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1300 Jahre Geschichte auf 50 Quadratmetern im Museum an der Kreuzkirche in Preungesheim

Spektakuläre Ausgrabungsobjekte, historische Gerätschaften und Schriftdokumente, die bis ins 16. Jahrhundert reichen: Das alles gibt es in einem kleinen Museum an der Kreuzkirche in Preungesheim.

Zu einem Rundgang durch die Geschichte Preungesheims lädt das neue Museum an der Kreuzkirche ein. Foto: Rolf Oeser
Zu einem Rundgang durch die Geschichte Preungesheims lädt das neue Museum an der Kreuzkirche ein. Foto: Rolf Oeser

Angesichts der Vielzahl an kunsthistorischen Schätzen in ihrem Besitz stand die Preungesheimer Kreuzgemeinde vor der Frage: Was machen wir damit? Die Antwort drängte sich geradezu auf: ein Museum. Im Saal des 1740 erbauten und zum Kulturdenkmal deklarierten alten Pfarrhauses sind „1300 Jahre Geschichte auf knapp 50 Quadratmetern“ komprimiert, wie es Kurator Stephan Döring bei der Eröffnung sagte. Der Restaurator, der im Gotteshaus zuvor schon mittelalterliche Seccomalereien und andere Pretiosen freigelegt hatte, hat gemeinsam mit einer Arbeitsgruppe der Gemeinde das Ausstellungskonzept entwickelt. Seit vier Jahren hat ein Kultur- und  Geschichtsverein die Einrichtung des „Museums an der Kreuzkirche“ vorangetrieben.

Den Grundstock der Exponate bilden aus der Kreuzkirche stammende Ausgrabungsobjekte sowie Dokumente aus dem Gemeindearchiv. Beim Rundgang zu den fünf Themeninseln „Preungesheim im Mittelalter“, „Konfession und Krieg“, „Der Deutsche Orden in Preungesheim“, „Vom Land zur Stadt“ und „Vom Kaiserreich zum 2. Weltkrieg“ gibt es auch vieles über die Vergangenheit des Stadtteils zu erfahren, der Frankfurt an Lebensjahren übertrifft. Wer sein Wissen über die Anfänge „Bruningisheims“, den Streit zwischen Reformierten und Lutheranern, im amerikanischen Befreiungskrieg kämpfende Preungesheimer, die patriotische Begeisterung im Kaiserreich oder das Ausmaß der Zerstörung am Ende des 2. Weltkriegs erweitern möchte, findet eine Fülle an anschaulichen wie schriftlichen Informationen.

Die jeweils mit einem Glaskubus bekrönten Ausstellungsvitrinen halten weit mehr bereit, als auf den ersten Blick zu sehen ist. Wer die Schubladen öffnet, findet zum Beispiel ein Rechnungsbuch von 1560 oder 500 Postkarten von Soldaten des 1. Weltkriegs, die dem damaligen Pfarrer auf seine wöchentlichen Briefe geantwortet haben. Als „einmalig“ stuft Stephan Döring die unzähligen Fotos vom verwüsteten Preungesheim sowie das „Tagebuch mit 1400 Einträgen über Bombentreffer“ ein. Der Kurator hofft, dass hier ein „Ort der kritischen Auseinandersetzung mit der Geschichte“ entsteht und temporäre Ausstellungen künftig wichtige Themen oder Ereignisse aus Preungesheim beleuchten.

Mit diesem Wunsch steht er nicht allein. Die Vorsitzende des Kultur- und Geschichtsvereins, Anneliese Gad, begreift das Museumsprojekt als „Antwort auf die häufigen Nachfragen und das Interesse der Bürger“. Seit man bei der Sanierung der zum europäischen Kulturgut erhobenen Kreuzkirche sensationelle Entdeckungen machte, führt sie wöchentlich Gruppen, Schulklassen und Altertumsvereine durch das Gotteshaus. Großen Zuspruch verzeichnet Kirchvorstandsmitglied Gad zudem bei den vom Verein längst regelmäßig organisierten Vorträgen, Lesungen und Erzählcafés in Sachen Preungesheimer Kunst- und Kulturgeschichte.

Pfarrer Hans Hofmann hat für das Museum den Job als Fundraiser übernommen und in den vergangenen Jahren mit ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern die umfangreiche Pfarrchronik digitalisiert. Für ihn ist der Blick in die Geschichte ein „unverzichtbarer Aspekt des gemeindlichen Selbstverständnisses“ und eine Säule der Arbeit, die nun auch die Trägerschaft eines Stadtteilmuseums umfasst.

Das Museum an der Kreuzkirche, Weinstraße 25, ist donnerstags von 16 bis 19 Uhr, sonntags von 11.30 bis 13 Uhr, jeden letzten Samstag im Monat von 16 bis 18 Uhr sowie nach Vereinbarung geöffnet.


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Doris Stickler 76 Artikel

Doris Stickler ist freie Journalistin in Frankfurt.