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Hart erkämpftes Jubiläum: Sechzig Jahre Osterkirche in Sachsenhausen

Im November 1959 wurde die Osterkirche an der Mörfelder Landstraße in Sachsenhausen eingeweiht. Dass sie ihren 60. Geburtstag erleben würde, war eine Zeitlang ungewiss.

Der Turm der Osterkirche an der Mörfelder Landstraße ist weithin sichtbar. | Foto: Rolf Oeser
Der Turm der Osterkirche an der Mörfelder Landstraße ist weithin sichtbar. | Foto: Rolf Oeser

Eine dunkle Front mit schmalem großem Holzkreuz: Das ist der erste Eindruck beim Betreten der Osterkirche auf der Mörfelder Landstraße. Dann fällt der Blick auf die um acht Grad nach innen geneigte weiße Längswand auf der linken Seite: Durch ein horizontales Fensterband ganz oben entsteht nicht etwa der Eindruck, dass sie nach innen kippt sondern – im Gegenteil – nach oben strebt, in die Höhe.

Diese kleine Verschiebung, eine genialen Idee des Architekten Rudolf Schanty, macht aus einem rechteckigen Bau mit dunkelgrau-schwarzen Tuffsteinwänden an Stirn- und Rückseite und zwei weißen Längswänden einen modernen Kirchenraum. Der Eindruck wird durch die bunten Glasbausteine in der linken Längswand verstärkt.

Der schlichte Gottesdienstraum mit einem um drei Stufen erhöhten weiträumigen Altarraum lädt zu Ruhe und Konzentration ein und lässt viel Raum für Interpretation. „Weiß und schwarz: Von Seiten des Lebens schauen wir auf den Tod“, sagt Pfarrer Volker Mahnkopp von der Maria-Magdalena-Gemeinde, zu der die Osterkirche gehört.

Der frei stehende Glockenturm ist in den umliegenden Siedlungen weithin zu sehen. Schanty sagte, er habe „Die Funktion des Rufens“. Am Turm wiederholen sich das Schwarz und Weiß der Kirche: Dunkelgrau der sich nach oben etwas verjüngende hoch aufragende Steinblock, weiß die nach oben strebende Stein-Leiter, die wie dagegen gelehnt aussieht. „Die Bibel kennt viele Himmelsleitern“, interpretiert Mahnkopp. Inzwischen sind Turm und Leiter fast vollständig von Efeu begrünt.

Die Ostergemeinde existiert seit dem 1. April 1953. Im selben Jahr erhielt sie zunächst ein Gemeindezentrum auf der Mörfelder Landstraße, Ecke Stresemannallee. Sechs Jahre später wurde direkt daneben die Osterkirche eingeweiht. Die Gemeinde sollte zunächst Riedhofgemeinde heißen, nach dem 1931 entstandenen Kirchsaal auf dem benachbarten Riedhof, einem großen Gutshofgelände aus dem 19. Jahrhundert, das 1944 zerbombt worden war. „Aber dann entschied der Kirchenvorstand sich sehr rasch für Ostergemeinde“, erzählt Mahnkopp. „Ostern steht für die Auferstehung und damit sollte auch ein Neuanfang nach dem Krieg markiert werden.“

Dieses Jahr wird die Osterkirche 60 Jahre alt. Es ist ein hart erkämpftes Jubiläum: Nach der Fusionierung von Oster- und Lukasgemeinde zur Maria-Magdalena-Gemeinde im Jahr 1998 wurde sie von der Liste der in Frankfurt zu unterhaltenden Kirchen gestrichen. In Anbetracht der finanziellen Lage stimmte der Kirchenvorstand schließlich schweren Herzens der Abgabe der Gemeinderäume zu, beschloss aber 2007, die Kirche selbst dauerhaft zu erhalten.

2009 begannen Abriss, Umbau und Sanierung, was insgesamt vier Jahre dauerte. Der Eingang wurde verlegt und macht die Kirche nun barrierefrei von der Mörfelder Landstraße aus zugänglich. Die Heizung, die elektroakustische Anlage und die Beleuchtung wurden komplett erneuert, wobei die kupfernen Pendelleuchten der 1950er Jahre erhalten geblieben sind.

Unter größtmöglicher Ausnutzung des Platzes baute das Architektenteam Joachim Gottstein und Uwe Blumenstein Sakristei, kleines Stuhllager, Toiletten, Teeküche und Gruppenraum unter der Orgelempore neu ein. Kräftige Farben setzen die neuen Gemeinderäume zum Kirchraum hin ab: Eine gelbe und eine rote Wand, sowie ein blauer Querbalken nehmen zudem die Farben der Glasbausteine auf.

Lamellenparkett ersetzt den dunklen asbesthaltigen Boden – auch im Altarraum. Der Altar, ursprünglich einmal aus Beton, aber vor dem Umbau schon aus Holz, bildet mit Kanzel, Lesepult und Taufbecken aus hellem Holz eine Einheit. Auch die rechte Längswand erhielt eine Holzverkleidung aus Weißtanne mit schallabsorbierenden Eigenschaften.

Durch mehr Holz im Innenraum wirkt die Kirche jetzt wärmer und durch die Farben im hinteren Bereich fröhlicher. Doch ihr schlichter Charakter und die Konzentration auf das „gottesdienstliche Geschehen im Altarraum“, die Architekt Schanty in den 1950er Jahren wichtig war, sind erhalten geblieben.

Umbau und Sanierung kosteten 1,2 Millionen Euro, Ausstattung inklusive Küche, Einbauschränken, Elektrisch-Akustischer Anlage und 290 Stapelstühlen 110.000 Euro. Die Architekten Gottstein und Blumenstein wurden für die Neugestaltung der Kirche von der Architektenkammer ausgezeichnet.


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Autorin

Stephanie von Selchow ist Redakteurin des EFO-Magazins.

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