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Die Gustav-Adolf-Kirche in Niederursel sieht wieder aus wie 1927

Am Anfang war die Ahnung eines Kruzifixes. Bei günstigem Licht konnte Pfarrer Michael Stichling es unter den Farbschichten im Altarbereich sehen. Die Entdeckung vor zehn Jahren war der Auftakt für ein Mammutprojekt: Die Gustav-Adolf-Kirche in Niederursel wurde in ihr ursprüngliches Aussehen von 1927 zurückversetzt.

Pfarrer Michael Stichling in der renovierten Gustav-Adolf-Kirche in Niederursel. Die Wiedereinweihung ist im Gottesdienst am 5. März. Foto: Rolf Oeser.
Pfarrer Michael Stichling in der renovierten Gustav-Adolf-Kirche in Niederursel. Die Wiedereinweihung ist im Gottesdienst am 5. März. Foto: Rolf Oeser.

Im Bauhaus-Stil hatte damals der vor allem für seine Kirchenbauten berühmte Architekt Martin Elsässer mit viel Farbe ein auffälliges Bauwerk in das von Fachwerk geprägte Alt-Niederursel gesetzt. Nun betritt die Besucherin die Kirche durch den eher dunklen Eingangsbereich und badet wenige Schritte später in Helligkeit. „Ich liebe die Decke. Das warme Rot erinnert mich an Liebe, Licht, Freundlichkeit und Blut“, gerät Pfarrer Stichling geradezu ins Schwärmen.

In den kleinen Seitenkapellen mischen sich Rot und Blau zu Lila. Kirchenbänke gibt es keine. Bei spirituellen Taizé-Andachten sitzen alle im Stuhlkreis. Sonntags im Gottesdienst schauen die Gemeindemitglieder zum Altar, der wie eine Skulptur aus der Wand herausgearbeitet ist. In der Taufkapelle dominieren Rot und Lila. Früher oft als Abstellraum missbraucht, ist sie jetzt ein sakraler Raum für 25 Personen mit dem Taufbecken als Mittelpunkt.

„Man merkt, dass die Kirche ursprünglich so gedacht war. Es ist nichts mehr künstlich an ihr“, sagt Pfarrer Stichling. Die Soundanlage und die Heizung sieht man nicht. „Wir wollen nicht in einem Denkmal leben, sondern mit den Möglichkeiten dieser einzigartigen Kirche viele Formen des Gemeindelebens abdecken.“

Die Wiedereröffnung der renovierten Gustav-Adolf-Kirche wird am Sonntag, 5. März, beim Gottesdienst um 10 Uhr gefeiert (Karl-Kautsky-Weg 64).


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Manon Priebe 5 Artikel

Manon Priebe (*1987) hat Sinologie in Würzburg und Peking sowie Journalismus in Mainz und Memphis studiert. Ihre Stärken sind die langen Stücke - gründlich recherchiert, mitreißend geschrieben. Ihre zweite Leidenschaft passt meist in 140 Zeichen und gilt der Social Media-Spielwiese.