Gab es Jüngerinnen?
In der kirchlichen Tradition ist es oft so überliefert worden, als wäre die Gruppe derer, die mit Jesus durch Galiläa zogen, ausschließlich männlich gewesen. Aber das ist eher ein Vorurteil und widerspricht der biblischen Überlieferung.
Dass auch Frauen zur Gruppe der „Jünger:innen“ zu zählen sind, ist heute in der Theologie unbestritten. Auch Quellen, die des Feminismus völlig unverdächtig sind, heben die Tatsache, dass es Jüngerinnen gegeben hat, ausdrücklich hervor, zum Beispiel dieser Artikel des Schweizerischen Katholische Bibelwerks oder diese Erläuterung des Herder Verlags.
In der Bibel werden als „Jünger“ Menschen bezeichnet, die nicht bloß die Lehren von Jesu hören, sondern ihm unter Zurücklassung ihrer bisherigen Lebensverhältnisse folgen. Es ist laut den Evangelien eindeutig, dass das nicht nur Männer waren, sondern auch Frauen, viele davon sind namentlich bekannt: Maria Magdalena natürlich, aber auch Johanna (die Frau eines Beamten des Herodes) und eine Susanna, und „viele andere“, wie es im Lukasevangelium, Kapitel 8, Verse 1-3 heißt.
In der Apostelgeschickte Kapitel 9, Vers 36 wird eine dieser Frauen, nämlich Tabita aus Joppe, auch ausdrücklich „Jüngerin“ genannt. Es ist also keine feministische Rückprojektion heutiger Ansichten, wenn wir durch Formulierungen wie „Jünger:innen“ klarmachen, dass es nicht nur Männer waren, die mit Jesus umherzogen.
In der katholischen Kirche von Jerusalem wird übrigens schon lange der 24. April als Feiertag der „Jüngerinnen Jesu Christi“ begangen.
Dennoch ist es natürlich interessant - und schade! - dass so viele Menschen sich auch heute noch die Gruppe um Jesus als eine männliche Gruppe vorstellen. Es ist ein gutes Beispiel, wie sehr der Gebrauch des generischen Maskulinums in der Bibel und auch in späteren theologischen Texten zur Folge hat, dass sich Bilder formen: Wenn nur in männlichen Formen geschrieben wird, dann entsteht eben vor dem inneren Auge auch unweigerlich ein Bild von lauter männlichen Menschen.
Genau das ist der Grund, warum wir im EFO-Magazin Wert auf eine inklusive Sprache legen. Es ist einfach sprachlich genauer und wird gerade auch der Bibel und den dort geschilderten Ereignissen besser gerecht.
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