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Ein Mahnmal auf dem Südfriedhof für das Ehepaar Kalischer und andere Opfer der Nazis

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Auf dem Südfriedhof gibt es jetzt ein Mahnmal zum Gedenken an die Pogromopfer in Sachsenhausen. Das Ensemble aus buntem, bemaltem Glas, Sandstein und Stahl steht auf dem Grab von Marie und Georg Kalischer in Sichtweite der Trauerhalle.

Das Kalischer-Mahnmal erinnert auf dem Südfriedhof an die Pogromopfer des Nationalsozialismus. Foto: Rolf Oeser
Das Kalischer-Mahnmal erinnert auf dem Südfriedhof an die Pogromopfer des Nationalsozialismus. Foto: Rolf Oeser

Während des Novemberpogroms 1938 in Frankfurt wurde auch der pensionierte Chemiker Georg Kalischer verhaftet. Er stammte aus einer  jüdischen Familie, war aber schon als junger Mann zum Christentum  konvertiert. Als Wissenschaftler hatte er 164 Patente im Bereich der Farbenherstellung erworben, stieg bei Cassella bis in die Unternehmensspitze auf und wirkte zuletzt als Leiter des Hauptlabors der IG Farben im Werk Bayer, Leverkusen.

Der Wissenschaftler starb am 1. Dezember 1938 im Alter von 65 Jahren, drei Tage nach seiner Entlassung aus dem KZ Buchenwald, an den Folgen seiner Haft. Seine Ehefrau Marie Kalischer stellte einen ersten Antrag auf  Wiedergutmachung, der 1949 jedoch abgewiesen wurde. Mittellos suchte sie vier Jahre lang eine Wohnung, wurde schließlich bei der Hilfsstelle für rassisch Verfolgte vorstellig und unterstützt.

Wenige Jahre vor ihrem Tod erhielt sie eine gewisse Entschädigung, die sie allerdings nicht anrührte, und testamentarisch für karitative Zwecke hinterließ. Marie Kalischer starb am 6. Mai 1964 im Alter von 83 Jahren.

Das Mahnmal auf dem Südfriedhof wurde vom Iserlohner Künstlerduo Siebrecht und Pempeit in Zusammenarbeit mit einem Initiativkreis Kalischer-Mahnmal entworfen. Die Kunstgläser fertigte das Glasstudio Derix aus Taunusstein – dasselbe Glasstudio hat auch vier Fenster der Lukaskirche hergestellt sowie das Kirchenfenster, das Marie Kalischer der Kirchengemeinde im Jahr 1953 geschenkt hatte. Dieses Sakristei-Fenster wiederum gilt als Anstoß für die Erinnerungsarbeit „Christen jüdischer Herkunft“ in der Maria-Magdalena-Gemeinde.

Ermöglicht wurde die Gedenkstätte durch Kollekten der beiden evangelischen Sachsenhäuser Gemeinden Maria-Magdalena und Dreikönig sowie der Methodistischen Gemeinde am Merianplatz und durch Spenden der Firma Allessa (also Nachfolgerin der Cassella), der EKHN-Stiftung sowie von Einzelpersonen. Das Mahnmal ist via QR-Code mit der Internetseite mahnmal-kalischer.de verbunden.


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