Gott & Glauben

Pfingsten: Wer vertraut, kann andere verstehen

Die Verbreitung von Lügen und Hass im Internet hat es auf das gesellschaftliche Miteinander abgesehen. Dem sollten wir mit „Hope Speech“, also „Hoffnungsrede“, entgegentreten

Feuer ist ein Symbol für jene Kraft, die Menschen „begeistert“: Pfingstperformance in der Oberräder Erlöserkirche. | Foto: Rolf Oeser
Feuer ist ein Symbol für jene Kraft, die Menschen „begeistert“: Pfingstperformance in der Oberräder Erlöserkirche. | Foto: Rolf Oeser

Was haben Donald Trump und Pfingsten gemeinsam? Keine Bange, nicht viel. Doch bereits damals, als die Jünger:innen, vom Heiligen Geist erfüllt, plötzlich die Botschaft Jesu in vielen verschiedenen Sprachen ganz unterschiedlichen Menschen erzählen konnten, wurden sie der „Falschmeldung“ beschuldigt. Sie seien „voll des süßen Weines“, betrunken also. Heute würde man sagen, sie verbreiteten Fake News.

Dass dem 50 Tage nach Jesu Tod nicht so war, beweist die Tatsache, dass es das Christentum bis heute gibt. Die Idee von Jesus hat viele Anhänger:innen gefunden und sich in der ganzen Welt ausgebreitet. Deshalb feiert die Kirche an Pfingsten „Geburtstag“.

Man könnte nun entgegenhalten, dass auch Verschwörungsmythen ihre Gefolgschaft hinter sich wissen und große Bewegungen ins Leben rufen können. Worin unterscheidet sich aufrichtiger Glaube an eine Sache von Fanatismus?

Der Unterschied liegt in der Frage, ob eine Glaubensbewegung auch Zweifel zulässt und sich immer wieder selbst kritisch hinterfragt. Ernsthafter Glaube und Verschwörung unterscheiden sich auch dadurch, dass sich von ersterem niemand bedroht fühlen muss. Religionen brauchen keine Anführer im Stil von Donald Trump, die demagogisch und populistisch auftreten. Und schließlich: Religiöser Glaube basiert auf Vertrauen und Vernunft, Verschwörungsmythen dagegen auf Angst und Misstrauen.

Das Phänomen von Fake News, also der gezielten Verbreitung von Lügen und Falschmeldungen, ist so alt wie die Menschheit selbst. Doch mit dem Internet hat ihre Verbreitung eine Geschwindigkeit erreicht, bei der einem nur schwindelig werden kann. Bots und Trolle hacken sich in unsere technische DNA ein und versuchen gezielt, uns und unsere Meinung zu manipulieren.

Die Urheber haben nur ein Ziel: Misstrauen zu streuen. Wem kann ich noch glauben? Stimmt das, was da in der Zeitung steht? Und die Politikerin, führt sie nicht vielleicht doch Schlimmes im Schilde? Fake News und auch Hate Speech, also Hassrede und Verunglimpfung, haben es auf die Mitmenschlichkeit abgesehen, auf unser gesellschaftliches Miteinander. Dafür nutzen sie eines unserer wichtigsten Werkzeuge, die Kommunikation. Das müssen wir stoppen. Verständigung beruht auf Verständnis. Darauf, dass wir einander vertrauen, dass wir zumindest einen Funken Wahrheit unterstellen und an das Gute glauben. Geht uns das verloren, sind wir verloren.

Auch die Jünger:innen waren nach Jesu Tod verunsichert. Doch ihr Sprechen darüber, wie es weitergehen kann, hat eine große Glaubensgemeinschaft geschaffen. Heute würden wir sagen, das war ein Beispiel für „Hope Speech“. Eine Idee, die dringend Nachahmer:innen sucht.


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Angela Wolf 117 Artikel

Angela Wolf ist Mitglied in der Redaktion des EFO-Magazins. Sie wurde 1978 in Aschaffenburg geboren. Heute lebt sie in Frankfurt am Main, wo sie Soziologie, Politikwissenschaften und Psychoanalyse studierte.

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