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Juwele der Kirchengeschichte, Teil 22: Die Cyriakuskirche in Rödelheim

Die Cyriakuskirche in Frankfurt-Rödelheim wurde 2021 und 2022 vollständig umgebaut und renoviert. Die Geschichte des nach einem Märtyrer benannten Gotteshauses reicht bis ins 8. Jahrhundert zurück.

Alt und Neu kombiniert: Blick in die renovierte Cyriakuskirche in Rödelheim. | Foto: Rui Camilo
Alt und Neu kombiniert: Blick in die renovierte Cyriakuskirche in Rödelheim. | Foto: Rui Camilo

Das griechische „kyriakos“, von dem sich der Name der Cyriakuskirche „auf der Insel“ in Rödelheim herleitet, bedeutet „zum Herrn gehörend“. Der Name geht auf einen Märtyrer zurück, der während der Diokletianischen Christenverfolgungen um 305 als Märtyrer in Rom enthauptet worden sein soll. Bereits in dem 788 erstmals als „Radilenheim“ urkundlich erwähnten Rödelheim gab es an dieser Stelle eine Kapelle, doch erlebten die Gebäude hier eine wechselhafte Geschichte.

Der letzte Wandel ist ganz frisch: Nach zweijähriger Umbauzeit durch das Architektenbüro Stein Hemmes Wirtz in Zusammenarbeit mit dem Evangelischen Regionalverband wurde die Cyriakuskirche am 1. Advent 2022 neu eröffnet. Wesentliche Veränderung ist die Ausrichtung nach Osten statt wie zuvor nach Norden: Der neue Altar steht jetzt vor dem hübschen gotischen Spitzbogen, der den Blick auf den kleinen gotischen Chor der alten Cyriakuskapelle freigibt. Er wurde im Zweiten Weltkrieg nicht zerstört, ist jetzt aber denkmalgerecht renoviert worden. An den Wänden hängen zwei Gedenktafeln für Verstorbene aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Das Glasfenster von 1832 in der Mitte zeigt die Beweinung des toten Christus.

Die Kirche ist frisch gestrichen und wirkt jetzt insgesamt hell und freundlich. Auch die Stühle sind neu und sollen jetzt zumeist im Halbrund vor dem gotischen Chor angeordnet bleiben. Der Altar mit Kreuz, das Lesepult und der Taufstein wurden – nach Ausschreibung eines Wettbewerbs – von den Künstlern Michael Lönne und Jörn Neumann neu gestaltet: Sie bestehen aus Edelstahl und Eichenholz, wirken leicht und ergeben mit dem neuen Eichenparket ein harmonisches Ganzes. Die Stücke sind mobil, sodass sie für Feiertagsgottesdienste verschoben werden können.

Die Steinmeyer-Orgel von 1956 mit zwanzig Registern und zwei Manualen steht jetzt auf der eigens errichteten Empore über dem Kircheneingang. Sie wurde von Süden nach Westen verlegt, vom Orgelbaumeister Rainer Müller aus Merxheim überarbeitet und klanglich dem neuen Raum angepasst.

Auf der nördlichen Wand gestalteten Lönne und Neumann die vier Evangelisten mit den typischen Symbolen Engel, Löwe, Stier, Adler neu: Sie sind jetzt nicht mehr aufgemalt, sondern spielen als hell angestrichene Metallreliefs mit dem Licht und dem Gelb des darunterliegenden runden Fensters, das 1953 von der Firma Franz Weitzel aus Coburg gefertigt wurde.

Im Süden wurde ein Teil des Kirchenschiffs durch eine mobile Wand abgetrennt und dient jetzt als großzügiger neuer Gemeindesaal. Für Festgottesdienste, zu denen viel Publikum erwarte wird, kann sie geöffnet werden. Die neuen bis zum Boden heruntergezogenen Fenster geben den Blick auf die alten Bäume im Park auf der Insel frei. „Durch die großen Fenster merken wir jetzt erst so richtig, was für ein Schatz die grüne Lage unserer Kirche ist“, sagt Pfarrerin Silke Schrom.

Schon 788 gab es an dieser Stelle eine Kapelle. Auf ihren Fundamenten wurde Mitte des 14. Jahrhunderts die Cyriakuskapelle im gotischen Stil aufgebaut. Gründer waren das gräfliche Ehepaar Philipp VII von Falkenstein und Elisabeth von Eppstein, damals Patronatsherrn.

Daran erinnert heute noch der hübsche Schlussstein in der Gewölbedecke des gotischen Chores mit dem Wappen der Grafen von Falkenstein. Nach 1463 wurde die Kapelle erweitert und zur selbstständigen Pfarrkirche. Förderin war Katharina von Ysenburg. Sie wurde 1465 in der Kirche begraben. Ihr Andenken wird bis heute durch eine Tafel im Eingang der Kirche geehrt.

Seit der Einführung der Reformation im Jahr 1544 ist die Cyriakuskirche evangelisch. In den Jahren 1943/1944 wurde sie bis auf die Cyriakuskapelle, Teile der Mauern und Reste des Kirchturms zerstört und zwischen 1951 und 1953 nach Plänen des Architekten Werner Neumann von den Architekten Dembach und Hieronymus wieder aufgebaut.

Durch den neuesten Umbau ist das Gemeindezentrum nun in das Kirchengebäude integriert. Über dem Saal im ersten Stock sind zwei Gruppenräume für Gemeindeaktivitäten hinzugekommen. Mobilität war dabei ein wichtiges Gestaltungsprinzip, um die Kirche und die weiteren Gemeinderäume für vielfältige Aktivitäten nutzen zu können. Dennoch ist die Kirche weiter erkennbar als Sakralraum gestaltet. Das Gemeindezentrum hat einen eigenen Eingang auf der Westseite.

Außen an der Kirche sind zwei große Rittergrabsteine von 1566 und 1573 zu sehen. Im Turm mit flachem Dach hängen drei Glocken von 1895, der Bauzeit des ersten, im Krieg zerstörten Lutherturms. Die Cyrikauskirche steht unter Denkmalschutz.


Adresse: St.
Cyriakuskirche. Auf der Insel 5. 60489 Frankfurt. Gottesdienste finden jeden Sonntag um 10 Uhr statt. www.roedelheim-evangelisch.de.


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Autorin

Stephanie von Selchow ist Redakteurin des EFO-Magazins.

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