Plädoyer für eine Haltung der Friedfertigkeit
Welche Haltung kann uns helfen, die aktuellen Krisen anzugehen, seien es Kriege, Pandemien oder der Klimanotstand? Der reformierte Theologe und Landwirt Thomas Gröbly schlägt den Begriff der „Friedfertigkeit“ vor. Denn anders als zum Beispiel beim Begriff der „Nachhaltigkeit“ geht es nicht nur um neue Methoden des Wirtschaftens, um neue Kriterien der Berechnung (zum Beispiel von Kosten oder Risiken), sondern um ein neues Verständnis davon, wie wir Menschen mit der Welt um uns herum verbunden sind: Wir müssen, ist der Autor überzeugt, ein Bewusstsein dafür entwickeln, dass es keine Trennung gibt zwischen Mensch und Natur, zwischen den Menschen und den Tieren zum Beispiel, sondern dass wir uns ständig in einem Beziehungsgewebe bewegen. Deshalb will er eine „ökozentrische“ Weltsicht entwickeln, bei der nicht allein die Interessen der Menschheit (geschweige denn egoistische Interessen Einzelner) den Maßstab des Handelns ausmachen, sondern das ganze Ökosystem Erde.
Thomas Gröbly schrieb das Buch auch aus einer persönlichen Krisenerfahrung heraus: 2016 wurde bei ihm ALS diagnostiziert, eine tödlich verlaufende neurodegenerative Erkrankung. Das eigene Sterben nimmt Gröbly als Anstoß, die menschliche Verwobenheit mit der Welt noch einmal genauer zu reflektieren, ebenso die Abfolge von Neuentstehen und Vergehen, die das Grundprinzip des Lebens darstellt. Adressiert ist das Buch dabei auch an seinen zweijährigen Enkel, denn es ist die Zukunft der heute noch jungen Menschen, die bei all dem auf dem Spiel steht.
Das Buch ist in viele kleine Abschnitte unterteilt. Sie beginnen jeweils mit einem Gedicht und bieten eine Mischung aus politischen Überlegungen und persönlichen Erlebnissen. Das lässt sich entweder am Stück lesen, oder als politische oder meditative Begleitung im Alltag nutzen. Auch als Anregung für gemeinsame Lektüre oder Gruppendiskussionen ist der Band hilfreich.
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