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„Für uns war das Kinderhaus Gold wert“

Tarik Chaikhoun (39) hat als Kind einen Großteil seiner Freizeit im Kinderhaus am Bügel verbracht. Die Einrichtung in Trägerschaft des Evangelischen Vereins für Jugendsozialarbeit feiert diesen Winter ihr 40-jähriges Bestehen.

Tarik Chaikhoun ist heute Polizist in Frankfurt. | Foto: Sophie Schüler
Tarik Chaikhoun ist heute Polizist in Frankfurt. | Foto: Sophie Schüler

Herr Chaikhoun, als Kind waren Sie regelmäßiger Besucher im Kinderhaus und später auch im Jugendhaus am Bügel. Woran aus dieser Zeit erinnern Sie sich noch?

Ich bin in Frankfurt-Bonames aufgewachsen, in der Siedlung Ben-Gurion-Ring. Der Stadtteil hatte nicht immer und überall einen guten Ruf. Der Bügel ist „multikulti“, und das meine ich absolut positiv. Als kleiner Junge im Grundschulalter bin ich nach der Schule nach Hause gekommen, habe meine Hausaufgaben gemacht und bin dann ins Kinderhaus. Dort hat man immer Freunde getroffen. Es gab etwas Warmes zu Essen. Es gab Spiele, die wir zu Hause nicht hatten. Es war nie langweilig. Freitags haben wir immer Ausflüge gemacht. Und wir haben mit dem Kinderhaus an Fußballturnieren teilgenommen.


Wie war das Verhältnis zu den Pädagoginnen und Pädagogen?

Ich erinnere mich sehr gut daran, dass wir als Kinder dort gesehen und wahrgenommen wurden. Wir konnten mit jedem Problem, mit jeder Sorge zu den Betreuer:innen gehen und darüber reden. Es war ein sehr familiäres Verhältnis. Noch heute frage ich Dominique Depner, die Leiterin des Kinderhauses, wenn ich Rat in pädagogischen Angelegenheiten brauche.


Sie haben heute noch Kontakt zum Kinderhaus? Das ist eher ungewöhnlich, oder?

Das mag daran liegen, dass ich später als Jugendlicher selbst im dazugehörigen Jugendhaus gearbeitet habe, und dass Dominique auch damals schon dort tätig war. Aber so besonders ist es eigentlich auch wieder nicht. Viele der Kids von damals leben heute mit ihren Familien im Ben-Gurion-Ring. Es sind deren Kinder, die heute ins Kinderhaus gehen.


Wie hat sich die Kinder- und Jugendarbeit im Vergleich zu damals verändert?

Wir mussten damals raus, um was zu erleben. Deswegen war für uns das Angebot im Kinderhaus Gold wert. Heute treffen sich Kinder und Jugendliche zum Zocken im Internet. Das ist sicherlich eine Herausforderung für die Arbeit mit der Altersgruppe.


Sie sind heute Polizist und Schutzmann vor Ort und machen unter anderem Präventionsarbeit in den Frankfurter Stadtteilen Gallus und Gutleut. Haben Sie persönlich von der Zeit im Kinderhaus profitiert?

Ich habe gelernt, dass es Orte gibt, an denen man gut aufgehoben ist. Wo es Menschen gibt, die nicht die Eltern sind, mit denen man reden kann. Die Message der Betreuer:innen im Kinderhaus war immer, dass jede und jeder einzelne von uns wertvoll ist. Das prägt definitiv.


Autorin

Angela Wolf 117 Artikel

Angela Wolf ist Mitglied in der Redaktion des EFO-Magazins. Sie wurde 1978 in Aschaffenburg geboren. Heute lebt sie in Frankfurt am Main, wo sie Soziologie, Politikwissenschaften und Psychoanalyse studierte.