Kunst & Kultur

Die Orgel des Monats März: Die Sauerorgel in der Segenskirche

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Eine romantische Rarität fand in den siebziger Jahren in Frankfurt-Griesheim eine neue Heimat

Ein Schmuckstück im Frankfurter Westen I Foto: Rolf Oeser
Ein Schmuckstück im Frankfurter Westen I Foto: Rolf Oeser

Anlässlich des Jahrs der Orgel wird in diesem Jahr im Evangelischen Stadtdekanat Frankfurt und Offenbach allmonatlich ein Instrument vorgestellt. Im März trägt die Orgel der evangelischen Segenskirche in Griesheim diesen Titel. Sie ist schon ein ganz besonderes Frankfurter Instrument, die romantische Orgel der Segenskirche. Viele Orgeln aus ihrer Entstehungszeit gibt es nicht mehr in Frankfurt, etliche Instrumente gingen im Krieg verloren und veränderte klangliche Ideale gaben dem Typ der romantischen Orgel vielfach den Rest. Dabei entstand in der Frankfurter Paulskirche 1844 der Prototyp der romantischen Orgel: Mit sehr wenigen hohen Registern, dafür aber mit einem ungeheuren Farbenreichtum in den grundtönigen Stimmen.

Auch die von Wilhelm Sauer 1887 als Opus 475 gebaute Orgel ist eine Vertreterin dieses Instrumententyps und die einzige unverändert erhaltene romantische Orgel in Frankfurt überhaupt. Auf zwei Manualen und Pedal verteilen sich 28 Register, von denen über die Hälfte in der 16- und 8-Fuß-Tonlage erklingen – hohe Töne sucht man hier vergebens. Dafür werden die Zuhörenden entschädigt durch ganz unterschiedliche Klänge, warm, weich, zart, kraftvoll – die Sauerorgel hat viel zu bieten. Besonders der Anteil der sogenannten streichenden Register, die tatsächlich vom Klang der Streichinstrumente inspiriert sind, machen den Charakter dieser Orgel aus. Die Register tragen Bezeichnungen wie „Viola da Gamba“, „Violoncello“ oder „Contrabass“, aber auch weiche, warme Töne lassen sich Registern wie der „Flute harmonique“ oder der „Traversflöte“ entlocken.

Dabei ist die Sauerorgel gar keine echte Frankfurterin: Ursprünglich war das Werk für eine evangelische Kirche in Bochum-Laer konzipiert und errichtet worden. Als diese 1974 abgerissen wurde, fand die Orgel zunächst Aufnahme in einer Scheune im oberhessischen Laubach. Als der Kirchenvorstand der Segensgemeinde sich 1993 dafür entschied, die in der Kirche befindliche Nachkriegsorgel zu ersetzen, kam die wertvolle Orgel auf Vermittlung des Orgelsachverständigen der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) Hans Martin Balz in Griesheim zu neuen Ehren. Die Gemeinde kann zu Recht stolz sein auf dieses Kleinod.


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