnabrück

Kein einziges der großen gesellschaftlichen Probleme wie die vielen offenen Fragen der Digitalisierung, der fortschreitende Klimawandel oder der Umgang mit globaler Migration, konnte mit oder durch Bildung gelöst werden. Auch die aufgeheizte gesellschaftliche Stimmung oder die Problemlagen in manchen Stadtteilen, werden sich nicht durch eine Ausweitung und Aufwertung von Bildungsinstitutionen abschwächen. In einer zunehmend komplexer und moderner werdenden Gesellschaft, geht es um die Verringerung von Chancenungleichheit, die Erweiterung von Erfahrungshorizonten und Zukunftsperspektiven für alle Kinder und die Vorbereitung der nächsten Generationen.

Was bedeuten die geschlossenen Türen in der Corona-Pandemie für Kinder und Jugendliche?


Generation Corona? – Chancen und Risiken für Kinder und Jugendliche in der Pandemie

Prof.‘in Dr. Julia Asbrand, Humboldt-Universität zu Berlin

Die Corona-Pandemie und begleitende Einschränkungen stellen die Gesellschaft und vor allem Kinder und Jugendliche vor enorme Herausforderungen. Sorgen rund um Gesundheit, finanzielle Probleme und die Zukunft werden größer, Ressourcen wie Freundeskreise und Hobbies kleiner. Viele Kinder und Jugendliche zeigen vermehrt Stresssymptome. Zugleich erfahren wir eine Neubewertung von Gesundheit, Wohlbefinden und Zukunft. Im Vortrag werden Studien vorgestellt, die genauer beleuchten, wie es Kindern und Jugendlichen im letzten Jahr erging. Zugleich sollen Lehren und Schlussfolgerungen daraus gezogen werden, was einzelne Kinder, Jugendliche und Familien gerade brauchen sowie was die Gesellschaft für sie tun kann.


Workshops

Eine Übersicht der Workshops am Fachtag entnehmen Sie bitte dem Flyer oder der folgenden Aufstellung:

Referentin: Jennifer Hübner, Alice-Salomon-Hochschule Berlin, wissenschaftliche Mitarbeiterin

Geschlossene Türen, eingeschränkte Angebotsformate, politisch evozierte Zielgruppenorientierungen, Anrufungen an Jugendarbeit im öffentlichen Raum oder die Hinwendung zu digitalen Räumen stellten das Offenheitsparadigma der Offenen Jugendarbeit 2020/2021 vor alte und neue Herausforderungen. Doch was folgt aus diesen Erfahrungen und wie kann Offenheit als diffuse, aber handlungsleitende Maxime reflexiv und handlungspraktisch in post-Corona-Zeiten professionell begegnet werden? Der Workshop spürt den (inter)subjektiven Beobachtungen der Fachkräfte in Pandemie-Zeiten nach und überlegt unter Rückgriff auf den genuinen demokratiebildenden Auftrag, welche Erfordernisse für eine Jugendarbeitspraxis 2.0 notwendig werden.

Referentin: Johanna Wilmes, Goethe-Universität Frankfurt, wissenschaftliche Mitarbeiterin

Welche unterschiedlichen Erfahrungen haben Kinder in der Corona Zeit gemacht haben und wie kann damit in der Fachpaxis umgegangen werden? Zunächst werden einige Ergebnisse unterschiedlicher Studien vorgestellt, um zu verdeutlichen, wie Kinder die Pandemie erlebt haben. Hier ist auch ein Blick auf die Lage von Familien wichtig. Anschließend wird gemeinsam erarbeitet, wie die Fachpraxis mit diesen unterschiedlichen Erfahrungen umgehen kann. Was kann aufgefangen werden, wo sind Grenzen?

Referent: Prof. Dr. Oliver Hechler, Diplompädagoge und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut, Universität Würzburg, Praxis für Psychotherapie

Die pandemiebedingten Maßnahmen haben weitreichende Folgen für die psychosoziale Entwicklung der Kinder und Jugendlichen, die sich aktuell massiv schon zeigen und in naher Zukunft noch zeigen werden. Im Workshop sollen diese Folgen nachgezeichnet und mit Blick auf die pädagogische Praxis Handlungsoptionen diskutiert werden.

