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Juwele der Kirchengeschichte, Teil 20: die Michaeliskirche in Berkersheim

Die Michaeliskirche in Frankfurt-Berkersheim wurde 1766/67 nach Plänen von Pfarrer Johann Ludwig Christ erbaut und steht heute unter Denkmalschutz. Der Name der kleinen barocken Saalkirche im „hessen-kasselschen Wilhelms Stil“ erinnert an den Erzengel Michael und wurde Gemeinde und Kirche im Dezember 1929 gegeben.

Der barocke Innenraum der Michaeliskirche in Berkersheim ist in türkis gehalten. | Foto: Rui Camilo
Der barocke Innenraum der Michaeliskirche in Berkersheim ist in türkis gehalten. | Foto: Rui Camilo

Der Ort Berkersheim gehörte seit 1484 zur Grafschaft Hanau. Eine erste lutherische Dorfkirche war dort 1688 auf Veranlassung von Johann-Heinrich Schelm von Bergen gebaut worden, an derselben Stelle der heutigen Kirche. Eine katholische Kirche hat es in Berkersheim nie gegeben, aber auf dem Platz der heutigen Schule stand noch eine ältere reformierte Kirche, die nach der Vereinigung der beiden protestantischen Konfessionen im Jahr 1818 zum Schulvermögen kam und bald abgerissen wurde.

Die Michaeliskirche ist nach Südwesten gerichtet und erhebt sich über einem rechteckigen Grundriss mit den Seitenlängen von 12 und 17 Metern. Ihre Gesamthöhe beträgt 32 Meter. Die Außenwände sind durch je drei Fenster gegliedert.

Typisch für den hessen-kasselschen Wilhelms-Stil ist das hohe Schieferdach. An der Schmalseite der Kirche steht der quadratische Turm, der sich in der Höhe oktogonal verjüngt. Er wird von einem 13 Meter hohen Haubenhelm mit reich verziertem schmiedeeisernem Kreuz und goldenem Wetterhahn gekrönt.

Im Sandsteinportal über dem Eingang der Michaeliskirche zum Herrenhof ist das von Löwen gehaltene landesherrliche Wappen des Erbprinzen von Hessen und Grafen von Hanau, Wilhelm I., eingemeißelt. Darunter steht das Gründungsjahr der Kirche – Anno 1766. Und zwischen „Anno“ und „1766“ ist ein kleiner weißer Elefant mit Kreuz auf dem Körper an einer Kette hängend zu sehen. Wilhelm I. war Träger des Elefantenordens, des höchsten und ältesten Orden Dänemarks. Er hat in Dänemark studiert und 1764 die dänische Prinzessin Wilhelmine Karoline von Dänemark geheiratet.

Die barock anmutende Innenausstattung stammt aus der Bauzeit und ist von einer dreiseitigen Empore, einer zentral angeordneten erhöhten Kanzel sowie türkiser Farbgebung geprägt. Farblich passend dazu wurden die Buntglasfenster über der Kanzel gestaltet, die 2015 restauriert wurden.

Ein vergittertes weißes Kirchengestühl, das ehemals dem Kirchenvorstand vorbehalten war, befindet sich auf beiden Seiten des Altars unter den Emporen. Sechs Emporenbilder von 1693, die Jesus und einige Apostel darstellen, hängen an der nördlichen Wand, der Künstler ist unbekannt.

Eine Tür in der Südwand wurde in den 1950er Jahren zugemauert. In der so entstandenen Mauernische hängt ein gekreuzigter Jesus an einem Holzkreuz. Simon Khanoff, ein russischer Emigrant, hat es 1950 aus einem einzelnen Eichenbalken des „Höfchens“, des ehemaligen Schelmenhofes in Berkersheim gefertigt.

Die Orgel des Orgelbauunternehmens Oberlinger mit 18 Registern aus dem Jahr 1968 auf der Empore wurde 1992 gründlich renoviert. Die Kirche hat drei Glocken – klein, mittel und groß.

Im August wurde das 1900 erbaute Pfarr- und Gemeindehaus abgerissen. Bis 2023 soll dort eine neue, zeitgemäße Kindertagesstätte entstehen. Sie wird Platz für mehr Kinder bieten als die jetzige dreizügige Kita vor der Kirche, die marode ist und ebenfalls abgerissen wird. An ihrer Stelle wird dann in Zukunft ein neues Gemeindehaus gebaut, die genauen Pläne dafür sind allerdings bisher noch nicht entschieden.

Den Schlüssel für die Kirche kann man über Pfarrerin Antonia von Vieregge bekommen Mobil erreichbar unter: 0152 54 59 21 14.


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Autorin

Stephanie von Selchow ist Redakteurin des EFO-Magazins.

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