Gott & Glauben

Der Sonntagsgottesdienst steht zur Debatte

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An normalen Sonntagen gehen nur noch sehr wenige Menschen in die Kirche, und der Trend zeigt weiter nach unten. Braucht man den Sonntagsgottesdienst da überhaupt noch? Eine Diskussion darüber findet am Dienstag, 17. März, um 19.30 Uhr in der Evangelischen Akademie, Am Römerberg 9, statt (Eintritt frei);

Predigt vor leeren Kirchenbänken: An vielen Sonntagen ist der Gottesdienstbesuch mäßig. | lllustration: Felix Volpp
Predigt vor leeren Kirchenbänken: An vielen Sonntagen ist der Gottesdienstbesuch mäßig. | lllustration: Felix Volpp

Hand aufs Herz: Wann waren Sie zuletzt in einem Gottesdienst? Wenn Sie jetzt „Weihnachten“ sagen oder „Kann mich nicht erinnern, ist schon ewig her“ – dann sind Sie typisch evangelisch: Deutlich weniger als drei Prozent der Gemeindemitglieder gehen an einem normalen Sonntag in die Kirche. Tendenz weiter sinkend.

Dass der Gottesdienstbesuch unter Evangelischen eher mau ist, ist kein neues Phänomen. Schon im 19. Jahrhundert haben sich Pfarrer darüber beklagt. Doch inzwischen ist die Teilnahme so gering, dass manche sich schon fragen, ob man den regelmäßigen Sonntagsgottesdienst überhaupt noch braucht. Der Politikberater Erik Flügge zum Beispiel, der auch in der Kirche häufig gebucht wird, ist der Meinung, dass die Ressourcen von Pfarrerinnen und Pfarrern besser für andere Angebote eingesetzt werden sollten. Denn alle Versuche, die Sonntagsgottesdienste attraktiver zu gestalten, damit sie mehr Publikum anziehen, sind bisher ohne substanziellen Erfolg geblieben.

Auch der Frankfurter Prodekan Holger Kamlah hat sich inzwischen von der Vorstellung verabschiedet, „dass wenn wir nur den richtigen Dreh finden würden, die Leute wieder jeden Sonntag in die Kirche kämen“. Im Gespräch mit dem EFO-Magazin betont Kamlah aber auch, dass Gottesdienste per se keineswegs „out“ seien. Denn zu besonderen Anlässen gingen durchaus viele Menschen in die Kirche. „Alle Pfarrerinnen und Pfarrer erzählen, dass sie in ihren Gemeinden lebhafte, schöne, inspirierende und volle Gottesdienste feiern“, so Kamlah. „Aber eben nicht jeden Sonntag.“

Der Prodekan plädiert deshalb dafür, verschiedene Formen von Gottesdiensten anzubieten. Dann könnten sich Interessierte aussuchen, ob sie lieber einen Familiengottesdienst mit Kinderbeteiligung, einen Musikgottesdienst mit hochkarätigen Orgelwerken, oder einen Wortgottesdienst mit starker Predigt besuchen möchten. Auch eine Reduzierung kann Kamlah sich vorstellen: „Wir müssen nicht jeden Sonntag in jeder Gemeinde Gottesdienst feiern.“

In Ostdeutschland gebe es zum Beispiel Kirchen, die sonntags regelmäßig geöffnet sind, auch wenn kein Gottesdienst stattfindet. „Dort brennt dann eine Kerze, ein Ehrenamtlicher liest vielleicht aus dem Evangelium oder betet ein Vaterunser.“

Eine Diskussion zum Thema „Zweifeln erlaubt: Brauchen wir den Sonntagsgottesdienst?“ findet am Dienstag, 17. März, um 19.30 Uhr in der Evangelischen Akademie, Am Römerberg 9, statt (Eintritt frei); mit Statements von Peter Scherle, Direktor des Theologischen Seminars Herborn, Antje Schrupp, Chefredakteurin dieser Zeitung, und David Schnell, Gemeinde- und Museumspfarrer.


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