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Die Welt und Gott in Sossenheim

Charlotte Eisenberg, Pfarrerin der Evangelischen Regenbogengemeinde in Sossenheim, kommt auch im Netz mit den Menschen ins Gespräch. In einer neuen Youtube-Reihe interviewt sie den CDU-Landtagsabgeordneten Uwe Serke.

Charlotte Eisenberg, Pfarrerin der Evangelischen Regenbogengemeinde in Sossenheim, kommt auch im Netz mit den Menschen ins Gespräch.  |  Foto: privat
Charlotte Eisenberg, Pfarrerin der Evangelischen Regenbogengemeinde in Sossenheim, kommt auch im Netz mit den Menschen ins Gespräch. | Foto: privat

Von Anne Will und anderen ist die Haltung vertraut: Die Beine leicht schräg angewinkelt, in der Hand Karten mit Stichworten für Interview oder Diskussion. Pfarrerin Charlotte Eisenberg hat für den Auftakt der Interviewreihe „Mer lasse die Kärsch im Dorf“, auf Sicheres gesetzt, blauer Blazer, passendes Shirt, dazu gibt es einen prominenten Gast: Uwe Serke, Landtagsabgeordneter der CDU aus dem Frankfurter Westen. Das Ganze ist keine TV-Produktion, sondern auf Youtube zu sehen.

Charlotte Eisenberg, 39 Jahre alt, hat vergangenes Jahr das Pfarramt in der Regenbogengemeinde in Sossenheim übernommen. Während ihr Vorgänger eher auf Telefon als Social Media setzte, hat die Theologin Accounts auf Twitter, Facebbook und Instagram angelegt. Die in Kronberg Geborene und in der Wetterau Aufgewachsene ist keine der Pfarrerinnen, die ihren Beruf großteils im Netz ausüben - „habe gemerkt, das ist ganz schön zeitaufwändig“ – doch sie will nicht nur „auf der Gass“, im Sonntagsgottesdienst sondern eben auch im Netz anzutreffen sein.

Open Air findet das Gespräch mit Serke statt. In Corona-Zeiten keine schlechte Idee, außerdem: Dort, wo die beiden – evangelische Pfarrerin und katholischer Landtagsabgeordneter – jetzt beieinander sitzen, haben sie sie sich kennengelernt, auf dem Sossenheimer Kerbeplatz. Eisenberg war mit ihrer Familie unterwegs – „und er hat mich sehr freundlich begrüßt“. Serke sei „so ein richtiger Sossenheimer Bub, der kennt wirklich jeden“. Ähnlich sieht es bei den nächsten Interviewpartnern aus, die Charlotte Eisenberg bereits im Kasten hat: Roger Podstatny, Stellvertretender SPD-Fraktionsvorsitzender im Frankfurter Römer und Franz Kissel, der Vereinsringsvorsitzende des Stadtteils. „Ich habe schon eine Reihe von Frauen für die Reihe angefragt, aber sie waren erstmal zögerlicher“, erzählt Eisenberg, doch sie bleibt dran. Will demnächst auch eine engagierte Sossenheimerin zu Kärsch-Interviews vor die Kamera holen.

Aber zu Serke, dem ersten Interviewpartner: Zum Warm-up gibt es ein paar Fragen wie: Äppler oder Bier, Serke ist unentschieden, bei Main oder Nidda, entscheidet er sich für die Nidda – und dann kommt gleich die Gretchenfrage: Wie halten Sie es mit dem Glauben? Er sei in der Familie da reingewachsen, und als vor wenigen Wochen seine Mutter starb, „hat mir der Glauben geholfen“. Der CDU-Politiker äußert sich äußerst offen, etwa auch dazu, was es für ihn heißt, dass seine, die katholische Kirche, ihn als Wiederverheirateten nicht zur Eucharistie zulässt. Die Kirche solle endlich gesellschaftliche Entwicklungen nachvollziehen, „ohne beliebig zu werden“, so sein Statement.

Wen er aus der Bibel gerne kennlernen möchte? lautet eine der Fragen von Pfarrerin Eisenberg. Den Paulus, schließlich habe er einen Wandel durchlebt von seinen Anfängen als Saulus. Eine Wahl, die Eisenberg gut nachvollziehen kann. Heute sei vieles in Schwarz-Weiß aufgeteilt, argumentiert Serke, da gefalle ihm jemand wie der Paulus gut.

Und wohin er mit Jesus in Sossenheim ginge? Ins Bistro Ali, eine Bierkneipe, in der man gut ins Gespräch kommen kann. Zeigen würde er Jesus idyllische Natur im Stadtteil und Plätze, wo Autoreifen wild abgelagert werden. Beide, Gemeindepfarrerin und Landtagspolitiker, sind sich einig, Sossenheim ist Dorf und zugleich Stadtteil mit sozialen Problemen. Ein zweiter und ein dritter Blick lohnen.

Manchem hat der Zeichner Chlodwig Poth mit seinem „Last Exit Sossenheim“, diesen Teil Frankfurts ins Bewusstsein gerufen, ironisch, aber vor allem liebevoll, ist der Titel zum geflügelten Begriff geworden. Eisenberg, eine Frau, die schon mal zwei Stufen auf einmal nimmt, und als Freiwillige des Friedensdienstes Eirene, dem sie heute bundesweit vorsteht, in Uganda das Filmen gelernt hat, wird sicher noch mit einer Reihe von Gesprächen dazu einladen, in Richtung Sossenheim abzubiegen – digital und real.

Das erste Kärsch-Interview


Autorin

Bettina Behler 297 Artikel

Bettina Behler, Medieninformation Evangelische Öffentlichkeitsarbeit Frankfurt und Offenbach

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