Pressemitteilungen

Aus der Schweiz an den Main

Inga Störkel ist die neue Leiterin des Zentrums für Frauen der Diakonie

Den Frauenkalender hat Inga Störkel übernommen, die gerahmten Bilder und die Möbel. Erst mal Ankommen, lautete die Devise der 44-Jährigen, die seit April das Zentrum für Frauen des Diakonischen Werkes für Frankfurt und Offenbach leitet. Die schlanke Frau mit dem Lockenkopf fühlte sich schon „heimatlich“, als sie die Stellenanzeige las. Die Arbeit mit Frauen ist ihr vertraut, einen sicheren Ort für sie zu schaffen, ist ihr ein Anliegen. In dem 1909 am Frankfurter Zoo eröffneten Haus mit seinen verschiedenen Einrichtungen kann sie genau das verwirklichen. Ursprünglich war das Haus für Frauen aus dem Umland gedacht, die auf der Suche nach Arbeit in die Großstadt kamen und nicht ins Rotlichtmilieu des Bahnhofsviertels abrutschen sollten. Heute ist es ein sicherer Ort für ehemals wohnungslose Frauen aus Frankfurt und Umgebung.

Inga Störkel hat ihre ersten 18 Berufsjahre in der Schweiz verbracht, zuletzt im Kanton Solothurn bei „Lilith Zentrum für Frauen und Kinder“. Die sportliche Frau lacht, „Lilith– Wohnen für Frauen“ gibt es auch hier. In der Schweiz arbeitete sie in einem Haus für Frauen mit psychiatrischer Erkrankung und/oder Suchterkrankung und deren Kinder. Störkel bringt vielfältige Qualifikationen mit, sie ist diplomierte Erziehungswissenschaftlerin und Kunsttherapeutin mit medizinischem Master of Advanced Studies in Psychotraumatologie.

Das Thema, was Frauen alles aushalten müssen, treibt Inga Störkel seit Beginn ihrer Berufslaufbahn um. „Es macht mich sehr betroffen als Frau, wie viel Leid und Verluste manche in ihrem Leben erfahren haben.“ Sicherheit für diese Frauen zu schaffen und dass sie Fuß fassen und gesellschaftlich anerkannt werden – das sind ihre Ziele.

Die Leitungsstelle im Zentrum für Frauen führte Inga Störkel aus den schweizerischen Bergen an den Main. Für die gebürtige Hessin ist es ein Wiederankommen, auch ihr Freund und ihre Familie leben in Hessen. Zum Zentrum für Frauen gehören die Schwangerenberatung in Frankfurt und Offenbach, Tamara – Beratung und Hilfe für Prostituierte und die Beratungsstelle für Frauen, auf zwei Etagen leben die 30 Bewohnerinnen von „Lilith– Wohnen für Frauen“. Und an der Haustür klingelt gerade eine Frau, die zum Tagestreff 17-Ost im Erdgeschoss möchte.

Inga Störkel ist begeistert von der Vielfalt und Professionalität, die hier unter einem Dach gebündelt zu finden ist. Im Tagestreff 17-Ost gibt es Mitarbeiterinnen, „die seit Jahren mit obdachlosen Frauen arbeiten: Sie brauchen ganz viel Herz, um diesen Frauen für einige Momente das Leben zu erleichtern, damit sie sich sicher fühlen können und an einem guten Ort wissen.“ Während der Corona-Pandemie waren zunächst viele Angebote nicht mehr möglich, inzwischen können – entsprechend den Corona-Vorschriften – wieder einzelne Kurse wie Freies Malen und Deutschkurse abgehalten werden. Wohnungslose Frauen kommen hier zur Ruhe, „erleben den Tagestreff als Raum, in dem sie sein können, ohne gleich die Erwartung erfüllen zu müssen, dass sie ihr Leben ändern“. Störkel erzählt, dass Frauen abends, wenn der Tagestreff schließt, immer neue Gründe suchen, um kurz noch mal reinzukommen, weil sie noch nicht gehen wollen.

Seit Jahren ist Inga Störkel mit Klientinnen vertraut, die teilweise in Parks übernachten. Die Gewalt, der Frauen öffentlich und privat ausgesetzt sind, sei nicht nur körperlich, sagt sie. Es gehe auch um Entwertung, Entmutigung und unpassende Rollen, in die Frauen gedrängt werden. „Das Thema ist brennend und weiterhin ungelöst.“ Im Zentrum für Frauen arbeiten außer dem Hausmeister ausschließlich Frauen. „Das bedeutet die Sicherheit, keinen Gewaltsituationen ausgeliefert zu sein.“ Im Tagestreff 17-Ost gibt es Liegen zum Ausruhen im Garten, Duschen, Waschmaschinen und Schließfächer und Frauen können ihn als Adresse für ihre Post angeben.

Inga Störkel leitet die verschiedenen Teams im Zentrum für Frauen und übernimmt auch administrative Aufgaben, wie Statistiken erstellen, Belegungszahlen an Kostenträger weiterleiten, Rechnungen prüfen. Gerade ist sie dabei, sich zu vernetzen. Wie Zahnräder, die ineinandergreifen, erlebt sie das Zusammenwirken der verschiedenen Institutionen der Wohnungsnotfallhilfe in Frankfurt. „Sehr viele Klientinnen kommen zu uns, ich hoffe, dass die Kommunalpolitik die Bedürfnisse der Frauen auch weiterhin hört und die große gesellschaftliche Notwendigkeit unserer Angebote anerkennt.“