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Uwe Becker: „Frankfurt ist die jüdischste Stadt Deutschlands“

Im Rahmen des Jubiläums „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ (die erste jüdische Gemeinde auf deutschem Boden ist für das Jahr 321 in Köln verbrieft) gibt die Stadt Frankfurt in Zusammenarbeit mit der jüdischen Gemeinde die 60-seitige Broschüre „Jüdisches Leben in Frankfurt“ heraus.

Jüdisches Leben in Frankfurt - eine neue Broschüre informiert.
Jüdisches Leben in Frankfurt - eine neue Broschüre informiert.

„Aus meiner Sicht ist Frankfurt die jüdischste Stadt Deutschlands“, erklärt Bürgermeister und Kirchendezernent Uwe Becker (CDU) bei der Vorstellung des Projekts. Die Entwicklung der Stadt sei über rund 900 Jahre von jüdischen Familien mitgeprägt worden, das jüdische Leben sei „ein Teil der Identität Frankfurts“.

Die neue Broschüre erzählt zunächst die Geschichte der jüdischen Bevölkerug in Frankfurt zwischen Ansiedlung, Vertreibung, Ermordung und immer wieder neuen Anfängen. Sie stellt die jüdische Gemeinde, die ihre Wurzeln im 12. Jahrhundert hat und verschiedene Glaubensrichtungen unter ihrem Dach vereint, ebenso vor, wie den Sportverein Makkabi. Er lebt heute Integration vor: Nur 30 Prozent seiner Mitglieder sind jüdisch, Menschen anderer Glaubensrichtungen und Atheisten trainieren mit.

Persönlichkeiten wie Fiszel Ajnwojner, der Gabbai, also Laienvorsteher der Westend-Synagoge, oder die Autorin Barbara Bisicky-Ehrlich mit ihrer Freude an jüdischen Traditionen, aber auch ihren Ängsten, kommen zu Wort. Tochter Lyel Bisicky wünscht sich etwa „ dass ich meine Kette mit dem Davidstern nicht mehr unter dem Pullover verstecken muss, wie ich es zum Beispiel in der U-Bahn aus Angst tue.“

Das Heft erklärt und zeigt jüdische Feste wie den Schabbat, der am Freitagabend beginnt, das Lichterfest Chanukka oder Pessach, das den Auszug der Israelis aus der Sklaverei in Ägypten in die Freiheit feiert. Es stellt historische und gegenwärtige Orte jüdischen Lebens vor: Etwa das Museum Judengasse, den Börneplatz oder die jüdischen Friedhöfe, auf denen viele bekannte Persönlichkeiten liegen. Zwei Doppelseiten sind dem jüngst aufwendig restaurierten jüdischen Museum im Rothschildpalais am Untermainkai gewidmet: Dort wird die Geschichte des jüdischen Frankfurts von der Emanzipation bis zu Gegenwart mit den modernsten Mitteln der Museumspädagogik erzählt.

Nicht zuletzt gehört auch die Erinnerungskultur zum jüdischen Frankfurt. Das Projekt „Stolpersteine“ sowie die Anne-Frank-Bildungsstätte sind vorbildlich: Dort können junge Besucherinnen und Besucher sich nicht nur mit dem Holocaust sondern auch mit Antisemitismus, Rassismus, Diskriminierung und Menschenrechten in der heutigen Zeit auseinandersetzen.

Neben den Inhalten, die neugierig auf „Mehr“ machen, ist die neue Broschüre auch sehr ansprechend gestaltet. Zahlreiche Fotos, darunter auch historische Bilder, etwa von den Synagogen, die es Frankfurt gab oder von der Judengasse, die erst 1885 abgerissen wurde, sowie von zahlreichen Bräuchen und Sitten veranschaulichen „Jüdisches Leben in Frankfurt“. Nicht zuletzt zeigen viele fröhliche Kindergesichter, dass die jüdische Kultur in Frankfurt lebt.

Die Broschüre wird nach dem Lockdown in der Bürgerberatung, bei der Jüdischen Gemeinde und an vielen weiteren Orten, wie unter anderem bei Makkabi, ausliegen. Interessierte können Exemplare auch unter buergermeister@stadt-frankfurt.de anfragen.


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Stephanie von Selchow ist Redakteurin des EFO-Magazins.

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