Referentin: Anke Siebert, Jugend- und Sozialamt der Stadt Frankfurt am Main, Teamleitung Team Kinder- und Jugendschutz

In dem Workshop möchten wir uns darüber austauschen, ob die Corona-Pandemie mehr Gewalt, Misshandlung und Vernachlässigung in den Familien auslöste. Ist es real oder nur Phantasie? Warum glauben wir, dass es den Kindern in Corona-Zeiten schlecht gehen sollte?

Referentin: Miriam Zeleke, Landesbeauftragte für Kinder- und Jugendrechte in Hessen

Kindheit und Jugend ist vielfältig und so sind es auch die Bedarfe. Dazu gibt es viel (gute) Forschung, aber um sich selbst in Lebenslagen einzufühlen auch viele gute Methoden.

In meinem Workshop will ich eine intersektionale Betrachtungsdimension auf Lebenslagen öffnen und miteinander ins Denken kommen.

Referentin: Sarah Volk, Paritätisches Bildungswerk Bundesverband e.V., Staatlich anerkannte Sozialarbeiterin M.A., Bildungsreferentin Eltern- und Familienbildung, Projektleiterin des „Frankfurter Partizipationsprojekt“

Seit dem Frühjahr 2020 hat sich auch die Situation von Jugendlichen radikal verändert. Ihre veränderten Lebensrealitäten wirken sich zusätzlich auf die Menschen aus, die mit ihnen arbeiten und zentrale Bezugspersonen für sie darstellen.

Die Beteiligung von Jugendlichen und das Schaffen tragfähiger partizipativer Strukturen ist ein wichtiges Thema der Jugendarbeit. Im Workshop beschäftigen wir uns deshalb gemeinsam mit der Frage: Wie kann Partizipation innerhalb einer Pandemie funktionieren?

Referentin: Ivonne K. Herr, saludable Consulting systemisch-lösungsorientierte Coach (DBVC), Online-Coach, Resilienz-Trainerin (DVRT), BGM-Prozessbegleiterin, Dozentin

Resilienz gilt als Fähigkeit auch in schwierigen Zeiten psychisch stabil und gesund zu bleiben. Kinder bringen häufig bereits wichtige Voraussetzungen mit, die es zu fördern gilt. Der Workshop soll den Blick auf vorhandene Ressourcen richten und Bewusstheit hierfür erzielen. Ein Austausch miteinander ermöglicht Beratung unter Kolleg:innen und das Ziel ist zusammenzutragen, inwiefern pädagogische Fachkräfte noch mehr zur Förderung dieser Kompetenz bei Kindern beitragen können.


Denkräume

Eine Übersicht der Denkräume am Fachtag entnehmen Sie bitte dem Flyer oder der folgenden Aufstellung:

Referentin: Beate Kremser, Präventiver Jugendschutz Stadt Frankfurt am Main, Jugend- und Sozialamt

Online zocken, Chatten, Bilder auf Social Media hochladen und Videos drehen macht Spaß! Nicht nur Kinder und Jugendliche verbringen während der Corona Pandemie mehr Zeit im digitalen Raum.

Was ist das Faszinierende von Social Media, Games und Co.? Wann wird die Nutzung problematisch? Aber auch welche Chancen ergeben sich daraus? Welche Formen der digitalen Jugendarbeit gibt es bereits und wie sieht es mit Partizipationsmöglichkeiten aus?

Referent: Sebastian Seng, u.a. Bildungsreferent des IDA e. V. und zertifizierter Social Justice- und Diversity-Trainer

Was ist richtig, was falsch? Was ist Wahrheit, was Fake? Was ist gut, was schlecht? In diesem Denkraum setzen wir uns mit dem Konzept der Ambiguitätstoleranz auseinander. Dahinter verbirgt sich die Fähigkeit, Mehrdeutigkeiten, Widersprüche und das Nebeneinander verschiedener Wahrheiten auszuhalten und anzuerkennen.

Es wird ein Grundverständnis des Konzepts erarbeitet, bevor wir es im gemeinsamen Austausch auf seine Aktualität und Anwendbarkeit in der diskriminierungskritischen Jugendsozialarbeit hin befragen.

