Kunst & Kultur

Die Orgel des Monats August: Sie steht in der evangelischen Stadtkirche in Frankfurt-Höchst

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Ein Kleinod mit wechselvoller Geschichte: Jürgen Ahrend schuf 1975 das aktuelle Instrument. Orientiert hat er sich dabei an verschiedenen Zeitepochen und Regionen.

Die Orgel in der Höchster Stadtkirche. I Foto: privat
Die Orgel in der Höchster Stadtkirche. I Foto: privat

In diesem Jahr wird bundesweit das „Jahr der Orgel“ begangen. Für das Evangelische Stadtdekanat Frankfurt und Offenbach ein Anlass, zwölf der hiesigen Instrumente als „Orgel des Monats“ vorzustellen. Im August rückt die Orgel in der evangelischen Stadtkirche in Frankfurt-Höchst in den Fokus.
Die 1882 fertiggestellte evangelische Stadtkirche in Höchst, der erste evangelische Kirchenbau dort, erhielt 1888 eine Orgel aus der Werkstatt von Karl Heinrich Voigt aus Wiesbaden-Igstadt. Bereits kurz nach dem Einbau des Instrumentes mussten Maßnahmen zum Schutz vor Feuchtigkeit und Nässe ergriffen werden, da die Orgel entgegen des Ratschlags ihres Erbauers auf Wunsch des Bauleiters im Turm der Kirche aufgestellt worden war.

1915 wurde die Höchster Orgel durch die Firma Walcker umgestaltet und erweitert. Der Zustand des Instrumentes verschlechterte sich allerdings im Lauf der Jahre immer mehr. 1973 wird der Zustand der Orgel in einem Gutachten als „technisch wenig befriedigend“, aber alles in allem als interessantes und brauchbares Werk beschrieben. Eine Restaurierung der Orgel in Richtung des ursprünglichen spätromantischen Klangbildes wurde angestrebt.

Allerdings hatte sich der Zeitgeschmack geändert. Im Zuge der sogenannten Orgelbewegung wurden romantische Orgeln häufig wenig geschätzt, man bevorzugte nun einen hellen, an nord- oder mitteldeutschen Barockorgeln orientierten Klang. So entschloss sich der Kirchenvorstand der Gemeinde statt zur Restaurierung zu einem Neubau der Orgel. In einer kurzfristigen Aktion wurde die alte Orgel aus der Kirche entfernt, die historische Substanz des Instrumentes ging verloren.

1975 fertigte Jürgen Ahrend eine neue Orgel, die heute ein besonderes klangliches Juwel darstellt. Das Instrument beherrscht mit seinem Gehäuse aus Eichenholz und den zinnernen Prospektpfeifen die Westempore und prägt optisch den gesamten Kirchraum.

Kennzeichnend für die Orgeln Jürgen Ahrends war die Auseinandersetzung mit im Laufe der Jahrhunderte fast verloren gegangenen Techniken des Orgelbaus. Ziel dieser Wiedergewinnung traditioneller Handwerkskunst war die Gestaltung neuer Orgeln, deren Klangqualität den hervorragenden Instrumenten der Zeit des 17. und 18. Jahrhunderts nahekommen sollte. Vorbilder fand Ahrend vorwiegend in den barocken Orgeln Norddeutschlands, allerdings nahm er auch Einflüsse aus dem Elsass und aus dem mitteldeutschen Orgelbau, insbesondere der Brüder Silbermann, auf. So kommen seine Orgeln an Klangschönheit, Solidität und Einfachheit der Anlage den originalen Vorbildern gleich, ohne bloße Kopien zu sein.

Die Orgel der Stadtkirche in Höchst, obwohl eines der ersten Werke Jürgen Ahrends, ist ein typisches Beispiel für sein Schaffen und ein wahres Kleinod in der Orgellandschaft unseres Dekanats.


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