Neulich ... - Die Kolumnen aus EFOI

Wem die Stunde schlägt

Da momentan das Wetter oft kalt und nass ist, greifen Eltern am Wochenende zu verzweifelten Mitteln und gehen in Indoor-Spielplätze oder gar ins Schwimmbad.

Sandra Hoffmann ist Journalistin in der Öffentlichkeitsarbeit der Evangelischen Kirche in Frankfurt und Offenbach.
Sandra Hoffmann ist Journalistin in der Öffentlichkeitsarbeit der Evangelischen Kirche in Frankfurt und Offenbach.

Am Wochenende mal ein bisschen ausspannen, sich erholen für die anstehende Arbeitswoche, das bleibt mit Kindern ja jahrelang ein Wunschtraum. Ich jedenfalls befinde mich an den freien Tagen regelmäßig im Würgegriff des Freizeitterrors. Am schlimmsten ist es allerdings, wenn man gänzlich planlos hineinstolpert und „wie früher“ ein bisschen rumgammeln und mal schauen will, was sich so ergibt. Das vertragen die Gemüter der lieben Kleinen nicht so gut. Sie verlangen tief in ihrem Innern nach militärischer Führung und akkurater und vollständiger Planung von Aktivitäten, die ihnen Freude bereiten. Und so kommt es, dass wir manchmal ins Schwimmbad gehen. Normalerweise bin ich schon durch, bevor wir da sind. Es beginnt mit umständlichem Suchen von Badekleidung, Taucherbrillen und Wasserspielzeug. An alles muss gedacht werden. Handtücher in großer Menge, Badeschuhe für jeden. Nicht zu vergessen: Shampoo, Conditioner, Fön, Haargummis, Mützen und natürlich einen Rucksack mit Essen und Trinken. Sind erst mal ein Parkplatz gefunden und die gefühlten zwei Kilometer zum Schwimmbad geschafft, zwängen wir uns zu mehreren in die winzige Umkleide­kabine und ich helfe meinen Kindern, während ich mich erst ganz zuletzt und in Windeseile selbst umziehe. Dann versuche ich, mehrere Schrankfächer zu ergattern, in die ich unsere Sachen reinfeuere, bevor ich meinen Kindern hinterher renne, damit sie nicht im Getümmel verloren gehen. Beim nun folgenden Freizeitspaß bin ich Schwimmlehrerin, Kantine und Bademeisterin in einem. Und gönne ich mir mal selbst zwei Züge im großen Becken, dann plagt mich das Gefühl, vielleicht im entscheidenden Moment nicht da zu sein, wenn eines der Kinder, warum auch immer, im Nachbarbecken zu ertrinken droht. Das Schlimmste aber kommt zum Schluss. Das Anziehen von mehreren Kleidungsschichten über die noch feuchte Haut. Während ich Streit schlichte, fällt mir ein, dass ich etwas in der Dusche hab liegen lassen und ich renne zurück. Fönen, schwitzen. Mit einer Tasche an allen acht Armen wuchte ich uns zurück zum Auto. Beim letzten Mal brauchte ich dringend Entschädigung und lud meine Kinder großzügig zum Abendessen ins Restaurant ein. Reine Notwehr, um doch noch versöhnt zu werden mit meinem Wochenende. Aber das wissen sie nicht. Und Sie werden mich sicher nicht verraten, oder? Und bei Gelegenheit berichte ich dann auch noch ganz aktuell aus der Eissporthalle.


Autorin

Sandra Hoffmann-Grötsch ist Journalistin in der Öffentlichkeitsarbeit der Evangelischen Kirche in Frankfurt und Offenbach.