Referentinnen: Diana Röß, Schulgesundheitsfachkraft (SGFK) der IGS Eschersheim (Integrierte Gesamtschule mit angeschlossener Grundschule) und Bianca Sauck, Schulgesundheitsfachkraft (SGFK) der Liebigschule Frankfurt (Gymnasium)

Schwierige Erreichbarkeit der SuS, Kooperation mit Eltern, strikte Regularien für Institutionen und zusätzliche Belastungen für ihre Mitarbeiter:innen in Zeiten von Corona stehen der Notwendigkeit zu multiprofessioneller Zusammenarbeit, Entwicklung von Leitlinien und gesundheitliche Aufklärung gegenüber und brauchen einen Brückenschlag.

SGFKs bieten hier eine Übersetzungsleistung in Bezug auf medizinische Sachverhalte, kanalisieren und vermitteln innerhalb des Dienstleistungssystems der öffentlichen Gesundheit. Wir möchten uns der Frage widmen, welche Ressourcen genutzt werden können, um gezielte Gesundheitsförderung in Schule zu realisieren. Wir freuen uns auf einen Erfahrungsaustausch mit der Gelegenheit für Fragen und Diskussion.

Referentin: Shivā Āmiri, Empowertment- und embodied social justice Trainer:in, Künstler:in

Wir werden uns darüber austauschen, welche Erfahrungen Jugendliche während der Pandemie machen bzw. gemacht haben und welche Bedarfe sie haben. Wir beschäftigen uns mit der Frage: wie Jugendeinrichtungen und Pädagog:innen Jugendliche in dieser Zeit unterstützen können, insbesondere auch im Hinblick auf Fragen wie Stress-Reduzierung und mentale Gesundheit. Wir sammeln verschiedene Unterstützungsmöglichkeiten die wir in unserer pädagogischen Praxis anwenden können.

Referentin: Christa Kaletsch, freiberufliche Fortbildnerin und 2. Vorsitzende von Makista

Der Denkraum nimmt die Lebensrealitäten junger Menschen, ihre Herausforderungen und entwickelten Handlungskompetenzen im Umgang mit der durch die Pandemie ausgelösten Krise(n) in den Blick. Ein aktiver Bezug auf die Kinderrechte kann Jugendliche in ihrem Engagement für ihre Interessen und Bedürfnisse stärken. Der Denkraum bietet hierzu Einblicke in die Arbeit von Makista.

Referentinnen: Copwatch Frankfurt, eine Gruppe, die sich zusammengefunden hat, um Personen zu unterstützen, die von Racial Profiling, betroffen sind

Wir wollen rassistische Polizeikontrollen benennen, dokumentieren und Menschen in ihren vielfältigen Kämpfen supporten und begleiten. Racial Profiling hat für die Betroffenen enorme psychische, soziale und ökonomische Auswirkungen. Viele Betroffene verbinden die Polizei daher mit Angst, Wut, Ungerechtigkeit und Ohnmacht.

Dieser Denkraum dient der Unterstützung von Betroffenen. Vor allem in der Corona-Pandemie hat sich bestätigt, wie stark die Polizeikontrollen von Bezirk zu Bezirk in ihrer Intensität, Präsenz und Gewalt variieren. So machen Jugendliche in verschiedenen Stadtteilen ganz unterschiedliche Erfahrungen mit der Polizei. Und das ist nicht zufällig!

Wochenlang wurde zum Beispiel eine Eskalation im Stadtgebiet von der Frankfurter Polizei genutzt, um rassistische Polizeikontrollen am Opernplatz, dem Hauptbahnhof, in der U-Bahn und der ganzen Frankfurter Innenstadt zu rechtfertigen.

Referent: Jörg Eltzholtz, Systemischer Supervisor, systemischer (Fa-milien-)Therapeut in freier Praxis, Leitung eines Kinder- und Familienzentrums in Bad Homburg

Was hat sich für Kinder, Jugendliche und Familien durch die Pandemiebedingungen im häuslichen, aber auch im Umfeld der Jugendhilfe verändert? Welche Herausforderungen ergeben sich für Familien im Alltag auch im Hinblick auf schon vorher bekannte Schwierigkeiten und Herausforderungen?

Es werden Einblicke über veränderte Problemkonstellationen im Hinblick auf den Kinderschutz, den Umgang damit und die Herausforderungen, die sich für die kindliche Entwicklung stellen, gegeben.