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Haben Sie „Schutzzone“, den neuen Roman von Nora Bossong, gelesen? Nein? Der heiße Anwärter auf den Deutschen Buchpreis 2019 liegt noch unaufgeschlagen auf Ihrem Nachttisch? Weil Sie nach den atemberaubenden Folgen der zweiten Staffel der Netflix-Serie „Dark“ immer zu müde waren?
Dann geht es Ihnen wie vielen Deutschen. Streaming-Dienste wie Netflix und Prime setzen dem Buchmarkt immer mehr zu. Von den Feuilletons hoch gelobte Serien wie „Haus des Geldes“, „Orange is the new Black“ oder „Homeland“ sind längst beliebte Themen bei Abendessen von Akademikerinnen.
Ihre Sogwirkung beruht auf ähnlichen Zutaten wie ein gutes Buch: ein zentraler Ort, unterschiedlichste Charaktere, kunstvoll verflochtene Handlungsstränge, Cliffhanger, Geheimnisse, Schicksalsschläge – das ganze Programm. In der Hierarchie der Kulturproduktion stand die Belletristik jahrzehntelang weit über TV-Formaten. Heute spricht man von komplexen, nach vielen Seiten anschlussfähigen Erzählströmen und meint die ästhetisch ambitionierten Serien, die seit den späten 1990ern das Genre revolutioniert haben.
Manchen ist der Chemielehrer und Drogenkoch Walter White aus der Serie „Breaking Bad“ gar ein neuer Hamlet, ja, das Format Serie an sich so etwas wie der postmoderne Gesellschaftsroman. Glotzen ist gesellschaftsfähig geworden.
Trotzdem (oder vielleicht gerade deswegen) sollten Sie unbedingt zwischen dem 16. und dem 20. Oktober auf der Frankfurter Buchmesse vorbeischauen. Am 17. Oktober um 20 Uhr liest übrigens Nora Bossong bei Open Books in den Römerhallen.
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